Analysten sind sich nicht einig
Das darfst du vom Sandoz-Börsengang wirklich erwarten

Am Mittwoch geht Sandoz an die Börse. Anleger und Investoren sind gespannt. Tatsächlich haftet Sandoz das Image an, bei Wachstum und Margen zuletzt eher enttäuscht zu haben. Die Umsätze sind zwischen 2020 und 2022 kaum gestiegen. Ein schlechtes Omen?
Publiziert: 02.10.2023 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 08:48 Uhr
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Die Profitabilität von Sandoz hat zuletzt gelitten.
Foto: PD

Am Mittwoch kehrt Sandoz in die Unabhängigkeit zurück. Der Mutterkonzern Novartis spaltet die Generika-Tochter ab, um seine Transformation in einen fokussierten Pharmakonzern abzuschliessen. In einem solchen Konzern hat die Generika-Tochter keinen Platz mehr.

Dabei schaut Sandoz auf eine lange Geschichte zurück. 1886 gegründet, entstand 1996 aus dem Zusammenschluss mit Ciba-Geigy der Pharmakonzern Novartis. Zunächst nur Teil einer Sparte, wurde 2005 zu einer eigenständigen Berichtseinheit.

Wenn am Mittwoch die Sandoz-Aktien erstmals an der Schweizer Börse gehandelt werden, haben die Aktionäre der Basler zuvor für fünf Aktien je einen Sandoz-Anteil erhalten. Die Abspaltung wird durch die Ausschüttung einer Sachdividende durch Novartis vollzogen.

Sinkende Kurse erwartet

Für Investoren dürfte vor allem der Kurs interessant sein, zu dem die neuen Papiere auf den Markt kommen. Schaut man sich die aktuellen Analystenschätzungen an, so dürften die Titel irgendwo zwischen 26 und 33 Franken starten, um dann womöglich gleich zu fallen.

Denn anders als bei einem Börsengang gibt es im Vorfeld keine Zeichnungsfrist für interessierte Investoren. Vielmehr werden allen Novartis-Aktionären die Sandoz-Titel zugeteilt, ob sie wollen oder nicht. Und genau dies dürfte einer der Gründe für die möglichen Kursverluste zum Start sein.

Anders als die Augensparte Alcon, die Novartis bereits vor Jahren abgespalten hat, wird die Generika-Tochter nicht im Blue-Chip-Index SMI enthalten sein. Sämtliche Fonds also, die nur den SMI abbilden, werden die Sandoz-Aktien gleich auf den Markt werfen müssen – egal zu welchem Kurs –, da sie Sandoz nicht im Portfolio haben dürfen.

Aber auch sonst gehen Branchen- sowie Börsenexperten eher von sinkenden Kursen aus. «Wir haben den Eindruck, dass viele Novartis-Anleger nur wenig Interesse an einer eigenständigen Sandoz-Aktie haben», heisst es etwa in einem Voraus-Report von Jefferies. Die Experten begründen dies mit der generell tiefen Bewertung anderer Generika-Aktien.

Bei Wachstum und Margen eher enttäuscht

Tatsächlich haftet Sandoz das Image an, sowohl beim Wachstum als auch bei den Margen zuletzt eher enttäuscht zu haben. Die Umsätze sind zwischen 2020 und 2022 kaum gestiegen. Die Profitabilität gemessen an der Marge ist sogar zurückgegangen, wobei hierzu auch die Abspaltungskosten beitragen. Kritische Stimmen monieren, dass Novartis sich mit dem Spin-off die wenig geliebte Tochter abschiebe, während der Konzern für sich selbst die Filet-Stücke behalte.

«Das Problem von Sandoz ist, dass sie am Markt – wie auch der Generikamarkt selbst – in puncto Margen und Wachstumsaussichten als wenig attraktiv wahrgenommen werden», stellt Octavian-Analyst Michael Nawrath im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP fest. Entsprechend sollte sich das Management denn auch vor allem darum bemühen, an dieser Wahrnehmung etwas zu ändern.

Ähnlich klingen auch andere Experten wie beispielsweise Stefan Schneider von Vontobel: «Zugegeben, das Generikageschäft zeichnet sich durch einen intensiven Wettbewerb, Preisdruck und geringere Margen aus.» Kritische Marktteilnehmer fragen denn auch, wieso Investoren bei einem Unternehmen einsteigen sollten, das der Mutterkonzern ja offenbar selbst auch nicht mehr als attraktiv erachtet und daher abspaltet.

Hoffnungsträger Biosimilars

Die Antwort lautet Biosimilars. «Sandoz hat angekündigt, dass ein Schwerpunkt des zukünftigen Wachstums auf den Biosimilars liegt», sagt Schneider im Gespräch mit AWP. Biosimilars sind anspruchsvoller und kostspieliger in der Herstellung, was laut Schneider das Wettbewerbsumfeld günstiger gestaltet, da die Einstiegsbarrieren für andere Wettbewerber steigen.

Eine wichtige Rolle dürfte dem Experten zufolge dabei der US-Markt spielen – in Europa ist Sandoz mit seinen Biosimilars bereits marktführend. So habe sich der US-Markt für Biosimilars in den letzten Jahren nicht so entwickelt wie ursprünglich erhofft.

«Die Besonderheiten des US-Gesundheitssystems haben verhindert, dass diese neue Klasse ihr volles Potenzial entfalten konnte.» Heute gebe es jedoch Anzeichen dafür, «dass sich dies ändert, und wenn dies der Fall ist, ist Sandoz als führender Anbieter von Biosimilars bereit, diese zu liefern». Oder wie der Octavian-Analyst Nawrath sagt: «Der Markt für margenträchtige Biosimilars ist gerade dabei zu explodieren.» (pbe/SDA)

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