5 Milliarden Franken nach seinem Gusto
Der Mann, der das Bucherer-Vermächtnis im Alleingang verwaltet

Der verschwiegene Anwalt lenkt nun als Präsident der Jörg G. Bucherer Stiftung die Verteilung des Fünf-Milliarden-Schatzes – nach seinem Gusto.
Publiziert: 14.12.2024 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2024 um 12:51 Uhr
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Lizenz zum Geldverteilen: Urs Mühlebach vor dem Bucherer-Gebäude am Schwanenplatz in Luzern.
Foto: Herbert Zimmermann für BILANZ

Auf einen Blick

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Dirk Schütz
Bilanz

Der Zeitpunkt war genau gewählt. Am 6. November 2023 war Jörg Bucherer, lebensfreudiger Alleinbesitzer des grössten Uhren-und Schmuckhändlers der Welt, im Alter von 87 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Und jetzt, genau ein Jahr später, erreichte ein nüchternes Pressecommuniqué ausgewählte Redaktionen: «Orientierung in Sachen Jörg G. Bucherer Stiftung» lautete die Überschrift. Die Welt stand im Bann der Trump-Wahl, es war der Morgen danach. Doch die interessierten Kreise in Luzern hatten ein anderes Thema. Es ging um Geld – sehr viel Geld.

Fünf Tage später lud der Absender zu einem speziellen jährlichen Anlass: Urs Mühlebach, heftig vernetzter Anwalt Luzerns, Willensvollstrecker von Jörg Bucherer und erster Präsident der neuen Jörg G. Bucherer Stiftung, bat mehr als 60 Herren zum Lunch ins Restaurant Schwanen direkt neben dem ikonischen Bucherer-Gebäude am Schwanenplatz. Das letzte Treffen hatte just am 6. November 2023 stattgefunden, Mühlebach hatte noch die Grüsse Bucherers übermittelt. Vier Stunden später war der Patron tot.

Bucherers Herzkammer: Das Verkaufsgebäude am Schwanenplatz in Luzern – im Jahr 1888 eröffnete die Firma ihr erstes Geschäft.
Foto: Keystone

Märchenhafte Macht

Die, die dieses Jahr dabei waren, berichten von einem sinnenfreudigen Anlass, der sich auf vier Stunden ausdehnte. Ob es enttäuschte Gesichter gab, ist nicht übermittelt, aber nicht auszuschliessen. Denn Mühlebach soll in seiner Ansprache die überraschendste Aussage seiner Pressemitteilung wiederholt haben: Es würden keine «punktuellen, überbrückenden oder unmassgeblichen Leistungen zugesprochen». Und das heisst: Wer sich Hoffnungen auf eine Einzelgabe gemacht hatte, wurde enttäuscht.

Es ist für den 77-Jährigen ein Triumph. Der durchaus selbstbewusste Mann aus dem Aargau, der einst von seinem Vater ein Anwaltsbüro in Brugg übernommen hatte, dann vor mehr als 20 Jahren nach Luzern kam, heute aber weiter in seinem Anwesen am Sempachersee nahe seinem Heimatkanton wohnt, galt in der feinen und engen Gesellschaft der Leuchtenstadt trotz seines grossen wirtschaftlichen Erfolges nie als voll akzeptiert. Jetzt kann er allein einen Milliardenschatz verteilen – und tout Lucerne hofiert ihn.

Es ist eine fast schon märchenhafte Macht, wie sie in dieser Form wohl nur in der so wohlhabenden und sozial dennoch engen Schweiz möglich ist. Jörg Bucherer hatte den 136 Jahre alten Uhren- und Schmuckhändler von Luzern aus mit viel Energie und Übernahmen in England und den USA zur weltweiten Nummer 1 getrieben, das mögliche Ableben aber lange ignoriert. Als er dann doch verstarb, gab es keine Erben – er war unverheiratet und kinderlos. Geschwister hatte er nicht, aus dem Elternkreis gab es keine Erbansprüche, und die Bande zu seinem Cousin Erich Bucherer hatte er längst durchtrennt. Er hinterliess ein Vermögen von mehr als fünf Milliarden Franken – der Verkauf von Bucherer an Rolex wenige Wochen vor seinem Tod hatte üppige Barmittel auf sein Konto gespült. Unbestritten war von Anfang an, dass das Geld in eine Stiftung eingebracht werden sollte, so wie es der ebenfalls kinderlose Rolex-Gründer Hans Wilsdorf einst vorexerziert hatte. Er stand Jörg Bucherers Mutter nahe, der junge Familienerbe hatte bei ihm einst ein Praktikum in Genf absolviert. Im kleinen Kreis bezeichnet der verschwiegene Bucherer, der nie Interviews gab, den Rolex-Übervater stets als sein Vorbild.

