Seit Montag gilt in Deutschland das 49-Euro-Ticket. Wer ein entsprechendes Monatsabonnement abgeschlossen hat, kann nun bundesweit beliebig viele Fahrten im Regional- und Nahverkehr unternehmen. Das Ticket baut auf die Erfahrungen des Neun-Euro-Tickets vom vergangenen Sommer auf.
Die Verkehrsbranche erwartet neben rund elf Millionen Bestandskunden, die von bisherigen Abos zum günstigeren Deutschlandticket wechseln, bis zu sechs Millionen neue Abonnenten. Zu kaufen gibt es das Ticket bei der Deutschen Bahn – auf der Website, in der Navigatorapp oder in den Verkaufszentren – sowie bei zahlreichen Verkehrsverbünden und weiteren Dienstleistern, etwa in der App Dein Deutschlandticket. Die Bahn berichtete am Montag von einer hohen Nachfrage nach den Tickets. Es könne bei der Buchung zu Störungen kommen, heisst es.
Auch für Gäste aus dem Ausland, etwa aus der Schweiz, kann das 49-Euro-Ticket eine gute Option für günstige Städtetrips in Deutschland sein. Ein Wohnsitz in Deutschland ist für den Erwerb nicht notwendig. Es ist zwar ein Jahresabo, kann aber monatlich gekündigt werden. Dazu muss die Kündigung bis zum 10. eines Monats eingereicht werden, damit das Abo bis zu Ende des betreffenden Monats abläuft. Sprich: Für den Städte- oder Deutschlandtrip kann man das 49-Euro-Ticket abonnieren und es wenig später bis zum 10. desselben Monats gleich wieder kündigen.
Scholz wünscht gute Fahrt
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wünschte «gute Fahrt» mit dem neuen Ticket. Es handle sich um «ein einfaches und preiswertes Angebot, das den ÖPNV attraktiv macht und uns hilft, unsere Klimaziele zu erreichen», erklärte er und freute sich «über das grosse Interesse an diesem wichtigen Modernisierungsprojekt».
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sieht das Deutschlandticket als wichtigen Beitrag für eine Steigerung der Attraktivität des Lebens auf dem Land. «Man muss den Menschen die Möglichkeit geben, dort zu wohnen, wo sie gerne wohnen möchten», sagte Geywitz den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Mit dem Deutschlandticket könnten sich viele Menschen «längere Pendelstrecken» leisten. Die Ministerin zeigte sich «sicher, dass das Ticket ein grosser Erfolg wird». Für viele Menschen seien 49 Euro für ein Monatsticket «schon eine enorme Erleichterung», sagte Geywitz.
49-Euro-Ticket erst der Anfang
Der ökologische Verkehrsclub VCD begrüsste das neue Ticket im Grundsatz als «riesigen Fortschritt für die einfachere Nutzung von Bus und Bahn». Er sprach von einem «Achtungserfolg, weil es der Kleinstaaterei der Verkehrsverbünde ein Ende setzt». Wichtige Fragen blieben jedoch offen.
Dies gelte etwa hinsichtlich einer einheitlichen Regelung für Sozial-, Jugend- und Semestertickets. Die Bundesländer müssten «rasch eine gemeinsame Lösung finden, damit auch Studierende die Vorteile des Tickets ohne zusätzliche Kosten nutzen können». Gleiches gelte auch für Jugend- und Sozialtickets, erklärte der VCD.
Der Bundesverband Schienennahverkehr hofft auf einen dauerhaften Anstieg der Nutzungszahlen im Nahverkehr auf der Schiene. Damit zusätzliche Fahrgäste dauerhaft dabei blieben, müsse sich jedoch das qualitative und quantitative Angebot dringend verbessern. Hier seien nicht nur die Länder, sondern auch der Bund gefragt.
Der deutsche Bahnkundenverband warb dafür, die Einführung des neuen Tickets «nicht als Ziel zu sehen, sondern als Anfang». Der Weg beginne erst. «Neben Problemen, Ungereimtheiten und Widersprüchen, die selbstverständlich ausgeräumt werden müssen, braucht es noch einen langen Atem, um das Deutschlandticket weiterzuentwickeln», erklärte der Verband. (AFP, uro)