Wer hat ihn noch nicht ausprobiert, den Sprachassistenten ChatGPT der Firma OpenAI? Nach einer kurzen Anmeldung lassen sich dem Sprachgenerierungsmodell zahllose Fragen stellen. Diese werden dank künstlicher Intelligenz detailliert und in zumeist exzellenter Sprache beantwortet.
Dafür greift ChatGPT auf Millionen Texte zurück. Der Unterschied zu einer reinen Suchmaschine wie Google liegt darin, dass ChatGPT auf Aufforderungen des Users menschenähnlichen Text generiert, während Google Links zu einer breiten Palette von Online-Quellen vermittelt.
Die Informationsmenge, die Google liefern kann, ist grösser. Aber ChatGPT macht mehr Spass. Hier werden die Unmengen an Vorlagen aus dem Web mit enormer Rechenleistung verknüpft, die zudem formale Kriterien wie Stil berücksichtigen kann.
Obwohl die beiden Systeme noch nicht in direkter Konkurrenz zueinander stehen, ist das Quasi-Monopol von Google als Suchmaschine gefährdet.
Microsoft setzt zum Quantensprung an
Denn hier tritt Microsoft auf den Plan. Der US-Techriese ist bereit, weitere 10 Milliarden Dollar in OpenAI zu investieren. Eine Milliarde war bereits als Anstoss-Investition gezahlt worden. Warum? Microsoft setzt verstärkt auf künstliche Intelligenz. Und bereitet die Einführung einer Version seiner Bing-Suchmaschine vor, welche die künstliche Intelligenz hinter ChatGPT nutzt. Dies könnte bereits Ende März 2023 der Fall sein. Bing-Nutzer würden bei Anfragen dann keine schnöde Link-Liste erhalten, sondern pfannenfertige, ausgereifte Antworten. Eine wesentliche Erweiterung dessen, wie wir aktuell Suchmaschinen nutzen.
Ein Grund zur Sorge bei Google. Dort wird bereits reagiert. Google arbeitet in seinem System LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) an einer ähnlichen Technologie. Gerüchten zufolge werden bei Google wegen des Erfolgs von OpenAI nun verstärkt Forscherteams mobilisiert, um schneller auf ChatGPT zu reagieren.
Bei den Suchmaschinen kommt Bing aktuell auf einen Marktanteil von unter 9 Prozent, während Google fast 84 Prozent beansprucht.
Immer grössere Leistung
Natürlich ist die Künstliche Intelligenz bei ChatGPT noch anfällig auf Fehler. Ob die Markteinführung tatsächlich schon im März erfolgt, ist höchst unsicher. Erster zu sein, ist aber wichtig: Schliesslich geht es um die Zukunft der Suchmaschine.
Diese werden immer leistungsfähiger. Die aktuell verwendete Software-Version GPT3 baut auf 175 Milliarden Parametern auf. Doch bereits steht GPT4 in den Startlöchern. Wo ein echter Quantensprung erwartet wird: GPT4 wird auf 100 Billionen Parameter zurückgreifen können. Grundsätzlich bedeutet die Erhöhung der Parameter nicht, dass der Content besser wird. Aber wenn es OpenAI schafft, sein System genügend zu trainieren, wird GPT4 unglaublich leistungsfähig sein.
Dazu beschränkt sich OpenAI nicht auf Text. Mit dem System Dall-E 2 können anhand einer Texteingabe auch Bilder erzeugt werden. Die ebenfalls in der Lage sind, Stil oder andere Vorlagen zu imitieren.
Die Anwendungsmöglichkeiten im Alltag sind vielfältig. Der Versuch, die reine Suchmaschine auf digitale Assistenten wie Alexa oder Siri auszuweiten, die uns im Alltag unterstützen, existiert schon länger. Allerdings mit recht überschaubarem Erfolg. Noch hat die grosse Öffentlichkeit Instrumente, die auf künstlicher Intelligenz basieren, adoptiert. Die vielen Spielereien mit GPT3, denen bereits Millionen User auch ohne Werbung verfallen sind, deuten aber darauf hin, dass sich dies bald ändern könnte.