Der Freiburger Milchverarbeiter Cremo steckt in der Krise. Er will mit einem umfassenden Restrukturierungsprogramm seine finanzielle Misere beheben. Und schnallt deshalb den Gürtel enger. Konkret: Das Unternehmen plant Einsparungen von mindestens 23 Millionen Franken. Und das innerhalb von drei Jahren. Unmittelbare Massnahme ist die Schliessung des Standorts Lyss BE.
Dies kündigte Verwaltungsratspräsident Georges Godel (71) einer Medienkonferenz am Unternehmenssitz in Villars-sur-Glâne FR an. Von der Stilllegung des im Sektor Molkerei und Käserei tätigen Betriebs im Berner Seeland sind fünf Mitarbeitende betroffen. Sie erfordert eine Wertberichtigung von über 8,7 Millionen Franken. Die Massnahme ergänzt die bereits angekündigte vorzeitige Schliessung des Standorts Lucens VD mit 38 Mitarbeitenden per Ende Mai.
«Finanzielle Lage besorgniserregend»
Der Milchkonzern schreibt seit einigen Jahren rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2022 resultierte trotz eines Umsatzanstiegs um 3,4 Prozent auf 512,8 Millionen Franken ein Defizit von 21,5 Millionen Franken. Dabei schrumpfte das Eigenkapital um 30 Prozent. 2021 belief sich das Minus auf 2,9 Millionen Franken.
«Die finanzielle Lage ist besorgniserregend», sagte Godel, ehemaliger Freiburger Staatsrat. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen mit dem auf drei Jahre angelegten Restrukturierungsprogramm namens «Cap 2027» das Ruder herumreissen könne.
Investitionen in Käserei und Butterherstellung
Der Verwaltungsratspräsident sieht insbesondere drei Baustellen. So sollen die veralteten und pannenanfälligen Industrieanlagen modernisiert werden. Im Bereich Management müsse die Funktionsweise und Komplexität des Unternehmens genau erfasst werden. Zudem müsse das Vertrauen innerhalb des Verwaltungsrats und dasjenige zwischen Aufsichtsgremium und Geschäftsleitung wieder vollständig hergestellt werden.
Um die Wende zu schaffen, will die Gruppe mit rund 600 Mitarbeitenden laut Godel in den nächsten Jahren mehrere Dutzend Millionen Franken investieren, insbesondere in die Käserei und die Butterherstellung. Ein Stellenabbau sei vorerst nicht geplant.
32 Tonnen Käse an Betrüger
Im Mai war Cremo zum letzten Mal in den Schlagzeilen. Mit gefälschten E-Mails bestellten Betrüger 32,7 Tonnen Schweizer Käse – doch dann verläuft sich die Spur. Cremo machte einen Verlust von 450'000 Franken. Der Käse soll in Grossbritannien verkauft worden sein. Eine Anzeige des Milchverarbeiters Cremo ist bei der Freiburger Staatsanwaltschaft eingegangen. (pbe/SDA)