Auf einen Blick
Noch acht Wochen bis zur US-Präsidentschaftswahl. Am Dienstagabend sind Kamala Harris und Donald Trump im ersten TV-Duell aufeinandergetroffen. Bis zur Wahl am 5. November müssen sie kräftig mobilisieren, denn das Rennen ist eng. Wer ins höchste Amt der USA will, muss nicht nur Herzen und Köpfe gewinnen, sondern auch genügend finanzielle Mittel für den teuren US-Wahlkampf eintreiben.
Bei den Wahlkampfspenden führt bislang die demokratische Kandidatin und Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie hat laut der Plattform Open Secrets insgesamt bislang knapp 800 Millionen Dollar an Wahlkampfmitteln eingesammelt, der Republikaner Donald Trump weniger als 600 Millionen. Doch bei der US-Wahl 2024 geht es um mehr: Neben dem mächtigsten Amt der Welt werden auch alle 435 Abgeordnete des Repräsentantenhauses, 34 der US-Senatoren und -Senatorinnen sowie mehrere Gouverneure und Parlamente in fast allen Bundesstaaten gewählt.
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Auch in diesen Rennen steckt ordentlich Geld von Unternehmen und Interessenverbänden – schliesslich entscheidet die Legislative massgeblich über Gesetze, Regulierungen und Wirtschaftspakete wie etwa den Inflation Reduction Act (IRA) oder den American Rescue Plan.
1,76 Millionen Dollar von SMI-Firmen
Schweizer Unternehmen mischen im US-Wahlkampf 2024 finanziell mit. Die Firmen dürfen zwar nicht direkt an eine Kandidatin oder einen Kandidaten spenden. Ihre amerikanischen Tochtergesellschaften und Einzelpersonen wie etwa Angestellte oder Besitzerinnen können aber Spenden tätigen, solange das Geld ausschliesslich aus US-Einkünften stammt und keine ausländischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger an der Entscheidungsfindung beteiligt sind. Direkt oder über sogenannte PACs und Super PACs (siehe Box unten), die weniger streng reguliert sind, gehen die Spenden an die Präsidentschaftskandidaten, ihre Parteien sowie an republikanische und demokratische Kandidierende für das Repräsentantenhaus und den Senat.
Von den zwanzig SMI-Firmen flossen so bereits 1,76 Millionen Dollar an Kandidatinnen und Kandidaten beider Parteien. Das zeigt eine Recherche der «Handelszeitung» auf der Plattform Open Secrets, die Geldflüssen im US-Wahlkampf nachspürt – die Zahlen wurden unmittelbar vor der TV-Debatte am 10. September 2024 erhoben. Besonders viel spendeten jene Organisationen mit der grössten US-Exposition: UBS, Nestlé sowie die Versicherungs- und Pharmakonzerne.
Und so haben die amerikanischen Tochterfirmen und Angehörigen der SMI-Firmen im diesjährigen US-Wahlkampf bisher gespendet:
Nestlé: Von den Republikanern zu den Demokraten
Trotz starkem US-Geschäft spielt der Lebensmittelkonzern bislang mit Wahlkampfspenden über 41'510 Dollar eine vergleichsweise kleine Rolle – bei den US-Wahlen 2020 waren es mehr als viermal so viel. Der grösste Teil der Spenden ging an Kamala Harris und an demokratische Kandidatinnen und Kandidaten für den Kongress.
Interessant dürfte sein, ob die Nestlé-Spenden noch mehr werden. In den vergangenen drei Jahrzehnten war der Konzern deutlich den Republikanern zugeneigt – erst seit den Halbzeitwahlen 2018 kehrte sich das Verhältnis um.
Nestlé legt gegenüber der Handelszeitung Wert darauf, dass – anders als bei früheren Wahlen – die genannten Spenden bislang ausschliesslich von Einzelpersonen stammen. «Weder Nestlé noch ihre Tochtergesellschaften haben im US-Wahlkampf gespendet. Alle Gelder kamen von Einzelpersonen, und wir nehmen keinen Einfluss auf unsere Mitarbeitenden», teilt ein Nestlé-Sprecher mit.
Zwei mit dem Unternehmen verbundene PACs waren zuletzt 2008 und 2016 aktiv. Ein dritter PAC ist aktiv und hat bereits mehr als 20'000 Dollar eingesammelt, jedoch noch nicht gespendet. In der Vergangenheit gingen die Gelder des PAC mehrheitlich an die Republikaner.
Roche: Grosse Zahlung ans Lager Harris
Der Basler Pharmakonzern ist mit Spenden über 529'653 Dollar ein Schwergewicht im diesjährigen US-Wahlkampf. Der Löwenanteil ging an die Demokraten – allein Kamala Harris erhielt schon mehr als 148'000. Donald Trump selbst sammelte bislang nur 23'100 ein.
Novartis: Mehrheit für Harris, Grossspende an konservative Gruppe
Mit 253'625 Dollar steckte dieser Pharmariese bislang gut eine Viertelmillion in den Wahlkampf. Mehr als 85'000 gingen direkt an Kamala Harris, zu Trump hingegen floss nur ein Bruchteil (13'756). Insgesamt erhielt das demokratische Lager im aktuellen Wahlzyklus bislang mehr als fünfmal so viel Geld wie das republikanische. Auffällig ist allerdings eine Grossspende über 50'000 Dollar an die republikanische Interessengruppe Gopac, die aussichtsreiche konservative Kandidatinnen und Kandidaten für Regierungsämter aufbaut und unterstützt.
