20'000 Kontrollen für nichts
Bürokratie-Wahnsinn an der Grenze zu Deutschland

Deutschland nimmt es mit dem Covid-Zertifikat besonders genau. Seit kurzem brauchen neben Flugpassagieren auch Auto- und Zugreisende eine Impfung, Genesung oder einen negativen Test. Jetzt zeigt sich: Verstösse gibt es kaum. Der Kontrollwahnsinn läuft ins Leere.
Publiziert: 10.08.2021 um 12:43 Uhr
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Deutschland hat am 1. August sein Einreiseregime verschärft. Kontrollen an der Grenze zwischen Kreuzlingen und Konstanz.
Foto: picture alliance/dpa
Sarah Frattaroli

Seit dem 1. August gelten bei der Einreise nach Deutschland verschärfte Bedingungen. Wer nicht geimpft oder genesen ist, braucht einen negativen Test. Anders in der Schweiz: Hierzulande brauchen nur Flugreisende eine Impfung, Genesung oder einen Test. Wer mit dem Auto oder dem Zug einreist, ist ausgenommen.

Nicht so in Deutschland. Ausnahmen gibt es dort nur für Grenzpendler. Dazu gehören Berufspendler. Aber auch Einkaufstouristen oder Tagesausflügler in den Europapark bleiben von der Testpflicht verschont.

Alle anderen brauchen ein Zertifikat. Dazu macht die deutsche Bundespolizei an der Grenze Stichproben. Und genau dort liegt das Problem: Polizei-Gewerkschaften monieren nämlich, die Stichproben seien für die Grenzwächter kaum zu stemmen.

Händler in Süddeutschland fürchteten durch die Stichproben ausserdem Staus an den Grenzen. Diese könnten dann Einkaufspendler und andere Ausflügler abschrecken.

Elf Verstösse – bei 21'000 Kontrollen

Zu Staus ist es bisher nicht gekommen. Das sagen sowohl die deutschen als auch die schweizerischen Behörden zu Blick. Aber: Die Stichproben sind tatsächlich eine Mammutaufgabe. Und sie bringen wenig, wie sich jetzt zeigt.

Die Bundespolizei in Baden-Württemberg hat zwischen dem 1. und dem 5. August 21'000 Kontrollen durchgeführt, wie es auf Anfrage von Blick heisst. Dabei gab es gerade einmal elf Verstösse. «Die zuständigen Gesundheitsbehörden prüfen nun die Einleitung eines Bussgeldverfahrens», heisst es dazu.

Kostenpunkt: Bis zu 3000 Euro. Ausgerechnet das Bundesland, das an die Schweiz grenzt, verlangt damit die höchsten Bussen. Wer etwa von Polen nach Sachsen einreist und keine Impfung, Genesung oder einen negativen Test vorweisen kann, wird mit nur 150 Euro gebüsst.

So oder so wird die grosse Mehrheit der Leute aber sowieso nicht kontrolliert. Das ärgert viele, die extra für einen Test bezahlen und diesen dann nicht einmal vorweisen müssen. Gerade Fluggesellschaften gehen allerdings ein Risiko ein, wenn sie die Zertifikate ihrer Passagiere nicht kontrollieren. Bringen sie jemanden aus einem Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet nach Deutschland, der nicht geimpft, genesen oder getestet ist, droht nicht nur dem Reisenden selber, sondern auch dem Beförderer eine Busse. Die Schweiz gehört allerdings weder zu den Hochrisiko- noch zu den Virusvariantengebieten.

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