Auf einen Blick
- Weltcup-Rennen in China drohten die langsamsten der Snowboardcross-Geschichte zu werden
- Schweizer Team trauert noch immer um verstorbene Teamkollegin Sophie Hediger
- Nun wollen sie für die Zürcherin in China ein gutes Resultat herausfahren
Die Weltcup-Rennen in China drohten die langsamsten der Snowboardcross-Geschichte zu werden. Zu diesem Schluss kamen die Schweizerinnen nach der Pistenbesichtigung. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Sina Siegenthaler (24). Der Hang sei derart flach, dass man unten im Ziel fast stillsteht. «Wenn du am falschen Ort bremst, kommst du kaum mehr vom Fleck.»
Erschwerend kommt der trockene Schnee hinzu, der zusätzlich bremst. Hoffnung macht nun die erste Trainingsfahrt. Der Kurs ist schneller als gedacht. «Es macht sogar richtig Spass!» Am Freitag in der Quali und am Samstag im Rennen sind Gleiterfähigkeiten gefragt. «Du darfst dir keinen Fehler erlauben», ist sich Siegenthaler sicher.
Im Schweizer-Team sorgt das spezielle Streckenprofil für keinerlei Unruhe. In den letzten Wochen lernten sie, mit viel schwierigeren Dingen umzugehen. Am 23. Dezember verstarb ihre Teamkollegin Sophie Hediger (†26). Sie kam in Arosa GR bei einem Lawinenunglück ums Leben.
Spezielle Fahrt für Hediger
Seither fand kein Weltcup-Rennen mehr statt. «Die lange Pause hat uns geholfen, das alles zu verarbeiten.» In den Trainingslagern konnte sie einander unterstützen. Einige Athletinnen spürten eine Blockade. Siegenthaler gehörte nicht dazu. «Ich habe all meinen Frust in den Sport gesteckt und richtig Gas gegeben.»
Nun reisten sie erstmals ohne Hediger an einen Weltcup. «Wir vermissen sie sehr.» Der Tod der Zürcherin veränderte die Teamdynamik. Neu ist unter anderem die Zimmeraufteilung. «Wir sind viel näher zusammengerückt», so die Bernerin. Am Mittwoch versammelte sich die Snowboardcross-Szene zu einer Gedenkfahrt für Hediger. «Ich hoffe, sie freut sich, wenn sie von oben sehen kann, wie viele Menschen sie vermissen.»
Supertalent überzeugte bei Premiere
Wenn die Schweizerinnen am Freitag zur Quali starten, wird ihre verstorbene Teamkollegin sie bestimmt beobachten. «Wir fahren für Sophie. Gleichzeitig ist uns allen klar, dass das Leben weitergeht. Sophie hätte nicht gewollt, dass wir zu lange trauern.»
Richtig viel Freude machte beim ersten Weltcup-Rennen der Saison Noémie Wiedmer (17). Das Berner Supertalent belegte bei ihrer Premiere auf höchster Stufe den sensationellen fünften Platz. Siegenthaler überzeugte als Siebte. Ihre Fussprobleme hat sie inzwischen im Griff. Das erste Saison-Podest scheint fällig.