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43 Filialen dicht, 140 Arbeitsplätze weg – jetzt gehts bei Ex Libris wieder aufwärts
Der Chef, der 1000er-Nötli verschenkt

Gelesen wird immer, gekauft wird aber immer weniger in den Filialen. Ex Libris machte eine harte Restrukturierung durch. Jetzt beginnt die Migros-Buchtochter wieder zu erstrahlen, sagt Ex-Libris-Chef Daniel Röthlin.
Publiziert: 07.02.2020 um 23:18 Uhr
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Filialabbau ist durch: Daniel Röthlin in einem der verbleibenden Ex-Libris-Shops in Zürich.
Foto: Thomas Meier
Ulrich Rotzinger

Fast schon stolz zeigt Daniel Röthlin (57) auf das Loch im Spannteppich unter seinem Schreibtisch. An der abgewetzten Stelle lugt der blanke Beton hervor. Der Ex-Libris-Chef lächelt. «Wenn ich den Teppich für ein paar Tausend Franken ersetzen lasse, mache ich deswegen draussen nicht mehr Umsatz.»

Auch der Pausenraum im Hauptsitz in Dietikon ZH scheint in den 80er-Jahren stehen geblieben. Hier abgenutzter Teppich, da ein in die Jahre gekommener Selecta-Automat für Kaffee, weiter hinten zusammengewürfelt stehen ein paar Sofas rum. «Die haben mich gerade mal 80 Franken im Micasa-Musterverkauf gekostet», sagt Röthlin. Seine Augen leuchten, im Vorbeilaufen bleibt er bei einer Mitarbeiterin stehen. «Alles Gute zum Geburtstag», gratuliert der Chef.

Onlineshop mit nur noch einer Filiale

Röthlin lässt nichts an seine Angestellten kommen. Der Buchhändler der Migros machte in den letzten beiden Jahren eine harte Restrukturierung durch. «Jeder geile Job hat auch seine Schattenseiten», sagte Röthlin damals zu BLICK. Der Entscheid zum Abbau sei schmerzlich gewesen.

Zur Erinnerung: 43 Ex-Libris-Filialen schloss Röthlin, 114 Arbeitsplätze gingen verloren. Aus einer Ladenkette mit Onlineshop wurde eine Onlineverkaufsplattform mit nur noch 14 Filialen. Der Umbau ist jetzt abgeschlossen. «Wir sind einer der wenigen Onlineshops in der Schweiz, die rentabel arbeiten können», weiss Röthlin.

Das Resultat heute: Fast 100 Millionen Franken Umsatz erzielte sein Unternehmen im letzten Jahr. Ein leichtes Plus von 0,4 Prozent gegenüber Vorjahr – und das trotz Abbau der Filialen. Der Online-Anteil am Umsatz beträgt 87 Prozent. Und ganz wichtig: Unterm Strich steht nach Verlustjahren wieder eine «deutlich schwarze Zahl», sagt Röthlin. Wie viel Gewinn rausschaute, darf er aufgrund von Weisungen der Migros nicht sagen.

Röthlin: «Ich habe wirklich Freude»

Stolz ist er nicht nur auf die Rentabilität, sondern vor allem, dass er 92 Prozent der 114 Gekündigten anderweitig unterbringen konnte. Röthlin: «Ich habe wirklich Freude, der Sozialplan und unsere Unterstützung bei der Stellensuche sind aufgegangen.» Per Ende 2019 beschäftigt Ex Libris 182 Angestellte.

BLICK weiss: Jede und jeder von ihnen (ausser Temporärkräfte in der Weihnachtszeit) hat vom Chef zum Abschluss der Reorganisation um Weihnachten herum ein Tausendernötli bekommen.

Er selbst lässt diese Information unkommentiert. Nur so viel: Wertschätzung zu zeigen, sei ihm eben sehr wichtig.

20 Prozent Rabatt und Gratislieferung

Denn im laufenden Jahr will Röthlin Gas geben – besonders beim Buchverkauf. «DVDs und Musik konsumieren die Leute im Download oder Stream, Bücher kaufen sie weiterhin», sagt Röthlin. Das mag auch daran liegen, dass Ex Libris bereits Rabatte von 20 Prozent verteilt und die Bestellungen gratis nach Hause liefert.

Im Deutschschweizer Buchmarkt wurden im letzten Jahr weniger Bücher verkauft. Die Migros-Tochter habe dagegen bei den verkauften Stückzahlen stark zulegen können, sagt Röthlin. «Die Leute lesen wieder mehr, zumindest die bei uns gekauften Bücher.»

Schweizerinnen und Schweizer kauften 2019 in der Deutschschweiz (stationärer Buchhandel oder online) insgesamt gut 14 Millionen gedruckte Bücher – eine Million weniger als im Vorjahr. Leader im Buchmarkt ist Orell Füssli Thalia, gefolgt von Ex Libris, Amazon (online) und Weltbild.

Ausbauen will der Chef nun all jene Bereiche im Unternehmen, die mit Kunden arbeiten. «Viele Bestellungen gehen bei uns per Telefon ein», so Röthlin. Gegenwärtig laufen die Vorbereitungen für die Next-Day-Belieferung von ersten 25'000 Artikeln.

Röthlin: Wo mehr bestellt wird, wird auch mehr retourniert: «Darauf müssen wir uns einstellen.»

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