Der Fall Vincenz hat im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank ein Erdbeben ausgelöst. Pierin Vincenz (61) wird vorgeworfen, sich an Firmenkäufen der Bank bereichert zu haben. Explizit stehen die Vorwürfe in Zusammenhang mit dem Kauf der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet. Gegen Vincenz wurde ein Strafverfahren eröffnet. Seit März sitzt der Ex-Raiffeisen-Chef in Untersuchungshaft. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Diese Entwicklungen bringen auch den Verwaltungsrat in Verruf. Offensichtlich war dieser seiner Aufsichtsfunktion nicht gewachsen. Das hat Folgen. Anfang Woche wurde bekannt, dass sich VR-Mitglied Franco Taisch (58) nicht zur Wiederwahl aufstellen lässt (BLICK berichtete). Schon im März war VR-Präsident Johannes Rüegg-Stürm (57) zurückgetreten.
Mit der Sitzung des Raiffeisen-Verwaltungsrats am Donnerstag folgte dann der grosse Knall. Bis 2020 werden insgesamt neun der elf derzeitigen Verwaltungsräte abtreten. Die Gründe für die jeweiligen Abgänge sind in der Bildergalerie ersichtlich.
Diese Verwaltungsräte treten bis 2020 ab:
- Laurence de la Serna (Juni 2018)
- Rita Fuhrer (Juni 2019)
- Angelo Jelmini (Juni 2020)
- Daniel Lüscher (Herbst 2018)
- Philippe Moeschinger (Juni 2019)
- Urs Schneider (Herbst 2018)
- Franco Taisch (Juni 2018)
- Edgar Wohlhauser (Juni 2018)
- Werner Zollinger (Juni 2018)
Doch bevor die besagten Verwaltungsräte ihr Amt niederlegen, gönnten sie sich nochmals eine satte Lohnerhöhung. 2017 verdiente das Gremium über 40 Prozent mehr, das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht hervor.
Für den 10. November wurde eine ausserordentliche Delegiertenversammlung anberaumt. Nebst dem neuen Verwaltungsratspräsidenten sollen zwei neue Mitglieder in das Gremium gewählt werden.
Bereits im Juni sollen Rolf Walker und Thomas Rauber den Verwaltungsrat verstärken. (rad)