Die Anzahl Single-Haushalte wächst (BLICK berichtete). Sie hat die hohe Zunahme der Leerstände dieses Jahr etwas ausgebremst. Ausgeglichen ist das Angebot an Mietwohnungen sowie die Nachfrage deshalb aber noch lange nicht.
Derzeit stehen rund 34'000 Wohnobjekte mehr leer, als für Umzüge und neue Haushalte benötigt werden. Es handelt sich dabei zum grössten Teil um Mietwohnungen, wie der Herbstreport «Immo-Monitoring» von den Beratern Wüest Partner zeigt.
Die Situation wird sich weiter zuspitzen
In gewissen Regionen wie dem Oberaargau, Solothurn, Mendrisio TI, Sitten und Biel BE wird sich die Situation im kommenden Jahr weiter zuspitzen. Denn dort wird ungebremst weitergebaut, obwohl die Leerstände bereits überdurchschnittlich hoch sind. Insgesamt in 19 Regionen der Schweiz hat die Anzahl Neubaubewilligungen dieses Jahr erneut zugenommen – trotz hoher Leerstandsquoten.
Warum wird beispielsweise im Oberaargau weitergebaut? Hier liegt die Leerstandsquote bei den Mietwohnungen mit 8,9 Prozent deutlich über dem Schweizer Schnitt von 2,7 Prozent. Dafür gibt es laut Robert Weinert (40) von Wüest Partner mehrere Gründe.
«Immobilien sind derzeit für viele Investoren eine sehr attraktive Anlage», so der Immo-Experte. Denn es fehlt Investoren an Möglichkeiten, ihr Geld in einer anderen Form einigermassen gewinnbringend anzulegen. Das dürfte auch noch ein paar Jahre so bleiben, zumal das Zinsniveau auf Rekordtief verharrt.
Der Druck auf Mieten steigt
«Kommt dazu, dass der Neubau oftmals auf grüner Wiese stattfindet», sagt Weinert. Und solche grünen Flächen finde sich eben vor allem in den genannten Regionen.
Obwohl es für die geplanten Wohnobjekte keine Nachfrage gibt? «Trotz hohen Leerstands können diese Regionen für Neubauten gut geeignet sein», sagt der Experte. Es sei beispielsweise möglich, dass der Neubau an einer attraktiven Lage mit guter Anbindung gebaut werde.
Das Überangebot und die nach wie vor hohe Wohnungsproduktion wird im kommenden Jahr laut dem Immobilien-Report zu tieferen Mieten führen. «Bei den angebotenen Wohnungen erwarten wir einen Rückgang von 0,9 Prozent», so Weinert.
Auch der Referenzzinssatz sinkt
Aber auch Mieter mit bestehenden Mietverträgen könnten nächstes Jahr in den Genuss von sinkenden Mieten kommen. Das anhaltend tiefe Zinsniveau dürfte im März 2020 zu einer Anpassung des Referenzzinssatzes von heute 1,5 Prozent auf 1,25 Prozent führen.
Daraus würde für Mieter ein Senkungsanspruch von 2,91 Prozent entstehen.