Burger-Fans in Moskau nahmen am Sonntag lange Wartezeiten auf sich. Geduldig standen sie teils stundenlang vor ehemaligen McDonald's-Filialen an. Der US-Fast-Food-Riese zog sich vor Wochen aus Russland zurück, wegen Putins blutigem Krieg in der Ukraine.
Neu heissen die Burger-Lokale «Wkusno i totschka», was phantasievoll «Lecker und Punkt» bedeutet. Der McDonald's-Klon gehört dem Russen Alexander Gowor, der einst in der Bergbau- und Öl-Branche reich wurde und zuletzt 25 McDonald's-Filialen in Sibirien betrieb. Jetzt kaufte Gowor gleich alle 847 Branchen im Land. Der Kaufpreis ist unbekannt.
Die Bilder am Sonntag mit den langen Warteschlangen vor den Restaurants erinnerten an den 31. Januar 1990, als Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer der erste McDonald's in Moskau öffnete. 30'000 Menschen standen damals Schlange, als dieses Symbol des Westens in der ehemaligen Sowjetunion die Tore öffnete.
Kriegsbotschaft
Auch am Sonntag wollten sich Moskauer die Burger-Neueröffnung nicht nehmen lassen. 15 Filialen empfingen wieder Gäste. An denselben Standorten, mit dem gleichen Personal, fast identischem Menü – und neuem Namen und Logo.
Doch beim ehemaligen McDonald's nahe der Puschkinskaja-Metro, wo vor mehr als drei Jahrzehnten Zehntausende einen ersten Hauch von Freiheit erhaschen wollten, waren die Warteschlangen am Sonntag doch deutlich kürzer als damals.
Das neue Logo mit Punkt und zwei Strichen soll einen Burger mit zwei Pommes Frites zeigen. Der Name – «Wkusno i totschka» – ist auch eine patriotische Anspielung an die Kämpfe in der Ukraine. Russland setzt dort die noch von den Sowjets entwickelte ballistische Rakete OTR-21 Totschka-U ein.
Russen-Cola
Dabei musste für den neuen Marktauftritt des McDonald's-Klons sichtlich improvisiert werden. Pommes Frites und Burger werden in weissen Verpackungen ohne Logo gereicht. Trinkbecher und Tüten zum Mitnehmen sind einfarbig braun.
Auch abgepackte Saucen konnten die neuen Betreiber noch nicht neu fertigen. Dafür wird auf den alten Originalsaucen von McDonald's kurzerhand das gelbe Logo schwarz durchgestrichen.
Der Big Mac heisst neu Grand, das Filet-o-Fish ist neu simpel einfach der Fisch-Burger. Laut Besuchern schmecke alles praktisch gleich, ausser die russische Cola. Die Kette bezog ihre Produkte noch unter US-Management von russischen Landwirten. Dies soll dafür sorgen, dass alles weiter ähnlich schmeckt. (kes)