«In erster Linie müssen wir auffallen»
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Schweizer Expo-Chef:«In erster Linie müssen wir auffallen»

192 Länder präsentieren sich in Dubai – nur das Publikum fehlt noch
Die Schweiz ist ein Leuchtturm der Geister-Expo

Die Weltausstellung in Dubai ist gestartet – und keiner geht hin. Blick hat sich an der Geister-Expo umgesehen. Das Areal ist so gross wie 600 Fussballfelder und bietet 192 Ländern Platz zur Selbstdarstellung. Zu den auffälligsten und erfolgreichsten gehört die Schweiz.
Publiziert: 08.10.2021 um 20:51 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2021 um 21:50 Uhr
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Die Weltausstellung in Dubai hat begonnen.
Foto: AFP
Nicola Imfeld

Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, 38 Grad im Schatten. Eine Frau strahlt und winkt. «Gehen Sie zur Expo?», fragt die Helferin und kramt eine Karte aus ihrer Seitentasche hervor. Sie zeigt auf eine Buskolonne. Die Fahrzeuge warten leer auf Besucherinnen und Besucher, von denen jede Spur fehlt. Kaum sind wir eingestiegen, setzt sich das Fahrzeug auch schon in Bewegung.

Die Weltausstellung Expo in Dubai ist vor einer Woche mit einer pompösen Feier eröffnet worden. Bis Ende März 2022 soll hier die Welt zusammenfinden. Die meisten der 192 teilnehmenden Staaten haben ihre Pavillons errichtet, wollen sich im besten Licht zeigen. Doch kaum jemand schaut der Selbstdarstellung zu. In der ersten Woche bleibt der Ansturm aus. Die Expo, die wegen der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr verschoben werden musste, hat einen schweren Stand.

Maskenpflicht auch im Freien

Am Morgen und Mittag gleicht die Weltausstellung, die sich über ein Areal von 600 Fussballfeldern erstreckt, einer Geisterstadt. Einzig Helfer, Angestellte der Länderpavillons und Schulklassen irren auf dem Gelände umher, das sich unweit der Grossmetropole befindet. Die Organisatoren wollen hier bis Ende März 25 Millionen Gäste empfangen. Ein Ziel, das vor der Pandemie ins Auge gefasst und nicht mehr korrigiert wurde.

«Zwei Waffeln bitte», sagt Alejandra Gómez (34), die eine Uniform der kolumbianischen Vertretung trägt. Sie macht gerade Mittagspause vor dem norwegischen Pavillon. «Am Eröffnungswochenende hatten wir einiges zu tun, jetzt ist es aber sehr still geworden», sagt sie. Sechs Monate werden Gómez und ihr Team in Dubai bleiben. «Es ist eine grosse Ehre, mein Land hier vertreten zu dürfen. Wir hoffen, dass wir Kolumbien möglichst vielen Menschen näherbringen können.»

Die brütende Hitze macht ihr zu schaffen. Sie wischt sich den Schweiss von der Stirn. Die strengen Corona-Massnahmen machen es ihr und den Expo-Besuchern nicht gerade leicht. Obwohl das Land sehr geringe Corona-Fallzahlen ausweist, ist das Pandemie-Regime streng. Die Maskenpflicht gilt auch im Freien. «Hoffentlich werden die Regeln in nächster Zeit gelockert.»

Schweiz brilliert

Die Weltausstellung in Dubai ist mit dem vollmundigen Motto angetreten, die Zukunft zu erschaffen. Doch die fetten Jahre sind vorbei, als die Expo Weltneuheiten wie das Mobiltelefon in Japan (1970) vorstellte. Die 192 teilnehmenden Länder in Dubai teilen zwar ihre Innovationen und nachhaltige Technologien – wirklich brandneu sind diese Ideen allerdings nicht. Der Pavillon der Nachhaltigkeit ist eine Ausnahme. Eines der Highlights ist das Grauwasser-Recyclingsystem, das dereinst den Wasserverbrauch in der Landschaftspflege um 75 Prozent reduzieren soll.

