Aisha Gutknecht

Der Schweizer Aktienmarkt konnte letzte Wochen nur einmal positiv schliessen. Es resultierte ein Wochenminus von fast 2 Prozent beim Swiss Market Index. Gründe für den Abwärtstrend sind die Eskalationsgefahr des Konflikts in Nahost, näher rückende US-Wahlen, Zinssorgen oder anstehende Konjunkturzahlen.

Diese Themen stehen im hiesigen Handelsjahr jedoch schon länger im Fokus. Dennoch hat der SMI seit Jahresbeginn 8 Prozent zugelegt. Und es gibt Schweizer Aktientitel, die dabei stetig ansteigen – aus unterschiedlichen Gründen. Eine Auswahl.

Gut abgeschnitten hat unter anderem der Transformatorenhersteller R&S, dessen Aktien sich seit März verdoppelt haben. In den letzten fünf Wochen hat der Titel wieder rund ein Viertel zugelegt auf ein Allzeithoch von 20,90 Franken. Erst seit Dezember vergangenen Jahres mischt R&S im Aktiengeschehen der Schweizer Börse SIX mit.

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Das Unternehmen hat jüngst seine finanzielle Lage durch die Umwandlung von an der Börse gehandelten Optionsscheinen in Aktien verbessert. Diese Umwandlungen führten zu einer Stärkung des Eigenkapitals und der Liquidität um rund 61 Millionen Franken. Gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl der ausgegebenen Aktien auf insgesamt 35,95 Millionen. Das führte zu einem höheren Streubesitz der Aktien, was generell als investorenfreundlich gilt.

Nach den Zahlen des ersten Semesters sieht das Management R&S auf Kurs, auch die Analysten sind optimistisch. Der zuständige Experte von Octavian spricht ein aktuelles Preisziel von 27 Franken aus. Und die UBS geht davon aus, dass das Unternehmen von strukturellen Wachstumstreibern wie dem steigenden Energieverbrauch und dem Ausbau der Stromnetze stark profitieren wird. Auch die Übernahme von Kyte Powertech ermöglicht den Zutritt zu weiteren Regionen und dürfte sich positiv auf die Unternehmenszahlen, unter anderem auf den Gewinn je Aktie, auswirken.

Mit einem Zuwachs von 30 Prozent in den vergangenen drei Monaten brilliert auch Dormakaba am Aktienmarkt. Seit Oktober 2022, als sich der Konzern in der Krise befand, hat sich der Kurs auf derzeit 608 Franken fast verdoppelt.

Im September gab Dormakaba die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/24 bekannt. Es wurde mit rückläufigem Konzerngewinn von 82,2 Millionen Franken abgeschlossen. Der Fokus soll im laufenden Jahr nun auf weiterem Wachstum liegen.

Obwohl er Dormakaba-Aktien und andere zyklische Werte aus «konjunkturellen Überlegungen» etwas abgebaut hat, betonte Fondsmanager Patrik Jäger von der Vermögensverwaltungsboutique IFS kürzlich in einem cash.ch-Artikel: «Bei einer möglichen Korrektur würden wir diese Titel wieder zukaufen, da uns die Strategie und das Geschäftsmodell dieser Firmen langfristig weiterhin gut gefallen.» Will heissen: Die Dormakaba-Artikel sind seiner Meinung nach zu stark angestiegen.

Kursentwicklung von Dormakaba.

Die Aktie des Klimaspezialisten verzeichnete von Juli bis September einen Zuwachs von 39 Prozent, seit Anfang Juni sind es gar 50 Prozent. Die Dynamik hat in den letzten Wochen kaum nachgelassen. Die Titel erreichten Mitte letzter Woche ein Rekordhoch von 611 Franken.

Nach dem ersten Halbjahr, welches von Vontobel als «ausgezeichnet» betitelt wurde, wird ein robustes zweites Semester mit beschleunigtem Wachstum erwartet. Strukturelle Trends wie Energieeffizienz, neue Märkte und ein erhöhter Bedarf an Rechenzentren, dürften die Rentabilität weiter steigen, so der zuständige Analyst. Auch die Investmentbank Jeffries sieht selbst in einem schwierigen Marktumfeld eine starke Wachstums- und Ertragsqualität bei Belimo.

Allerdings liegt der aktuelle Kurs von Belimo ziemlich weit über dem durchschnittlichen Kursziel der Analysten (512 Franken). Entweder schätzt der Markt das Potenzial von Belimo tatsächlich zu hoch ein. Oder die Analysten müssen bei ihren Kurszielen mittelfristig nachbessern.