40 Jahre im gleichen Büro: Urs Mühlebach in seiner Advokatur im Herzen von Luzern.
Foto: Herbert Zimmermann für BILANZ

Im Januar hatte Mühlebach bekannt gegeben, dass die Stiftung die Alleinerbin des Vermögens sei. Doch die Einzelheiten waren bislang nicht bekannt – die Gestaltung liegt komplett in seiner Hand. Auf 140 Milliarden Franken wird das Vermögen der fast 14'000 Schweizer Stiftungen geschätzt, die neue Bucherer-Stiftung schafft es unter die Top 5. Mit einer Besonderheit: Grossspender in ähnlicher Dimension wie die Jacobs Foundation oder die Ernst-Göhner-Stiftung verfügen über einen üppig besetzten Stiftungsrat mit vielfältigen Kompetenzen – bei der Göhner-Stiftung sind etwa Ex-Roche-Präsident Christoph Franz oder ETH-Professor Michael Hengartner an Bord. Die Wilsdorf-Stiftung von Rolex, die jedes Jahr mehr als 300 Millionen verteilt, zählt acht Stiftungsratsmitglieder und verlangt sogar eine Kollektivunterschrift zu dreien. Mühlebach dagegen leitet die Stiftung de facto im Alleingang, im Stiftungsrat hat er nur seinen Kanzleikollegen Sören Schwieterka und eine Cou-Cousine von Jörg Bucherer namens Jessica De Ry platziert. Ein Hauch von Dürrenmatts «Alter Dame» in Luzern: Der Zugereiste, dem die alteingesessenen Kreise den Zutritt in den Golfclub verweigert haben sollen, darf plötzlich in Einzelregie Millionen verteilen. Und sehr viele wollen etwas abbekommen von dem Schatz.

Höchstbezahlter Anwalt

Es ist eine späte Genugtuung. Sein Vater Robert Mühlebach betrieb in Brugg eine Kanzlei und nahm den Jüngling nach dem Jurastudium in seine Kanzlei auf. Er sei ein Playboy und solle erst mal jeden Tag eine Stunde auf eigene Rechnung arbeiten, um zu zeigen, was er könne, beschied ihm der Senior.

Artikel aus der «Bilanz»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

Er fand ein Betätigungsfeld, das auf den ersten Blick so gar nicht zu dem draufgängerischen Jungjuristen passte, der seine Zürcher Studienzeit vor allem in Cafés verbracht hatte. Für seine Dissertation verfasste er einen Kommentar zum aargauischen Aktiensteuergesetz und verbrachte viel Zeit im Steueramt Aarau. Dort lernte er den Umgang mit der schattig-scheuen Spezies der Steuerbeamten. Es entstand eine spezielle Nähe. Nie würde er um Spesenbelege feilschen, nie wie die grossen Kanzleien mit Rollkoffer antreten. Ein Blatt maximal, die kleinen Siege den Beamten lassen, die grosse Linie durchziehen – das sollte seine Erfolgsmaxime im Behördenkampf sein.

Dazu kam Glück in der Liebe, auch zentral für seine Unabhängigkeit. Er heiratete in Sempach die Tochter eines Industriellen, der durch seinen Verkauf der Warenhäuser an Jelmoli ein beträchtliches Vermögen angehäuft hatte. Sie zogen auf das Grundstück der Eltern, er baute aber in der Umgebung ein weiteres Haus für die eigene Familie. Beide waren begeisterte Reiter, heute besitzt das Ehepaar mehrere Sportpferde. Eines führte im letzten Jahr den Springreiter Alain Jufer zur Schweizer Meisterschaft. Sein Name: Dante MM – das Suffix steht für Mühlebachs Ehefrau Marlis.

