Berset und sein Chef-Beamter provozieren Mega-Streit
«Einige Ärzte verdienen mit der Grundversicherung eine Million»

Politik und Ärzte streiten sich über das Vergütungsmodell Tarmed. Während Bundesrat Berset und sein BAG-Chef sich über wenige Spitzenverdiener in weissen Kitteln aufregen, halten die Ärzte selber das für polemisch.
Publiziert: 12.02.2018 um 11:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2023 um 19:56 Uhr
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Urologen, Gastroenterologen und Radiologen (Bild) würden am meisten abkassieren, sagt das Bundesamt für Gesundheit.
Foto: /KEYSTONE/GAETAN BALLY

Der Streit um die Änderungen am Ärzte-Vergütungsmodel Tarmed wird immer giftiger. Jetzt greifen Bundesrat Alain Berset (45) und sein oberster Beamter Pascal Strupler (58), Chef des Bundesamts für Gesundheit (BAG), mit dem Abzocker-Argument an.

«Einige Ärzte verdienen über 80'000 Franken im Monat dank der Grundversicherung», klagt Berset. «Das ist inakzeptabel.» Und BAG-Strupler schimpfte am Freitagabend in der Westschweizer Sendung «Infrarouge» – dem Romand-Pendant zur «Arena»: «Es gibt circa 140 Ärzte, die wegen der Grundversicherung eine Million Franken verdienen.» Konkret: Urologen, Gastroenterologen und Radiologen kassierten am meisten ab.

Berset versteht die Klagen der Ärzte nicht.
Foto: ANTHONY ANEX

Grund für den Frust bei Berset und Strupler: Die Ärzte wehren sich vehement gegen die Änderungen des Tarmed-Punktemodells, welches Berset auf Anfang 2018 eingeführt hat. Sie seien ineffizient (BLICK berichtete).

Durchschnitts-Lohn deutlich tiefer

Kein Wunder, folgt auf die Vorwürfe durch Berset und Strupler sofort der Gegenangriff: «Hören Sie auf, 140 Ärzte zu nehmen, bei denen man nicht weiss, ob Sie Umsatz oder Lohn meinen, um zu beweisen, dass die 40'000 Schweizer Ärzte Millionäre sind», zitiert das Portal «Medinside» Philippe Eggimann, den Präsidenten der Waadtländischen Ärztegesellschaft.

Die letzten verlässlichen Zahlen zum Thema geben Eggimann recht: 2009 betrug der Durchschnitts-Lohn eines Praxisarztes 190'000 Franken.

Berset und sein Chefbeamter scheinen sich wirklich auf ein paar besonders stossende Einzelfälle eingeschossen zu haben.

Immerhin scheinen die Tarmed-Massnahmen bisher zu greifen: Der Konsumentenpreisindex fiel im Januar dank ihnen um 0,1 Prozent, wie heute Montagmorgen bekannt wurde. Die Preise für ambulante ärztliche Leistungen im Spital fielen um 4,9 Prozent. Um 0,4 Prozent günstiger wurden auch ärztliche Leistungen der Arztpraxen. (kst/SDA)

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