Die Aktien des Verpackungskonzerns SIG haben in den letzten drei Wochen fast 20 Prozent zugelegt und haben damit den höchsten Stand seit fünf Monaten erreicht. Ein Octavian-Experte setzte kürzlich seine Liste von «Schweizer Top-Aktien» zusammen, auf der sich SIG nach wie vor befindet.

Die Ergebnisse für das dritte Quartal dürften zeigen, dass sich die Lage insgesamt verbessert habe, so Octavian. SIG-CEO Samuel Sigrist erklärte letzte Woche im Interview mit cash.ch, dass es bis Ende 2025 daure, bis das Endmarktwachstum vollständig zurückkehre. Er betonte aber auch: «Unser bisheriges Kerngeschäft wächst nach wie vor überdurchschnittlich, und die Profitabilität in diesem Geschäft ist seit der jüngsten Übernahme weiter gestiegen.»

Vor drei Jahren erreichte die Aktie einen Stand von 28 Franken (derzeit: 19.30 Franken). Es besteht also weiter Raum nach oben, was offensichtlich auch die Börse erkannt hat.

Kursentwicklung von SIG.

Auch ein Finanzdienstleister gehört zu den Gewinnern am Schweizer Aktienmarkt. Die Aktie der VZ Holding hat seit April rund 30 Prozent zugelegt. Seit Oktober 2022 hat sich der Valor im Wert fast verdoppelt. Die Dynamik des Anstiegs hat dabei selten nachgelassen. Alle in den letzten vier Wochen hat der Titel wieder über 10 Prozent zugelegt.

Nebst dem positiv entwickelnden Aktienkurs überzeugte der Vermögensberater mit deutlichem Wachstum und einer Gewinnsteigerung im ersten Halbjahr, welches sich in der zweiten Hälfte des Jahres fortsetzen soll. Aufgrund der guten Geschäftslage wird eine mögliche Erhöhung der Dividende erwartet – das ist Musik in den Ohren der Aktionäre.

Die von Analysten gesetzten Kursziele hat die Aktie mit dem derzeitigen Stand von 135 Franken beinahe erreicht. Was aber nicht gegen weiteren Anstieg der Aktie spricht.

Die Aktie des Pharmazulieferers Siegfried aus Zofingen AG ist von 970 Franken Anfang August bis auf einen Rekord von 1'182 Franken Mitte September gestiegen. Zuletzt hat sie etwas konsolidiert und notiert bei 1'152 Franken.

Siegfried steigerte im ersten Halbjahr 2024 Umsatz und Gewinn leicht. Dabei wurden die weggefallenen Coronabezogenen Umsätze mehr als kompensiert. Für das Gesamtjahr bestätigte Siegfried die Prognosen.

Siegfried steht auch auf einer Liste der UBS mit 45 taktischen Aktienempfehlungen (sieben davon aus der Schweiz). Das Kursziel für Siegfried wurde dort Mitte September auf 1'309 Franken erhöht.

Kursentwicklung von Siegfried.

Nebst R&S ist auch die ehemalige ABB-Tochter Accelleron ein relativer Börsenneuling mit einem gut laufenden Ersthalbjahr. Seit Oktober 2022 werden die Titel des Turboladerherstellers an der Börse gehandelt. Seit Anfang Juli steigen die schon zuvor gut gelaufenen Aktien deutlich und erreichen seither 24 Prozent Kursgewinn. 67 Prozent haben die Aktien seit Januar zugelegt. Ende September resultierte ein Allzeithoch bei 44.64 Franken.

Die Halbjahreszahlen übertrafen den Analystenkonsens, wobei Accelleron von einer aktiven Schiffbauindustrie und strukturellen Trends hin zu emissionsärmeren Lösungen profitierte, so ein Analyst von Vontobel. Nach dem guten ersten Halbjahr hob Accelleron seine Prognosen für die Umsatzentwicklung in 2024 klar an, auch die Profitabilität soll weiter zunehmen. Auch Akquisitionen wie True North Marine oder die jüngste Fertigungsvereinbarung in Südkorea beflügeln die Anlegephantasien.

Die Aktie von Accelleron ist seit dem Börsengang vor zwei Jahren bei einem Kurs von 16 Franken eigentlich nur gestiegen. Derzeit sind grössere Rückschläge kaum auszumachen.