Bäckerei-Maschinen für Russen
Burgdorfer Firma macht Millionen mit Russland-Exporten

Die Sanktionen gegen Russland betreffen fast die ganz Maschinenindustrie. Die Ganze? Die Firma Rondo aus Burgdorf BE liefert ihre Teigmaschinen munter weiter ins Kriegsland.
Publiziert: 22.08.2022 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2022 um 10:26 Uhr
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Viele Firmen habe die Lieferungen nach Russland eingestellt.
Foto: freshfocus

Die allermeisten Schweizer Industrieunternehmen sind von den Sanktionen gegen Russland betroffen, mussten sich aus dem oft wichtigen Markt zurückziehen. Das gilt für die Uhrenindustrie genauso wie für viele Maschinenbauer. Allerdings nicht für alle. Ein Maschinenbauer aus Burgdorf BE liefert weiter nach Russland und erzielt dort Millionenumsätze, wie die «Berner Zeitung» enthüllt.

Rondo stellt Teigmaschinen für Grossbäckereien und die Lebensmittelindustrie her. Diese Maschinen formen Teig und spucken pro Stunde Hunderte oder gar Tausende Gipfeli, Weggli, Berliner oder Brote aus – und fallen grösstenteils nicht unter die Sanktionen. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hatte bis jetzt nur teilweise Einfluss auf das Geschäftsgebaren der Firma.

«Wir machen nicht Politik»

«Ich enthalte mich einer Stellungnahme zum Konflikt, verurteile aber grundsätzlich den Einsatz von Waffen gegen Menschen», schreibt Rondo-Chef Peter Studer in einem E-Mail an die Belegschaft kurz nach Kriegsausbruch an die Belegschaft. Man wolle am strategisch wichtigen Markt Russland festhalten und setze wegen des Kriegs die Lieferungen in die Ukraine aus, heisst es im E-Mail, aus dem die Zeitung zitiert.

Immerhin: Seit sich das Kriegsgeschehen auf den Osten und Süden der Ukraine konzentriert, liefert Rondo auch wieder in die Ukraine. Mit den Lieferungen nach Russland konfrontiert, erklärt der Rondo-Chef: «Dass Krieg herrscht, ist verwerflich. Aber wir machen nicht Politik, wir stellen Maschinen für Bäckereien her.» Die Rondo-Produkte würden gebraucht, um Grundnahrungsmittel herzustellen, deshalb liefere man, solange es die Sanktionen erlaubten.

Angestellte dürfen sich nicht äussern

In Russland arbeiten rund 20 Verkaufs- und Serviceangestellte für eine Rondo-Tochter. Das Unpolitische diene auch der Sicherheit dieser Leute, argumentiert Studer: «Wenn wir uns proukrainisch positionieren würden, bedeutete das eine Gefahr für unsere Angestellten in Moskau. Aber wir beziehen auch nicht Position für die russische Seite.»

Das gilt auch für die Angestellten, wie ein Insider der «Berner Zeitung» berichtet. So seien Mitarbeitende angewiesen worden, Solidaritätsbekundungen für die Ukraine von ihren Profilen auf dem Business-Netzwerk LinkedIn zu löschen. Der Leiter der Rondo-Niederlassung in Moskau, der auf seinem LinkedIn-Profil den russischen Aussenminister Sergei Lawrow gelobt hatte, musste den Eintrag genauso löschen. (koh)


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