In Luzern angekommen: Urs Mühlebach hat sich durchgesetzt – und eckt manchmal und gerne an.
Foto: Herbert Zimmermann für BILANZ

Medial blieb er unter dem Radar. Die Anwaltsgilde staunte jedoch, als 1995 in einer BILANZ-Rangliste der höchstverdienenden Anwälte der Schweiz ein gewisser Urs Mühlebach aus Brugg auf dem ersten Platz auftauchte, vor Zürcher Kanzleigrössen wie Peter Nobel, Robert Karrer oder Peter Kurer. Grundlage waren die Steuerausweise, die damals noch öffentlich einsichtig waren. Mühlebach wies ein Jahreseinkommen von 2,29 Millionen Franken aus und schickte damit den bekanntesten Schweizer Aktienrechtler auf den zweiten Platz: Peter Böckli, langjähriger Verwaltungsrat unter anderem bei Roche und UBS. Zu der Basler Koryphäe hatte er eine besondere Beziehung: Seine Schwester arbeitete als dessen Assistentin, und so kam er zu einem Praktikum. Die engen Bande halten bis heute: Böckli, mit 88 Jahren noch immer messerscharf im Kopf, lieferte Beistand und Reputation bei der Planung der Bucherer-Stiftung. Mühlebach ist fast eine Art Ziehsohn, wenn auch mit gänzlich anderem Charakter: Zwar zeigte er sich durchaus akademisch versiert, so publizierte er nach seiner Doktorarbeit auch zwei Kommentare zur Lex Friedrich. Doch er suchte weder professorale Weihen noch eine hochtourige Kanzleikarriere – als «nicht partnerschaftsfähig» taxiert er sich selbst. Böckli verleiht ihm schmunzelnd das Prädikat «verwegen».

Schon früh spezialisierte er sich auf ein sehr spezielles Feld des Steuerrechts: die Ansiedlung von reichen Ausländern in der Schweiz. Der erste Coup war die Ansiedlung der deutschen Likör-Familie Underberg, sie hatte ein Haus am Sempachersee. Eigentlich hätte er in das deutlich steuermildere Zug wechseln müssen, doch ein anderes Geschäft aus seinem Heimatkanton führte ihn nach Luzern: Die Aargauische Kantonalbank hatte dem Pharmaunternehmer – und heutigen EV-Zug-Präsidenten – Hans-Peter Strebel einen zu grossen Kredit gegeben. Mühlebach pflegte beste Beziehungen zu dem Haus und übernahm die juristische und betriebliche Fürsorgepflicht, verbunden mit einem eigenen Investment. Die Expansion gelang, am Ende stand ein satter Millionengewinn. Gleiches erreichte er mit seiner Beteiligung an der Luzerner Sportagentur Team, die in den neunziger Jahren mit den Gründern Klaus Hempel und Jürgen Lenz von der UEFA das Mandat erhalten hatte, die neue Champions League zu kreieren. Auch hier wirkte er zunächst als juristischer Beistand, übernahm dann Anteile, und mit dem Verkauf 1999 landete manche Million bei ihm.

Nummer eins der Stadt

Er war akribisch, scharfsinnig, verhandlungsstark, und das zeigte er auch, was nicht überall gut ankam. In dem verschwiegenen Geschäft der Reichen-Ansiedlung etablierte er sich von seiner kleinen Kanzlei in der Falkengasse in Schrittdistanz zur Bucherer-Hochburg am Schwanenplatz zur unbestrittenen Nummer 1 der Stadt, die Bank Reichmuth oder die Kanzlei Studhalter distanziert er deutlich. Dabei war ihm Diskretion stets heilig. Nur einmal äusserte er sich, als die SP 2014 eine Initiative zur Abschaffung der Pauschalsteuer lancierte und die Anwälte und Treuhänder im Ansiedlungsgeschäft als «Milliardärsschlepper» geisselte. «Ich hole sie nicht, sie kommen zu mir» sagte er lapidar dem «Tages-Anzeiger».

