Die Zombies sind unter uns – und sie sind gekommen, um zu bleiben! Was wie der Plot aus einer Netflix-Serie klingt, ist harte wirtschaftliche Realität: Es gibt immer mehr sogenannte Zombie-Firmen, seit 2010 hat sich ihre Zahl verdreichfacht! Dies zeigt eine Studie der Unternehmungsberatung Kearney.
Unternehmen, die seit mehr als zehn Jahren am Markt bestehen und in drei aufeinander folgenden Jahren nicht in der Lage sind, ihre Zinslast aus dem operativen Ergebnis zu decken, werden gemäss OECD-Definition als «Zombie-Firmen» bezeichnet.
Tiefe Zinsen sind Nährstoff für Zombies
Salopp formuliert heisst das, diese Firmen verdienen zu wenig Geld, um langfristig und nachhaltig zu wachsen und zu überleben, aber eben auch zu viel, um unterzugehen und vom Markt zu verschwinden.
Der Grund für die Ausbreitung der Zombie-Firmen: Die seit der Finanzkrise 2008 rekordtiefen bis negativen Zinsen. Das heisst, auch Untote kommen problemlos an billiges Geld. Diese Entwicklung ermögliche es also auch unprofitablen Unternehmen, sich zu refinanzieren und vertage Insolvenzen in die Zukunft, schreibt Kearney.
Um die Dimension und Entwicklung dieser Unternehmen beschreiben zu können, hat Kearney in einer umfassenden Analyse vier Millionen Datensätze von etwa 67'000 börsennotierten Unternehmen aus 154 Branchen und 152 Ländern hinsichtlich der von der OECD definierten Merkmale untersucht und die Ergebnisse nach Branchen ausgewertet.
Die Zahl der Untoten steigt und steigt
«Die Analyse fördert teilweise dramatische Zahlen zutage. So hat sich die Gesamtzahl der Zombie-Unternehmen weltweit seit 2010 nahezu verdreifacht», schreibt Kearney in der Studie
Problematisch seien Zombie-Unternehmen vor allem am Kapitalmarkt, da Kapitalgeber auf die Solvenz der Unternehmen bauten und darauf basierend Kapitalentscheidungen träfen. Börsennotierte Zombies schädigten das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Märkte insgesamt, da sie die Gesetze des Marktes, nach denen nicht erfolgreiche Geschäftsmodelle vom Markt verschwinden müssen, teilweise aushebelten.
Corona hat den Trend zu den Wirtschaftszombies noch verschärft: Im Jahr 2020 steig die Zahl dieser um 13 Prozent an. Das ist deswegen bemerkenswert, da rund 70 Prozent dieser Firmen Jahr für Jahr in der Zombiestatistik auftauchen. Die Erklärung: Die Corona-Hilfsprogramme helfen den Untoten, länger zu überleben.
Im internationalen Vergleich hat die Coronakrise Deutschland und China stärker getroffen als die USA: Die absolute Anzahl der betroffenen Unternehmen in Deutschland und China ist jeweils deutlich angestiegen. Dennoch bleiben die USA das Land mit dem höchsten Anteil an betroffenen Unternehmen im Ländervergleich.
In diesen Branchen boomen die Zombies
Im Immobiliensektor zum Beispiel ist ein fast dreimal so hoher Anteil an Zombie-Unternehmen anzutreffen wie in der Automobilbranche. 7,4 Prozent der Real-Estate-Unternehmen verfügen gemäss den Kriterien über kein nachhaltiges Geschäftsmodell.
Kein Wunder gibt es immer wieder Warnungen vor dem Platzen einer Immobilien-Blase – in der Schweiz und anderswo.
Der Online-Handel ist mit 4,5 Prozent Zombie-Anteil überraschenderweise stärker betroffen als der stationäre Handel (ohne Lebensmittel) mit 4,2 Prozent. Innerhalb des Handels ist wiederum die Lebensmittelbranche überdurchschnittlich gut und solvent aufgestellt.
Um zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat Kearney Stressszenarien mit einem weltweit um den Faktor 1,5 sowie 2 gesteigerten Zinsniveau untersucht. Im Ergebnis würde sich die Anzahl der Zombie-Unternehmen um 19 Prozent bzw. 39 Prozent erhöhen. Vor dem Hintergrund des derzeit global steigenden Zinsniveaus ist daher mit einer weiteren Zunahme der Anzahl der betroffenen Unternehmen zu rechnen. (koh)