Wie nennt man eine Plastikdose zur Essensaufbewahrung? Tupperware. Obwohl ein Markenname wird der Begriff für alle Gefässe unabhängig des Herstellers herbeigezogen. Trotz Bekanntheit droht der Firma Tupperware das Aus. Händeringend sucht sie nach Investoren.
Dass Tupperware der Name für eine ganze Produktkategorie wurde, ist vor allem den Tupperware-Beraterinnen (heute «Party-Managerinnen») zu verdanken. Das sind in der Mehrheit Frauen, die seit 1964 in der Schweiz die Produkte an Tupperware-Partys vertreten.
Verbot, mit der Presse zu reden
Den Party-Managerinnen wurde aktuell verboten, mit der Presse zu reden. Einzig eine ehemalige Tupperware-Beraterin aus dem Kanton Bern, die nicht namentlich genannt werden möchte, bricht das verordnete Schweigen. Sie hat ihre Tupper-Zeit in guter Erinnerung, erzählt sie SonntagsBlick. Zur Beraterin wurde sie, wie eigentlich alle, über eine Bekannte. Diese war Gruppenleiterin und bekam eine Reise gesponsert, wenn sie eine gewisse Anzahl Beraterinnen rekrutierte. «Es hat eine gefehlt, sie hat mich gefragt, und dann habe ich das mal ausprobiert und blieb hängen.» Solche Bonus-Strukturen waren von Anfang an Teil der Tupper-DNA.
Eingeführt hat die Kombi aus Party und Boni die Amerikanerin Brownie Wise (1913–1992). Die geschiedene Mutter war eine US-Geschäftsfrau aus dem Bilderbuch. Sie brauchte Geld. Bei Stanley Home Goods, wo sie jobbte, lernte sie die Party-Verkaufsmethode kennen. In Florida begann sie, mit dem Party-Konzept erfolgreich Tupperware zu verkaufen.
Preise für die erfolgreichsten Verkäuferinnen
Das Party-Konzept funktioniert etwa so: Wer sich für Tupperwares interessiert, lädt eine Vertreterin des Unternehmens, Freundinnen und Nachbarinnen ein. Die Vertreterin präsentiert die Produkte. Die lockere Atmosphäre und der Gruppendruck erledigen den Rest. Für die Gastgeberin springen je nach Umsatz noch ein paar extra Goodies raus.
Der Erfinder und Gründer von Tupperware, Earl S. Tupper (1907–1983), wurde auf Brownie Wise aufmerksam. Denn seine Plastikdosen waren Ladenhüter. 1951 gründete er die Tupperware Home Parties Ltd. mit Wise als Vizepräsidentin. In ihrer neuen Rolle als Managerin setzte Wise auf verschiedene Boni-Systeme und veranstaltete grosse Partys in ihrer Tupperware-Villa. Auf den Partys wurden die erfolgreichsten Verkäuferinnen mit Preisen geehrt.
Dank ihres Erfolgs – und wohl auch wegen ihrer schillernden Persönlichkeit – war sie die erste Frau auf dem Cover des US-Wirtschaftsmagazins «Business Week». Nicht alle waren begeistert: Nach nur sieben Jahren schmiss Tupper seine Super-Verkäuferin raus und verkaufte seine Firma wenig später. Als die neuen Eigentümer Partys und Boni abschaffen wollten, wehrten sich die Verkäuferinnen erfolgreich dagegen.
Reich ist man dabei nicht geworden
Wer genug verkauft, bekommt bis heute Boni. «Für mich selber habe ich keine Tupper mehr kaufen müssen. Wer richtig viel verkaufte, wurde geehrt. Ich bekam für eine erfolgreiche Morgenparty mal eine Stecknadel», erzählt die ehemalige Beraterin. Reich sei man nicht geworden. «Das Auspacken, Sortieren, Hinfahren und so weiter durfte man gar nicht rechnen», sagt sie. Das Geld sei ein Zustupf gewesen.
Der zweite Reiz: «Ich habe dadurch viele Frauen kennengelernt. Man kommt in andere Haushalte und sieht, wie die Leute wohnen und leben, das war schon spannend.» In der heutigen Zeit gebe es sicher andere bessere Produkte, aber sie benutze ihre Tupper bis heute.
Ob die Party für Tupperware weitergehen wird, ist ungewiss. Aus der Zentrale liess sich nur entlocken, man plane weiterhin für den 60. Schweizer Geburtstag nächstes Jahr, und die vielen Berichte hätten die Nachfrage erhöht.