Auf einen Blick
- Aargau ist freiheitlichster Kanton, Wallis am Ende der Rangliste
- Röstigraben: Deutschschweiz wirtschaftlich freier, lateinische Kantone gesellschaftlich liberaler
- 29 Indikatoren bestimmen Freiheitsindex
Die Schweizer Bevölkerung ist unterschiedlich eingeschränkt. In gewissen Kantonen herrschen andere Regeln zum Alkoholausschank oder zur freien Schulwahl. Die liberale Denkfabrik Avenir-Suisse hat darum analysiert, welche Schweizer Kantone ihrer Bevölkerung wie viele Freiheitsrechte zugestehen.
Was zuerst abstrakt tönt, ist sehr nahe am alltäglichen Leben: Mithilfe von 29 Indikatoren stellt Avenir-Suisse das Ranking zusammen. Dabei sind wirtschaftliche Faktoren wie die Steuerbelastung, das Alkoholverkaufsgesetz und die Ladenöffnungszeiten massgebend – sowie gesellschaftliche Aspekte wie die Videoüberwachung, der Nichtraucherschutz, das Veranstaltungsverbot und die Dauer einer Baubewilligung.
Aargau top, Wallis flop
Avenir Suisse kürt im Rahmen des Rankings den Aargau zum freiheitlichsten Kanton der Schweiz. Sowohl im wirtschaftlichen als auch im gesellschaftlichen Teilindex belegt der Aargau den dritten Platz. Hervorzuheben sind dabei unter anderem die tiefen Gastgewerbegebühren und die gesunden Kantonsfinanzen. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten sticht die konsequente Trennung zwischen Staat und Kirche heraus. Der Aargau verzichtet auf eine Kirchensteuer für Unternehmen und auf ein religiös behaftetes Veranstaltungsverbot.
Aber auch die Nummer 1 könnte sich noch verbessern: Unternehmen werden steuerlich ziemlich stark belastet und die Schuldenbremse ist eine der Schwächen.
Die komplette Rangliste:
Platz | Kanton | Indexwert |
1 | Aargau | 66,7 |
2 | Fürstentum Liechtenstein | 59,0 |
3 | Appenzell Ausserrhoden | 57,9 |
4 | Schwyz | 57,4 |
5 | Schaffhausen | 56,3 |
6 | Basel-Stadt | 56,1 |
7 | Zug | 54,3 |
8 | Neuenburg | 53,4 |
9 | Tessin | 52,6 |
10 | Graubünden | 52,1 |
11 | Waadt | 51,8 |
12 | Jura | 51,3 |
13 | Glarus | 51,2 |
14 | Obwalden | 48,5 |
15 | St. Gallen | 46,7 |
16 | Genf | 46,3 |
17 | Solothurn | 45,9 |
18 | Zürich | 45,4 |
19 | Appenzell Innerrhoden | 45,1 |
20 | Freiburg | 43,9 |
21 | Bern | 43,9 |
22 | Basel-Land | 43,7 |
23 | Nidwalden | 43,6 |
24 | Thurgau | 43,5 |
25 | Luzern | 42,9 |
26 | Uri | 39,4 |
27 | Wallis | 38,9 |
Quelle: Avenir-Suisse-Freiheitsindex 2024
Am Ende der Rangliste steht das Wallis. Der Bergkanton besteuert die Unternehmen am stärksten und weist die höchste Staatsquote auf. Auch bei den Ladenöffnungszeiten und dem Alkoholverkaufsgesetz ist das Wallis restriktiv. Zudem muss man nur in drei Kantonen länger auf eine Baubewilligung warten. Überwachungsvideos werden lange aufbewahrt und beim Nichtraucherschutz geht das Wallis weit über die Bundesbestimmung hinaus.
Dafür ist die Regulierung von Homeschooling moderat und der Kanton sieht von einem Veranstaltungsverbot mit religiösem Hintergrund ab.
Der Röstigraben
In der Analyse sticht ein weiterer spannender Aspekt heraus. Denn zwischen den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren macht sich ein Röstigraben breit. Die Deutschschweizer Kantone punkten vor allem beim wirtschaftlichen Teilindex. Die lateinischen Regionen belegen hier geschlossen die hintersten sieben Plätze. Ganz anders im gesellschaftlichen Ranking: Ausser dem Wallis erreichen alle lateinischen Kantone einen Top-10-Platz.
Die etwas klischeehafte Kategorisierung der Deutschschweiz als «die wirtschaftsnähere, aber gesellschaftlich dafür weniger freiheitliche» Region, findet hier also neue Argumente.