Gegen 60 ausländische Reiche («Es lohnt sich ab 50 Millionen») hatte er da schon in die Schweiz gelotst, heute dürften es über 70 sein. Namen nennt er nie, auch für diesen Artikel stand er nur für Fotos und kurze Auskünfte zur neuen Stiftung zur Verfügung. Doch dass die Kunden hochkarätig waren und sind, ist in Luzern ein offenes Geheimnis: Händlerkönig Marc Rich, Fensterzar Ralph Sonnenberg, Maschinenbauer Otto Happel, Kunstikone Robert Landau, die österreichische Holzfamilie Kaindl. Zwölf Jahre war Mühlebach auch Konsul für Österreich in Luzern.

Die Beziehung zu Jörg Bucherer baute sich langsam auf, Mühlebach legt stets Wert auf förmliche Distanz, lange waren sie per Sie. Berührungspunkte gab es im «Palace» in St. Moritz, wo der feierfreudige Dauer-Junggeselle Bucherer gern mit seiner oft ausufernden Entourage Hof hielt. Auch Mühlebach war im «Palace», man kam sich näher, später ging man auch zusammen im Elsass auf die Jagd, und Mühlebach mietete im Sommer schon mal Bucherers Jacht.

Aber die Beziehung war noch nicht beruflich, eher eine Annäherung von zwei freisinnigen Geistern, die sich gern gegen das Establishment auflehnten. Bucherer, so schildern es Weggefährten, entwickelte eine Bewunderung für den weltmännisch auftretenden Anwalt, der seine kleine Kanzlei aus eigener Kraft an die Spitze der Szene gehievt hatte und keinen Hehl daraus machte, die höchsten Tarife abzurechnen.

Langsam stellte sich die Nachfolgefrage, und nach dem Ausscheiden des Anwalts Stefan Kraft von der Kanzlei Niederer Kraft Frey aus dem Bucherer-Verwaltungsrat trat Mühlebach 2013 in das Gremium ein. Er brachte Namen von grösseren Kanzleien ins Spiel. «Ich will dich», soll Bucherer nur geantwortet haben. Dass Mühlebach nur elf Jahre jünger war, störte ihn nicht. Offenbar traf man die Abmachung: Sollte einer von beiden gesundheitliche Probleme bekommen, sollte er es dem Gegenpart schonungslos mitteilen.

Zwei Lösungen

Und so entstand eine enge Bindung: Bucherer vertraute Mühlebach so stark, dass er ihm sogar eine Generalvollmacht für alle Geschäfte gab. Und als es gesundheitlich bergab ging, gestattete er ihm auch, den Verkaufsprozess in die Wege zu leiten: Er wollte die Lösung noch selbst erleben. Verhandlungsführer, Willensvollstrecker, Nachlassverwalter und Stiftungsratspräsident in Personalunion: Urs Mühlebach.

Zäher Verhandler: Urs Mühlebach orchestrierte den Verkauf von Bucherer an Rolex.
Foto: Herbert Zimmermann für BILANZ

Es gab nur zwei Lösungen: Börse oder Verkauf. Die Kotierung wäre jedoch aufwendig gewesen und bei einem potenziell fragmentierten Aktionariat auch zu unsicher für die Firma. Blieb der Verkauf, und da kam eigentlich nur ein Käufer in Frage, auch wenn Jörg Bucherer es lange nicht wahrhaben wollte: Rolex. Bucherer hatte die damals noch unbekannte Uhrenmarke bereits 1924 ins Sortiment aufgenommen, die Genfer Uhrenikone lieferte zwei Drittel des Bucherer-Umsatzes und glänzte schon seit Jahren in grossen Lettern über dem Flaggschiff am Schwanenplatz.

Und die Kultur war ähnlich: maximale Diskretion. Sowohl Jörg Bucherer als auch Rolex-Chef Jean-Frédéric Dufour hielten Distanz zu den Medien, genauso wie Mühlebach: Die Gespräche dauerten 18 Monate, nichts drang nach aussen. Doch einfach waren die Verhandlungen kaum – Mühlebach erwies sich als zäher Widerpart. Besonders um die Immobilien soll ein Kampf entbrannt sein: Die Häuser in Luzern, Genf oder Zürich standen mit tiefen Bewertungen in den Büchern, mit dem Paradehaus in Genf als Kronjuwel. Mühlebach traf auch hier auf das Establishment, in Genf noch stärker ausgeprägt als in Luzern: Rolex ist Genfer Geldadel pur, derzeit präsidiert vom alteingesessenen Brunschwig-Clan. Am Ende fand man sich, über den Kaufpreis wurde – natürlich – Stillschweigen vereinbart. Ein Betrag von mehr als vier Milliarden Franken darf als gesichert gelten. Zehn Wochen nach dem Signing vom 23. August starb Jörg Bucherer. 