Ein architektonischer Hingucker ist der Schweizer Pavillon, der mit 16 Millionen Franken vergleichsweise wenig gekostet hat. Von aussen sticht die rot-weisse Vertretung sofort ins Auge – dank ihrer trichterförmigen, verspiegelten Front und dem 700 Quadratmeter grossen roten Teppich, auf dem die Besucher empfangen werden. Ein starkes Statement für die ansonsten so zurückhaltende Schweiz.

Die Highlights der Expo-Historie

Die erste Weltausstellung ging im Jahr 1851 im Londoner Hyde Park über die Bühne. Seit geraumer Zeit stellen die Länder der Welt auf der sogenannten Expo die grosse Ideen vor. Diese haben in der Vergangenheit grossen Einfluss auf die Weltgeschichte gehabt. Blick nennt die fünf Expo-Highlights der Geschichte:

1889: Die bis heute wohl nachhaltigste Weltausstellung war in Paris (Frankreich). Sie war der Anlass zur Errichtung des Eiffelturms. Heute ist der Turm im Herzen der französischen Hauptstadt die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Welt.

1893: Das Riesenrad wurde an der Expo in Chicago erstmals der Welt vorgeführt. Am Ende der Vergnügungsmeile überragte das «Ferris Wheel», ein 80 Meter hohes Riesenrad, die Weltausstellung. Mit seinen 36 Gondeln beförderte es in sechs Monaten 1,6 Millionen Menschen. Das «Ferris Wheel» war so erfolgreich, dass es für die Expo in St. Louis 1904 wieder aufgebaut wurde. Heute fehlt das Riesenrad an keinen Chilbis oder Freizeitparks mehr.

1939: Franklin D. Roosevelt war der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der im Fernsehen auftrat. Schauplatz war die Weltausstellung 1939 in New York. Der Auftritt wurde an eine Handvoll Fernsehgeräte in den USA übertragen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brachte die Entwicklung des TVs vorübergehend zum Stillstand. Es sollte mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis das neue Medium so richtig populär wurde. Heute ist das Fernsehgerät ein entscheidender Faktor im Kampf ums Weisse Haus.

1967: Die Atomuhr wird in Montreal (Kanada) der Weltöffentlichkeit präsentiert – und das durch die Schweiz! Damals als besondere Attraktion angepriesen, konnte im Schweizer Pavillon eine Cäsium-Atomuhr angeschaut werden. Akzentuiert wurde der Bau durch eine Vielzahl von Metallplastiken Schweizer Künstler. Die Atomuhren sind die genauesten Uhren. Wenn wir einmal die Zeit vergessen sollten, können wir uns heute auf die Messwerte von über 400 Atomuhren an 60 weltweit verteilten Zeitinstituten verlassen.

1970: Fast 100 Jahre nach der Einführung des Telefons wurde das Mobiltelefon auf der Expo in Osaka (Japan) vorgestellt. Es wurde jedoch vom zeitgenössischen Publikum weitgehend übersehen und einem Stück Mondgestein vorgezogen, das von der Apollo-Mission im Jahr 1969 aus dem All zurückgebracht worden ist. Mittlerweile hat sich das Handy zum Smartphone entwickelt – und ist aus unseren Leben nicht mehr wegzudenken. (nim)

Die erste Weltausstellung ging im Jahr 1851 im Londoner Hyde Park über die Bühne. Seit geraumer Zeit stellen die Länder der Welt auf der sogenannten Expo die grosse Ideen vor. Diese haben in der Vergangenheit grossen Einfluss auf die Weltgeschichte gehabt. Blick nennt die fünf Expo-Highlights der Geschichte:

1889: Die bis heute wohl nachhaltigste Weltausstellung war in Paris (Frankreich). Sie war der Anlass zur Errichtung des Eiffelturms. Heute ist der Turm im Herzen der französischen Hauptstadt die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Welt.

