Die Notenbanken haben ihr Pulver verschossen, jetzt sind die Staaten dran. Diese Erkenntnis setzt sich in der Corona-Krise rund um den Globus immer mehr durch, auch in der Schweiz. Jetzt braucht es Geld, sehr viel Geld – und möglichst wenig Hürden, um all den notleidenden Firmen und ihren Angestellten rasch zu helfen. Und all den Menschen in der Schweiz, die die volle Härte der Krise spüren.
Jetzt fordern zwei Wirtschaftsprofessoren der ETH Zürich einen «Schweizfonds». Dieser Hilfsfonds soll mit 100 Milliarden Franken ausgestattet werden. Bezahlt vom Bund.
Die Köpfe hinter der Idee: die ETH-Ökonomen Jan-Egbert Sturm (50) und Hans Gersbach (60). Der Grundgedanke: «Wegen der Corona-Krise bricht vielen Firmen die Nachfrage weg, oder sie müssen gleich ganz schliessen», so Volkswirt Gersbach.
Zu wenig Hilfe
Die Folge: Die Menschen könnten nicht weiterbeschäftigt werden, die Produktion sei nicht möglich. «Es kommt zu wenig Hilfe», so Gersbach zu Blick TV.
«Vielen Firmen droht der Bankrott!», befürchtet er. Es geht um viel, es geht um die Schweizer Wirtschaft: «Es geht darum, jetzt das Überleben der Betriebe zu sichern. Damit wir nach der Krise die Produktion und die Wirtschaft wieder hochfahren können.»
Für diese Idee gibt es Applaus von allen Seiten, auch von anderen Ökonomen: «Jetzt muss man ganz viel Geld in die Hand nehmen», sagt Martin Neff (59), Chefökonom von Raiffeisen. Die Schweiz habe so viele Reserven, dass sie noch nie dagewesene Massnahmen treffen könne. Wir können es uns leisten, vehement gegen die Krise anzutreten», glaubt Neff.
Diese Massnahmen braucht es jetzt
Doch es braucht viel mehr! Es braucht nicht nur Geld, es braucht unbürokratische Wege und Mittel, die der Wirtschaft helfen. BLICK nennt 10 Massnahmen, die unserer Wirtschaft jetzt helfen könnten!
1. Staatsfonds für Soforthilfe
Das ist die Idee der beiden Ökonomen der ETH. Dafür kann sich der Bund in der Krise verschulden. Die Rettung der UBS hat gezeigt, dass ein Teil der Gelder wieder an den Staat zurückfliessen könnte.
2. Geld direkt an die Bevölkerung verteilen
Hongkong hat es getan, US-Präsident Trump (73) will 1000-Dollar-Schecks an die ganze Bevölkerung verteilen – finanziert durch die Notenbank. Das nennt sich in der Fachsprache Helikoptergeld. Damit könnte man Menschen in Not helfen und den Konsum stützen. In der Schweiz läuft eine Petition an den Bundesrat für ein bedingungsloses Grundeinkommen für die nächsten sechs Monate. Mit bislang über 40'000 Unterschriften.
3. Mieterlass für KMU
Viele Kleinbetriebe stehen ab sofort ohne Einnahmen da. Doch Ende Monat wartet die nächste Rechnung für die Geschäftsmiete. Besitzer von Geschäftsliegenschaften, die es sich leisten können, könnten deshalb die Miete stunden. Das entlastet das Gewerbe – und die Vermieter können nach der Erholung weiter auf ihre langjährigen Mieter setzen. In Österreich wollen einzelne Städte in den eigenen Liegenschaften die Miete für Geschäftslokale vorübergehend aussetzen.
4. Rechtsstillstand bei Betreibungen
Dies hat der Bundesrat bereits verfügt. Bis zum 4. April darf in der Schweiz niemand betrieben werden. Das soll Unternehmen in finanziellen Nöten entlasten. Danach beginnen die gesetzlichen Betreibungsferien mit der gleichen Wirkung. Betreibungen sind in der Schweiz bis zum 19. April somit nicht möglich. Die Kehrseite: Viele KMU und andere Betriebe, die dringend auf Geld angewiesen sind, müssen auf die Bezahlung bereits erbrachter Leistungen warten.
5. Flüssige Mittel für das Finanzsystem
Deshalb wird es immer wichtiger, dass den Banken genügend flüssige Mittel zur Verfügung stehen. Damit sie Bankkredite vergeben oder verlängern können. Bereits warnen erste Finanzinstitute vor Schwierigkeiten bei der Liquiditätsbeschaffung. Sollte es tatsächlich zu Liquiditätsengpässen im Finanzsystem kommen, wäre die Nationalbank gefragt. Sie kann zusätzliche Gelder ins System pumpen.
6. Staatshilfe für wirtschaftsrelevante Unternehmen
Bei der UBS hat es geholfen, die Swissair hat nach dem Grounding ein Darlehen von über einer Milliarde Franken erhalten, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. Nun bittet Swiss-Chef Thomas Klühr den Staat um Hilfe. Es macht Sinn, dass der Staat Firmen, die für die Aufrechterhaltung der Wirtschaft notwendig sind, finanziell unter die Armee greift.
7. Steuern und Abgaben aussetzen
Eine weitere Massnahme, die der Bund vordringlich diskutieren muss, ist der Aufschub von Steuern. Betriebe haben bereits jetzt die Möglichkeit, auf Gesuch hin einen Zahlungsaufschub bei Geldforderungen des Bundes, zum Beispiel für die Mehrwertsteuer oder Sozialabgaben, zu erwirken. Denkbar wäre auch eine Reduktion der Mehrwertsteuersätze. Das würde die Bevölkerung direkt im Portemonnaie spüren.
8. Hypothekarzinsen stunden
In Italien wird privaten Haushalten und kleinen Firmen bereits die Zahlung ihrer Hypothekarzinsen gestundet. Das wäre auch eine Massnahme, die in der Schweiz vielen helfen würde, die nun Wochen oder Monate ohne Einkommen auskommen müssen.
9. Ausweitung der Kurzarbeit
Im Moment haben nur Angestellte Anrecht auf Kurzarbeitsentschädigung. Der Bundesrat sollte die Kurzarbeit auch auf Selbständigerwerbende oder Temporärangestellte ausdehnen. Zudem ist in vielen kleinen Betrieben der Lohn des Patrons nicht gesichert. Am Freitag will Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) weitere Massnahmen verkünden.
10. Tourismus unterstützen
Dramatisch ist die Lage auch im Tourismus, in der Hotellerie und im Gastro-Gewerbe. Alle Betriebe zusammen sind eine wichtige Branche, die viel Geld ins Land holt. Jetzt geht es darum, dass möglichst viele Restaurants, Hotels und Bergbahnen überleben.