Grosser Tag: Am 23. August 2023 übergab Jörg Bucherer (Mitte am Tisch) sein Lebenswerk an Rolex-Chef Jean-Frédéric Dufour (links von ihm). Direkt dahinter: Urs Mühlebach.
Foto: Herbert Zimmermann für BILANZ

Zur Abdankungsfeier im Casino Luzern liess Mühlebach das vergrösserte BILANZ-Cover zum Rolex-Bucherer-Deal aufstellen, Gästeauswahl und Tischordnung legte er akribisch fest. Die Ausschüttungskriterien hatte er mit Jörg Bucherer geschickt weit gefasst: Kunst, Musik, Literatur, aber auch Tourismus, Wissenschaft oder Fürsorge für behinderte Kinder. Besonders wichtig: keine geografische Einschränkung – die Wilsdorf-Stiftung etwa darf nur im Kanton Genf spenden. Der Fokus liegt auf Luzern und der Schweiz, doch Mühlebach könnte im Kunstbereich auch im Ausland Geld verteilen. Das Lucerne Festival oder das Sinfonieorchester dürfen hoffen, das Theater Luzern dagegen, in der Bucherer-Entourage als «linke Bande» verschrien, kann nur beten.

Meggen statt Schwanenplatz

Im Januar soll die Stiftung ins Handelsregister eingetragen werden, ab 2026 das erste Fördergeld fliessen. Den Apparat will Mühlebach schlank halten, aufgeblähte Stiftungsgremien mit üppigen Honoraren sind ihm ein Gräuel. Neben Böckli setzt er auf die Stiftungskoryphäe Thomas Sprecher von Niederer Kraft Frey als Berater. Für die Stiftungsleitung bewarben sich mehr als 200 Personen. Den Zuschlag erhielt Markus Wattinger, der das Asset Management bei der wenig mondänen Migros Bank leitete – auch ein Zeichen.

Neue Schaltzentrale: Die Villa von Jörg Bucherer in Meggen wird zum Sitz der Stiftung umgebaut.
Foto: Niklaus Wächter/Reportair.ch

Das Stiftungsvermögen soll spröde-solide angelegt werden, die Pensionskassenberater von PPCmetrics sind mandatiert. Für den Anlageausschuss ist die Ex-Blackrock-Schweiz-Chefin Mirjam Staub-Bisang vorgesehen. Insgesamt sollen maximal 20 Personen in der Stiftung arbeiten – sie destillieren die Projekte, die der Stiftungsrat unter Mühlebach freigibt. Dass das oberste Gremium ehrenamtlich arbeitet, kam bei der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht offenbar gut an. Das spezielle Dreier-Konstrukt im Stiftungsrat ging durch. 

Als Sitz der Stiftung war ursprünglich der CS-Sitz im Wagenbachhof am Schwanenplatz geplant. Bucherers Testament hätte den Kauf des Gebäudes autorisiert, und Mühlebach soll sich direkt mit UBS-Chef Sergio Ermotti getroffen haben. Dass der Milliardenschatz offenbar bei der ZKB liegt und UBS und Luzerner Kantonalbank bislang leer ausgehen, stärkte seine Verhandlungsmacht. Dennoch war ein Kauf des Gebäudes nicht möglich. So wird jetzt die Villa von Jörg Bucherer in Meggen zum Stiftungssitz umgebaut.

Selbst die Nachfolge als Stiftungsratspräsident hat Mühlebach bereits aufgegleist: Sein Kanzleimitarbeiter Sören Schwieterka soll ihn beerben – ein 41-jähriger Anwalt aus dem nordostdeutschen Schwerin mit wenig Luzerner Stallgeruch. Auch die Aufnahme seiner Tochter, lediglich mit einem KV-Abschluss bestückt, ist angekündigt. Die alteingesessenen Kreise rümpfen wieder die Nase. Ihm dürfte es gefallen.

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