Die Corona-Krise bringt ein wichtiges Stücke Schweizer Industriegeschichte zu Fall. Massgebend für den Entscheid, die Textilproduktion in Ziegelbrücke GL einzustellen, war der Zusammenbruch des Auftragseingangs aufgrund von Covid-19, teilte Caspar Jenny (55), Unternehmenschef in sechster Generation, mit. «Nach einer 186-jährigen Textiltradition ist das emotional schwierig. Doch mit den Emotionen allein können wir die Löhne nicht bezahlen», sagt er der «Südostschweiz».
Bis Ende August soll der Betrieb geordnet geschlossen werden. Für die 96 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, steht ein Sozialplan bereit. Die Mitarbeitenden können noch zwei Wochen Vorschläge machen, wie der Betrieb doch noch weitergeführt werden könnte. Am 18. Mai entscheidet dann der Verwaltungsrat endgültig. Verwaltungsratspräsident Jenny will die Vorschläge ernsthaft prüfen, befürchtet aber, dass das Ende nicht abwendbar ist.
Corona brachte noch nie gesehene Krise
Dabei hat das Traditionsunternehmen schon manche Krise gemeistert. Doch das Umfeld wurde die letzten Jahre immer schwieriger. Der starke Schweizer Franken, der Verlust eines grossen Kunden und die Abwanderung von Grundlast-Aufträgen nach Asien lasteten schwer auf dem Unternehmen. Seit der Corona-Krise sei das internationale Geschäft «völlig tot». Geschlossene Grenzen machten Reisen und Transporte unmöglich, Aufträge bleiben aus. Jenny: «Ich habe so etwas in den ganzen 25 Jahren im Betrieb noch nie erlebt.»
Die Firma müsste mehrere Millionen Franken Kredit aufnehmen, um die Corona-Krise zu überstehen. Doch es würde drei bis vier Jahre dauern für die Rückzahlung. So lange lägen dringend nötige Investitionen nicht drin. Das aber ginge zulasten von Leistung der Maschinen und Qualität der Produkte.
Konrad Escher legte den Grundstein
Am Anfang stand die 1834 von Fridolin Jenny-Heer gegründete Spinnerei Ziegelbrücke. Die Industrie überhaupt ermöglicht hat das Linthwerk, das Konrad Escher zuvor gebaut hatte. Die Industrie konnte die Wasserkraft des Linthkanals nutzen.
Nicht von der Schliessung betroffen sind die anderen Jenny-Unternehmungen. Sie bieten am Standort Niederurnen GL weiterhin 35 Arbeitsplätze.