Letztes Jahr kam die erste Hiobsbotschaft: Die einstige Zigarettenpäckli-Produzentin Amcor in Rickenbach SO streicht 70 Jobs. Die zweite folgt in diesem Jahr: Auch der Rest der Belegschaft steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Firma erwägt die Schliessung des Standortes, wie die Zeitungen von «CH Media» melden.
In der Summe gingen damit über 150 Stellen innert knapp über einem Jahr verloren. Dabei sah es einst so gut aus. Noch vor wenigen Jahren investierte das Unternehmen in einen neuen Maschinenpark. Amcor installierte die längste Verpackungsdruckmaschine der Welt. 35 Meter lang, angeliefert mit 14 Lastwagen. Kapazität: 15'000 Druckbogen pro Stunde.
Der «lucky strike» blieb aus. Die Millioneninvestition war kein Glückstreffer. Amcor hat stattdessen die Härte der regulierenden Hand mit voller Wucht zu spüren bekommen. Die Standardisierung der Zigaretten-Verpackungen hat bei der Firma dazu geführt, dass Aufträge weggebrochen sind. Warnhinweise haben immer mehr Raum eingenommen, die individuell gestaltete Packung wurde an den Rand gedrängt. Das war ein Problem für den Drucker und Verpackungshersteller, zu dessen Kundenstamm unter anderem Marlboro zählt.
Hauptsitz in Zürich
In der Folge kam es zunächst zur Auslagerung von Jobs nach Polen, schliesslich zum Abbau des Restpersonals. Das Firmenareal in der solothurnischen 1000-Seelen-Gemeinde wurde bereits 2017 an den Milliardär Hansjörg Wyss (84) verschachert.
Es ist ein Ende mit Ansage. Auf Internetplattformen klagen die Mitarbeiter seit Jahren über das Unternehmen. Sie bemängeln die Kommunikation, sprechen von einem «Wasserkopf von Managern», die sich wie «Halbgötter und Monarche» aufführen würden. Kontrollen und Vorschriften sollen zugenommen haben.
Nachprüfbar sind solche Aussagen nicht. Der Abbau ist aber eine Tatsache. Fakt ist auch: Amcor bleibt mit anderen Konzernaktivitäten und hunderten von Jobs im Land. Die Gruppe mit einem Jahresumsatz von über 13 Milliarden Franken betreibt weitere Standorte in Burgdorf BE, Kreuzlingen TG und Rorschach SG. Produziert werden unter anderem Verpackungen für die Pharma-Industrie. Ein Teil des Top-Managements arbeitet überdies in Zürich Oerlikon unweit des Hallenstadions. (ise)