Es kann sich nur noch um Wochen handeln: «Ich habe Signale bekommen, dass es gute Fortschritte gibt.» Der Chef des Elektronik-Riesen ABB spricht nicht den Verkauf der im letzten Herbst angekündigten Stromnetz-Division oder den Abschnitt im Robotergeschäft. Ulrich Spiesshofer (52) spricht über seine Zukunft als Schweizer.
Der Süddeutsche, der mit seiner Familie in einer Zürcher Vorortsgemeinde lebt, hat im Einbürgerungsverfahren Glanznoten geholt. «Ich habe beim Test 97 von 100 Maximalpunkten erreicht», sagt Spiesshofer im Interview mit der «Handelszeitung» (online nicht verfügbar). Er sei zuversichtlich, das Verfahren bald abschliessen zu können.
Politisch ist Spiesshofer bereits bestens assimiliert. Weniger Regulierung, weniger Vorschriften, weniger Gesetzte – den Dreiklang der wirtschaftsliberalen Schweiz beherrscht er perfekt. Auch wenn er noch nicht abstimmen dürfe, sage er «klar Nein» zur Initiative für eine «Grüne Wirtschaft»: Denn alles, was an zusätzlicher Reglementierung in der Wirtschaftspolitik hinzukomme, erschwere die Wettbewerbsfähigkeit, so Spiesshofer im Interview. ABB habe verfolge schon heute eine nachhaltige Unternehmenspolitik, so dass «wir keine zusätzliche Regulierungen zu diesem Thema brauchen».
ABB-Konkurrenten sehen dies anders. «Wir sollten die Initiative als Chance nutzen, um das Thema Klimaschutz auf die politische Agenda zu setzen», sagte Matthias Bölke (54), Schweiz-Chef des französischen Industrieriesen Schneider Electric kürzlich zu BLICK. Die Initiative biete die Möglichkeit, Innovationen schneller voranzutreiben.
Der Wettbewerbsfähigkeit von Schneider Electric hat diese Haltung bislang nicht geschadet: An der Börse bewegen sich die Titel von ABB und Schneider Electric seit Jahren im Gleichtakt. Im Schweizer Quervergleich schlägt sich ABB allerdings ebenfalls hervorragend: Dieses Jahr ist ABB die am besten performende Aktie im SMI.