Airbnb mit Überraschungswachstum
Jedes fünfte Hotelbett ist ein Sofa

Neue Zahlen zeigen: Das Angebot an Airbnb-Unterkünften in der Schweiz steigt weiter. Die Vermietung des eigenen Zuhauses über die Plattform ist nicht unheikel – vor allem für Schweizer Mieter.
Publiziert: 20.04.2016 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 17:23 Uhr
Solche Häusli und Wohnunen kann man in der Schweiz über die Plattform Airbnb anmieten.
Foto: Screenshot
Vinzenz Greiner und Onur Ogul

Der Fussballstar Ronaldinho tat es während der letzten Fussball-WM und immer mehr Schweizer tun es: das eigene Zuhause zwischenzeitlich über die Plattform Airbnb untervermieten.

Innerhalb nur eines Jahres verdoppelte sich die Zahl der auf der Internetplattform angebotenen Schweizer Unterkünfte. Im März boten 15’500 Airbnb-Unterkünfte Platz für 55’000 Gäste, wie aus dem neuen Immo-Monitoring des Immobilienberaters Wüest & Partner hervorgeht. Das entspricht einem Viertel der gesamten Schweizer Hotelkapazitäten, wenn man die Parahotellerie nicht dazuzählt.

Eine Nacht in Davos für 10’000 Franken

Die Studie spricht von «unerwarteten Dimensionen im Immobilienmarkt». Die Zahlen zeigten, dass die Sharing Economy, zu der Airbnb zu zählen ist, «ein relevanter Trend im Immobilienmarkt geworden ist», sagt Studienautor Robert Weinert (37). Die Tendenz aber deute auf weiteres Wachstum.

Kein Wunder. Für viele Schweizer ist es eine gute Möglichkeit, um während der eigenen Ferien Miete zu sparen oder während grosser Events Kasse zu machen: In Davos kann man während des World Economic Forums (WEF) auf airbnb.ch Chalets für knapp 10’000 Franken pro Nacht buchen.

Vermietung in Basel zur Baselworld-Messe
Foto: Screenshot

Touristen freuen sich über authentischeres Wohnen als im 0815-Hotel und über zusätzliche Wohnraum-Angebote wie etwa an der Uhrenmesse in Basel. «Für Tourismusgebiete und Grosszentren birgt Airbnb grosses Potenzial. Das Angebot lockt zusätzliche Gäste an und reduziert kalte Betten», so Weinert.

Wohnungsknappheit wegen Airbnb?

Laut dem Immobilien-Report liegen die meisten Schweizer Airbnb-Angebote unweit von Stadtzentren. Dort sorgen sie laut dem Schweizer Mieterverband (SMV) für ein «virulentes Problem»: Wohnungsknappheit. Einige Eigentümer vermieteten ihre Wohnungen nur noch wochenweise, so der SMV-Generalsekretär Michael Töngi (49). Das sei attraktiver, weil diese Wohnungen nicht dem gewöhnlichen Mietrecht und normalen Preisberechnungen unterlägen. «So werden die Wohnungen dem Mietmarkt entzogen.» Gewöhnliche Mietwohnungen würden verdrängt.

Dies hält auch der Hauseigentümerverband (HEV) für denkbar. Kritisch sei aber auch, wenn Mieter untervermieten und dies nicht den Vermietern mitteilten, so der HEV auf Anfrage. Das ist in der Schweiz illegal.

Schwer umzusetzende Kontrollen

Die grösste Liegenschaftsverwaltung der Schweiz, Wincasa, musste Mietern deshalb schon kündigen. «Die Verstösse, die bekannt werden, sind nur die Spitze eines riesigen Eisbergs», vermutet der HEV.

"Willkommen zuhause": Werbespruch von Airbnb
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Denn Kontrollen sind nur schwer umzusetzen. Auch von öffentlicher Seite her. In Basel, der Stadt mit der höchsten Dichte an Airbnb-Angeboten in der Schweiz, hat bisher erst eine kleine Zahl Airbnb-Vermieter die dort fällige Gasttaxe entrichtet.

Nicht nur in Basel, auch in Bern müssen Airbnb-Aufenthalter Kurtaxe zahlen. Im Gegensatz zur Stadt ist jedoch Bundesbern nicht aktiv geworden. Seit einem Jahr steht ein Bericht des Bundesrats zu Airbnb aus.

Hotels wollen «gleich lange Spiesse» im Wettbewerb

Ein Problem für die Hotellerie landesweit, die im Konkurrenzkampf um Touristen einen entscheidenden Nachteil hat: höhere Abgaben, Sicherheits- und Hygienestandards als private Airbnb-Anbieter. «Gleich lange Spiesse» fordert deshalb Andreas Züllig (58), Präsident vom Verband Hotellerie Suisse. Für Airbnb-Vermieter müssten die gleichen Vorgaben gelten.

Studienautor Weinert betont jedoch, Airbnb würde zu einer höheren Qualität in der Hotellerie führen: «Die Hotellerie kann den Wettbewerb nicht über den Preis gewinnen. Deshalb müssen sie sich über die Leistung abheben.»

So funktioniert Airbnb

Ob Wohnung oder Villa: Über die Internet-Plattform Airbnb vermieten viele Schweizer für eine gewisse Zeit ihre Immobilien. Mieter können ebenso temporär über Airbnb untervermieten – einzelne Zimmer, aber auch die ganze Wohnung. Dies müssen sie dem Besitzer mitteilen.

Die Untermiete darf in der Schweiz die Originalmiete um maximal zehn Prozent überschreiten. Die Einnahmen unterliegen der Steuer, je nach Ort muss der Gast Kurtaxe zahlen. Geld verdient Airbnb mit Gebühren, die Anbieter und Gäste entrichten.

Ob Wohnung oder Villa: Über die Internet-Plattform Airbnb vermieten viele Schweizer für eine gewisse Zeit ihre Immobilien. Mieter können ebenso temporär über Airbnb untervermieten – einzelne Zimmer, aber auch die ganze Wohnung. Dies müssen sie dem Besitzer mitteilen.

Die Untermiete darf in der Schweiz die Originalmiete um maximal zehn Prozent überschreiten. Die Einnahmen unterliegen der Steuer, je nach Ort muss der Gast Kurtaxe zahlen. Geld verdient Airbnb mit Gebühren, die Anbieter und Gäste entrichten.

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