Novartis begehrt aktuell kräftig gegen einen zentralen Erfolg der Biden-Regierung auf: die mit dem Inflation Reduction Act (IRA) verabschiedete Medikamentenpreiskontrolle. Die zuständige Behörde hat das Herzmedikament Entresto aus dem Hause Novartis als eines der ersten zehn Medikamente im Medicare Drug Price Negotiation Program für 2026 ausgewählt. In einer Mitteilung Ende August bezeichnete die Novartis die Preiskontrolle als «verfassungswidrig».
Trotz der Differenzen mit der Biden-Regierung neigt Novartis im Präsidentschaftsrennen offenbar der aktuellen Biden-Vize Kamala Harris mit der Option zur nächsten US-Präsidentin zu. Allerdings hat auch Donald Trump die hohen Medikamentenpreise im Visier. Als Präsident hatte Trump eine Executive Order unterzeichnet, welche die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente senken sollte.
ABB: Erst wenig Spenden
Das ABB-Spendenverhalten fiel in den vergangenen Jahren höchst unterschiedlich aus. Mal gaben das Unternehmen beziehungsweise seine Angehörigen mehr, mal weniger. Mal profitieren die Republikaner, mal die Demokraten. In diesem Jahr flossen erst rund 10'000 Dollar von der ABB in die verschiedenen Kampagnen – gut 8000 direkt an Kamala Harris, nur rund 600 an Donald Trump.
UBS: Mehr Geld für Nikki Haley als für Donald Trump
Die UBS verzeichnet mit 701'803 Dollar das bislang höchste Spendenvolumen. Ein Siebtel davon (108'174) ging direkt an Harris, auch insgesamt haben die Demokraten auf der Empfängerliste die Nase vorn. Dabei wäre die Grossbank offenbar durchaus offen für einen Politwechsel: Die Republikanerin Nikki Haley, die gegen Trump um die republikanische Präsidentschaftskandidatur angetreten war und im Frühjahr aufgab, erhielt mehr als 38'000 Dollar aus den Reihen der UBS – Trump bis heute nur knapp 34'000.
Zurich Insurance: Abkehr von den Republikanern?
Die Zurich hat sich mit 118'509 Dollar am Wahlkampf beteiligt. Auch von der Versicherungsgesellschaft floss mehr als viermal so viel Geld direkt an Harris wie an Trump und insgesamt knapp doppelt so viel an die Demokraten wie an die Republikaner. Bliebe es bei diesem Verhältnis, wäre es das erste Mal seit den US-Wahlen 1996 (Clintons Wiederwahl), dass die Zurich nicht die Republikaner bevorzugt.
Richemont: Keine Spenden
Holcim: Weniger Spenden als in den Vorjahren
Der Baustoffkonzern hat bislang erst ein paar Tausend Dollar gespendet. Harris und die Demokraten erhielten davon etwas mehr. In den vorherigen Wahlkämpfen war Holcims Spendenvolumen deutlich grösser. Gut möglich, dass sein Investitionsinteresse im diesjährigen Wahlkampf insgesamt ein bisschen geringer ist, weil das Unternehmen sein Nordamerika-Geschäft 2025 abspalten und an die Börse bringen will.
Bis auf 2008 (erste Obama-Wahl) und 2010 hat Holcim in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem die Republikaner unterstützt. Der Baustoffkonzern profitierte allerdings massiv vom Inflation Reduction Act (IRA) der Biden-Regierung.
Lonza: 2020 wurden die Demokraten unterstützt
Das Healthcare-Unternehmen ist allgemein kein Schwergewicht im US-Wahlkampf. Ausnahme: 2020 floss mit rund 37'000 Dollar vergleichsweise viel Geld zu den Demokraten.
Sika: Keine Spenden
Alcon: Knappe Mehrheit für die Republikaner
Das Pharmaunternehmen hat im Vorfeld der vergangenen zwei Wahlen eher die Demokraten unterstützt. Von den bislang erfolgten Wahlkampfspenden über 34'839 Dollar in diesem Wahlkampf ging die grösste Einzelspende zwar an Harris, insgesamt floss aber etwas mehr an republikanische Kandidatinnen und Kandidaten, allen voran Nikki Haley und Ron DeSantis, Trumps Widersacher im Vorwahlkampf der Republikaner.
Givaudan: Kaum Spenden
Kühne + Nagel: Tendenziell für die Demokraten
Das Logistik- und Gütertransportunternehmen spendete ebenfalls nur in geringfügiger Höhe; den grössten Anteil erhielten Harris und demokratische Gruppen.
Swiss Re: Das meiste bekam Harris
Von den bisher insgesamt 31'896 Dollar Wahlkampfspenden der Swiss Re ging das meiste Geld an Harris. Demokratische Kandidatinnen und Kandidaten erhielten bereits mehr als fünfmal so viele Mittel wie republikanische. Dies widerspiegelt die Wahlen seit 2008 (erste Obama-Wahl).
Partners Group: Kaum Spenden
Swisscom: Kaum Spenden
Geberit: Keine Spenden
Swiss Life: Keine Spenden
Sonova: Keine Spenden
Logitech: Kaum Spenden
Das Unternehmen tätigte Spenden in geringfügiger Höhe, am meisten Geld ging an Harris und an demokratische Kandidatinnen und Kandidaten.