Auf einen Blick
- Eier-Engpass in der Schweiz vor Ostern, Detailhändler setzen auf Importe
- Weltweite Eier-Knappheit durch steigende Nachfrage und Vogelgrippe-Auswirkungen
- 22 Millionen Hühner in den USA wegen Vogelgrippe getötet
In der Schweiz gibt es einen Engpass bei Eiern – und das ausgerechnet wenige Wochen vor Ostern am 20. April! Kundinnen und Kunden finden beim Einkaufen derzeit vermehrt Lücken im Eierregal vor. Etwa in der Migros in Frauenfeld TG, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. «Aufgrund des schweizweiten Engpasses bei Schweizer Freilandeiern ist es leider möglich, dass einzelne Artikel kurzfristig nicht verfügbar sind», heisst es dort auf einem Schild. Nur eine einzige Sorte Eier war am vergangenen Samstag erhältlich.
Das Problem zeigt sich aber längst nicht nur im Thurgau. Eier sind weltweit knapp. Zum einen, weil die Nachfrage steigt. Eier sind eine günstige Möglichkeit, den Eiweissbedarf zu decken. Immer mehr Menschen zeigen Fleisch die kalte Schulter und greifen zum Ei. Zum andern sorgen die Auswirkungen der grassierenden Vogelgrippe für eine Verknappung. So mussten alleine in den USA 22 Millionen Hühner getötet werden, wie die «Zeit» schreibt. In den Läden kam es in der Folge zu Hamsterkäufen. Die USA importieren deshalb nun Eier aus Europa. Sogar Rationierungen kommen in Amerika aufs Tapet.
Produktion nicht auf Knopfdruck erhöhen
Die Auswirkungen der globalen Eier-Krise spürt man auch bei Gallo Suisse, der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten. Präsident Daniel Würgler (51) erklärt gegenüber Blick die Marktmechanismen. Die Situation sei «ausgeprägter» als in anderen Jahren, sagt er. Von einem generellen Eiermangel will er aber nicht sprechen, «eher von einem Mangel an Auswahl». Der Eier-Profi betont: «Unsere Hennen legen weiterhin täglich frische Eier, die direkt in den Handel gehen. Zudem werden die fehlenden Mengen mit Importen gedeckt.»
Wieso beziehen die Detailhändler nicht einfach mehr Eier von Schweizer Bauern? «Wir arbeiten mit Lebewesen, bei Eiern handelt es sich um ein Naturprodukt», erklärt Würgler. Deshalb könne man die Produktion nicht einfach auf Knopfdruck kurzfristig erhöhen. Grosse saisonale Schwankungen in der Nachfrage könnten nur «sehr begrenzt» durch eine gute Planung der inländischen Produktion gedeckt werden.
Schon gar nicht kurzfristig. Denn: «Unsere Tiere sind fast fünf Monate in der Aufzucht und dann ein bis zwei Jahre auf den Legebetrieben.» Man müsse alles anderthalb Jahre im Voraus planen. Auch Ställe könne man nicht einfach so auf die Schnelle ausbauen, weil die Bewilligungsverfahren lange dauerten.
«Knappheit bis Ostern»
Doch wie präsentiert sich die Lage in den Schweizer Läden? Heute? Und vor allem in ein paar Wochen, zu Ostern? «Die Nachfrage nach konventionellen Schweizer Freilandeiern ist in den vergangenen zwei Jahren überdurchschnittlich gestiegen», berichtet die Migros. Seit Herbst könne die Produktion den Bedarf deshalb nicht mehr vollständig decken. Die Migros werde daher vermehrt Import-Eier im Sortiment haben.
«Wir erwarten eine Knappheit bis mindestens Ostern und allenfalls ein paar Tage darüber hinaus», sagt der Migros-Sprecher. Danach sollten Nachfrage und Verfügbarkeit wieder im Einklang sein. «Allerdings können wir derzeit nicht zu 100 Prozent einschätzen, wie sich der Markt weiterhin entwickeln wird.» Er verspricht aber: «Wir werden alles dafür tun, rund um die Osterzeit genügend Eier im Regal zu haben.»
«Können ausreichend Eier anbieten»
Ähnlich präsentiert sich die Lage bei Coop. «Die Verfügbarkeit von Schweizer Eiern kann unter Umständen eine Herausforderung darstellen», sagt ein Sprecher zu Blick. In den Coop-Gestellen seien grundsätzlich aber genügend Eier erhältlich. Auch Coop setzt vermehrt auf Eier aus dem Ausland und geht davon aus, «dass die Situation bis Ostern» anhält. Der Basler Grossverteiler will künftig verstärkt auf in der Schweiz produzierte Eier setzen.
Und bei den Discountern? Lidl Schweiz verzeichnet «keine Engpässe bei Eiern». Ein Sprecher sagt: «Wir sind zuversichtlich, dass wir in der Osterzeit genügend Eier anbieten können.» Auch in der Weihnachtszeit, in der Eier vermehrt zum Backen von Guetsli nachgefragt wurden, sei es zu keinen Engpässen gekommen. Aldi Schweiz stellt ebenfalls eine «sehr hohe Nachfrage» fest. Gibt aber Entwarnung: «Mit Blick auf Ostern sind wir gut vorbereitet und werden unseren Kundinnen und Kunden ausreichend Eier anbieten können.» Denner teilt mit: «Derzeit besteht kein Engpass. Und wir gehen Stand heute nicht davon aus, dass es zu einem Engpass an Ostern kommen wird bei Schweizer Eiern.» Man beobachte die Situation aber aufmerksam.