Nach über zwei Jahrzehnten als aktive Sportlerin zieht sie einen Schlussstrich. Alpin-Snowboarderin Patrizia Kummer (35) startet am Samstag zum allerletzten Mal in ihrer Karriere im Weltcup. Noch wirkt die Walliserin ganz cool. Aber schon jetzt werde sie überall auf ihren Rücktritt angesprochen. «Beim letzten Rennen sind mir schon vor dem ersten Lauf fast die Tränen gekommen. Es wird emotional am Samstag.»
Die Mit-Inhaberin eines Bed and Breakfast in ihrem Heimatdorf Mühlebach VS hat das alpine Snowboarden in der Schweiz geprägt wie kaum eine andere. Ihren erfolgreichsten Winter erlebte sie 2013/14, als sie neben dem Olympiasieg in Sotschi auch die Weltcup-Gesamtwertung sowie die beiden kleinen Kristallkugeln im Parallel-Riesenslalom und Parallel-Slalom gewann. Diese Leistung hat Kummer bisher keine nachgemacht.
Eigene TMC-Praxis geplant
Weltweite Aufmerksamkeit erhielt die studierte Psychologin, als sie vor den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking freiwillig drei Wochen in Quarantäne ging, anstatt sich impfen zu lassen. «Klar wäre mir lieber gewesen, wenn sich die Berichterstattung um meine sportliche Leistung gedreht hätte. Aber schliesslich bin ich mir treu geblieben. Für mich hat alles gepasst.»
Sich selbst treu zu sein, stand in Patrizia Kummers Karriere stets an oberster Stelle. Und auch jetzt geht die Walliserin ihren eigenen Weg. Bald beendet sie ihr Studium in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). Als Therapeutin will sie in einer eigenen Praxis den Menschen etwas zurückgeben. «Meine Hilfsbereitschaft konnte ich im Spitzensport nie ausleben.» Kummers Leben wird nach Saisonende nicht mehr dasselbe sein. Die einzige Konstante: ihre Verbundenheit zur Heimat. Kummers TCM-Praxis entsteht, wie sollte es anders sein, in Bellwald im Wallis.