Skisprung-Legende Hannawald über Suizidgedanken
«Ohne Hilfe hätte mir das Enke-Schicksal gedroht»

Sven Hannawald ist hoch und weit geflogen, aber auch tief gefallen. Ein Burnout zwang ihn einst zum Rücktritt. Nun lässt er tief blicken und hilft anderen Betroffenen.
Publiziert: 06.11.2024 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2024 um 15:46 Uhr
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Sven Hannawald blickt auf eine schwierige Zeit seines Lebens zurück.
Foto: imago/Hartenfelser

Auf einen Blick

  • Sven Hannawald musste seine Skisprung-Karriere wegen eines Burnouts beenden
  • Rückblickend sagt er, ohne Hilfe hätte er sich wohl das Leben genommen
  • Hannawald hat unzählige Erfolge gefeiert, darunter WM- und Olympia-Gold
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

2002 hat Sven Hannawald Geschichte geschrieben. Als erster Athlet gewann er alle vier Springen der Vierschanzentournee. Seine Startnummer jedes Mal: 50. Eine Zahl, die in diesen Tagen wieder eine besondere Bedeutung für den Deutschen hat. Am Samstag feiert er seinen 50. Geburtstag. 

Der zweifache Skiflug-Weltmeister (2000 und 2002) und Team-Olympiasieger (2002) verrät in einem Interview mit der «Sportbild», dass es einen Moment in seinem Leben gab, der dafür hätte sorgen können, dass er diesen Geburtstag nicht mehr erlebt. Im Februar 2004 brach Hannawald die Saison vorzeitig ab und flog in die Ferien. «Dort bin ich dann zusammengeklappt», erinnert er sich. Er lässt sich in eine Klinik einweisen. «In den ersten zwei Wochen bekam ich Psychopharmaka, um überhaupt die nächste Nacht zu überstehen.» Hannawald lässt tief blicken, als er über mögliche Suizidgedanken spricht. «Hätte ich mich damals nicht direkt in die Klinik begeben, hätte mir das gleiche Schicksal wie Robert Enke später gedroht.»

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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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Enke kämpfte sich jahrelang immer wieder gegen Depressionen – bis es nicht mehr ging. Der damalige deutsche Nationaltorhüter nahm sich am 10. November 2009 mit erst 32 Jahren das Leben.

Diagnose Burnout

«Zum Glück wurde mir geholfen», meint Hannawald, «und ich bin auf eine Bahn gekommen, wo ich wieder Spass am Leben hatte.» Er bekam die Diagnose Burnout. Sie zwang ihn 2005 zum Rücktritt. «Das war der schwerste Tag meines Lebens. Ich musste meine Liebe, das Skispringen gehen lassen», sagte er einst.

Heute versucht Hannawald, anderen Betroffenen zu helfen, indem er über seine Erfahrungen spricht. Man müsse auf seine «innere Stimme hören und Warnsignale ernst nehmen». Und vor allem keine Scheu davor haben, zum Arzt zu gehen.

Früher keine Zeit für eine Freundin

Der eigene Perfektionismus und der permanente Leistungsdruck gepaart mit dem ständigen Hungern haben bei Hannawald das Burnout ausgelöst. Vor einem Rückfall schützt er sich, indem er sich Freiräume schafft, «wo ich Zeit für mich habe» und nicht mehr zehn Dinge auf einmal erledigt. So überstehe er auch stressige Phasen.

Die Basis dafür, dass es ihm so gut geht, ist seine Familie. «Das ist der Unterschied zu früher», meint er. «Damals habe ich es nicht mal unter einen Hut bekommen, Leistungssportler zu sein und gleichzeitig eine Freundin zu haben. Ich habe ständig nur an meinen Sport gedacht.»

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