Auf einen Blick
- Gastarbeiter im Wallis leben unter prekären Bedingungen
- Vermieter kaufen alte Häuser und vermieten teuer an Arbeiter
- Zwölf Saisonniers zahlen monatlich mutmasslich 9600 Franken Miete
Das Wallis lebt von seinen Gastarbeitern – seit Jahrzehnten. Ohne Portugiesinnen und Portugiesen läge der Tourismus in Zermatt am Boden. Ohne Saisonniers würde es in Visp keinen Wirtschaftsboom geben. Und ohne sie würden die vielen Baustellen im Kanton stillstehen. Zu Tausenden leben und arbeiten Angestellte aus dem Ausland im Tourismuskanton. Weil der Wohnraum knapp ist, unter teils prekären Bedingungen. In heruntergekommenen Unterkünften. Zu völlig überrissenen Preisen.
Das sorgt im Wallis seit Tagen für Schlagzeilen. So berichtet der «Walliser Bote» etwa über die Lebenssituation des Spaniers Juan. Er bezahlt monatlich 800 Franken Miete für sein kleines Zimmer in einer alten Liegenschaft in der Oberwalliser Gemeinde Ausserberg – ohne funktionierendes Licht. Küche und Bad teilt er mit den drei anderen Gastarbeitern, die auf dem gleichen Stock einquartiert sind. Juan selbst sagt: «Ich wohne in einem Loch.»
9600 Franken Mieteinnahmen – pro Monat
Im Haus leben zwölf Saisonniers. Wenn sie alle auch 800 Franken im Monat bezahlen, kommen Monat für Monat 9600 Franken Mieteinnahmen zusammen. Die hochprofitable Immobilie gehört zwei Belgiern. Sie haben das Haus vor Jahren von einer Erbengemeinschaft gekauft.
Das Vorgehen der Vermieter ist immer das gleiche: Sie kaufen alte Häuser abseits der grossen Touristenströme. Und funktionieren die Immobilien zu Unterkünften für Gastarbeiter um. So können sie die Zimmer teuer vermieten, ohne auch nur einen Franken zu investieren. So auch in St. Niklaus VS. Dort sind im Haus Alpenrose 26 Gastarbeiter gemeldet, wie der «Walliser Bote» schreibt. Vielleicht auch ein paar mehr oder weniger. Sie würden sich nicht immer korrekt an- und abmelden, heisst es.
Untermieter aus dem Kanton Zug
Die Liegenschaft gehört einer Alpen-Sonne GmbH aus St. Niklaus. Im Internet bietet die Firma Zimmer in diesem und in benachbarten Häusern als ganz normale Ferienwohnungen an. Sie arbeitet laut dem Bericht aber eng mit einem Personalvermittler aus dem Kanton Zug zusammen. Dieser fungiert als Untermieter. Stellung nehmen wollen die Vermieter nicht.
Sie verweisen auf die Gemeinde. Dort kann man offenbar nichts gegen diese Art von Vermietung machen. «Der Gemeinde sind bei Überbelegungen leider die Hände gebunden, da der Kanton zuständig ist für die Ausstellung der entsprechenden Aufenthaltsbewilligungen», sagt Gemeindepräsident Michael Kalbermatten.