1893: Das Riesenrad wurde an der Expo in Chicago erstmals der Welt vorgeführt. Am Ende der Vergnügungsmeile überragte das «Ferris Wheel», ein 80 Meter hohes Riesenrad, die Weltausstellung. Mit seinen 36 Gondeln beförderte es in sechs Monaten 1,6 Millionen Menschen. Das «Ferris Wheel» war so erfolgreich, dass es für die Expo in St. Louis 1904 wieder aufgebaut wurde. Heute fehlt das Riesenrad an keinen Chilbis oder Freizeitparks mehr.

1939: Franklin D. Roosevelt war der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der im Fernsehen auftrat. Schauplatz war die Weltausstellung 1939 in New York. Der Auftritt wurde an eine Handvoll Fernsehgeräte in den USA übertragen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brachte die Entwicklung des TVs vorübergehend zum Stillstand. Es sollte mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis das neue Medium so richtig populär wurde. Heute ist das Fernsehgerät ein entscheidender Faktor im Kampf ums Weisse Haus.

1967: Die Atomuhr wird in Montreal (Kanada) der Weltöffentlichkeit präsentiert – und das durch die Schweiz! Damals als besondere Attraktion angepriesen, konnte im Schweizer Pavillon eine Cäsium-Atomuhr angeschaut werden. Akzentuiert wurde der Bau durch eine Vielzahl von Metallplastiken Schweizer Künstler. Die Atomuhren sind die genauesten Uhren. Wenn wir einmal die Zeit vergessen sollten, können wir uns heute auf die Messwerte von über 400 Atomuhren an 60 weltweit verteilten Zeitinstituten verlassen.

1970: Fast 100 Jahre nach der Einführung des Telefons wurde das Mobiltelefon auf der Expo in Osaka (Japan) vorgestellt. Es wurde jedoch vom zeitgenössischen Publikum weitgehend übersehen und einem Stück Mondgestein vorgezogen, das von der Apollo-Mission im Jahr 1969 aus dem All zurückgebracht worden ist. Mittlerweile hat sich das Handy zum Smartphone entwickelt – und ist aus unseren Leben nicht mehr wegzudenken. (nim)

«Die Schweiz muss hier einfach auffallen»

«Wir wollten den auffälligsten Pavillon der Expo», sagt der Schweizer Expo-Chef Manuel Salchi (56). «In Italien kannte man die Schweiz bereits. Hier sind wir kaum bekannt, deshalb müssen wir in erster Linie auffallen», erklärt Salchi, der die Schweiz bereits an sieben Weltausstellungen vertreten hat.

Der Plan von Mr. Expo scheint aufzugehen. Vor dem Schweizer Pavillon herrscht reger Betrieb. Die Geister-Expo ist hier weit weg: Am Eröffnungstag empfing man 7000 Besucher, nun seien es konstant 5000 Gäste pro Tag. «Wir sind auf Kurs», sagt Salchi. Auch die Gäste sind happy. «Der Schweizer Nebel im Innern fühlte sich wie echt an. Es war kalt im Vergleich zu draussen. Eine willkommene Abkühlung», meint Maryam (24), eine Einheimische aus Dubai.

Nur abends, wenn die Temperaturen auf 30 Grad gesunken sind, füllt sich das Ausstellungs-Areal etwas. Die grosse Wette der Verantwortlichen: die Hauptsaison im Winter. Spätestens über Weihnachten und Neujahr soll die Expo tagelang aus allen Nähten platzen.

Die Weltausstellung eröffnete am 1. Oktober 2021 und dauert bis zum 31. März 2022. Blick ist auf Einladung der Fluggesellschaft Emirates für ein paar Tage vor Ort und berichtet auch auf Blick TV.

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So zeigt sich die Schweiz an der Expo 2020 in Dubai
2:20
Pavillon als Blickfang:So zeigt sich die Schweiz an der Expo 2020 in Dubai
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