Darum gehts
- Lonza verändert Oberwallis nachhaltig durch Milliardenprojekt und Impfstoffproduktion
- Wohnungsknappheit und steigende Mieten als Folge des Arbeitskräftezuwachses
- Lonza-Hauptwerk in Visp beschäftigt rund 5000 Arbeitskräfte, fast doppelt so viele wie vor zehn Jahren
Der Pharmazulieferer Lonza hat das Oberwallis in nur wenigen Jahren nachhaltig verändert. Dabei spielten der richtige Riecher der damaligen Chefetage und ein eigentlich unerwünschter Zufall eine zentrale Rolle. Der Konzern gab 2018 am Standort in Visp VS den Startschuss für ein Milliardenprojekt. Im Ibex-Komplex können Pharmaunternehmen die Herstellung neuer Wirkstoffe testen und bei Bedarf direkt in grossen Mengen produzieren. Die Corona-Pademie brach aus, Moderna beauftragte die Lonza mit der Produktion des Impfstoffwirkstoffs – der Rest ist Geschichte. Der Ibex-Komplex war plötzlich weltbekannt. Die Aufträge sprudelten und die Lonza boomte.
Aktuell arbeiten im Lonza-Hauptwerk in Visp rund 5000 Arbeitskräfte – das sind fast doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Die Zahl ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die Lonza-Belegschaft 2021 durch den Verkauf der Chemiesparte in Visp um 850 Angestellte geschrumpft ist. Im Windschatten der Lonza wuchs auch bei Zulieferern und anderen Branchen der Personalbedarf an.
Aus der ganzen Schweiz und dem Ausland strömten neue Arbeitskräfte ins Oberwallis. Die Leerstände waren rasch aufgebraucht und es kam zu einer Wohnungsknappheit. Aberhunderte neue Wohnungen wurden gebaut, viele befinden sich noch in der Umsetzung. In Brig-Glis, Visp und Naters legten die Mieten zur Freude der Eigentümer und zum Verdruss vieler Mieter deutlich zu.
Auch alte Wohnungen plötzlich gefragt
Die schon oft totgesagten Bergdörfer waren klar auf der Gewinnerseite. So wuchs die Bevölkerung von Ausserberg innerhalb von vier Jahren von 613 auf 670 Einwohnerinnen und Einwohner an. Ein Plus von knapp zehn Prozent, auch wenn nicht alle einen langfristigen Verbleib anstreben. «Im Dorf leben rund 40 bis 45 Temporärangestellte der Lonza», sagt Gemeindepräsident Diego Treyer (43). Sie belegen in erster Linie alte, oft renovationsbedürftige Wohnungen. Die Gebäude sind meist ungeeignet für junge Familien und in Bergdörfern in grosser Zahl vorhanden.
Die ausländischen Temporärkräfte können dank günstiger Mieten mehr Geld zur Seite legen. Und die Eigentümer sehen, dass eine Nachfrage da ist, was mittelfristig auch den Investitionen in den alten Gebäudebestand zugutekommen dürfte.