Bis 2026 gehts weiter – und dann?
So steht es um die Zukunft des Big Air Chur

Am 20. Oktober wird die Freestyle-Saison dem Big Air Chur eröffnet. Die Mischung aus Festival und Freestyle-Weltcup soll 30'000 Zuschauer anlocken. Die braucht es. Denn im vergangenen Jahr schrieben die Veranstalter rote Zahlen.
Publiziert: 03.10.2023 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2023 um 20:50 Uhr
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Trotz perfektem Herbstwetter blieben die Veranstalter 2022 auf vielen Tickets sitzen.
Foto: keystone-sda.ch
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Nina KöpferRedaktorin Sport

Jahrelang strich jeder Actionsport-Fan das Datum des freestyle.ch dick in der Agenda an. Der mehrtägige Event in Zürich stand für Spektakel, Musik und sportliche Glanzleistungen, die den Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen liessen. Bis es 2014 plötzlich hiess: fertig freestyle. Das Geld fehlte. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Erst mit dem Big Air Chur füllte 2021 ein ähnlicher Event die entstandene Lücke.

Big Air Chur ist zugleich der Abschluss der Festivalsaison und der Startschuss in den Weltcup der Freeskier und Snowboarder. Während die Sportler auf einer der grössten mobilen Sprungschanze der Welt ihre besten Tricks auspacken, werden auf der Bühne nebenan die deutsche Elektroband Scooter oder der US-Rapstar G-Eazy performen. Und im Idealfall 30’000 Menschen zum Tanzen und Feiern bringen.

Raus aus den roten Zahlen

30’000. Das ist die Marke, welche die Veranstalterin First Event AG, ebenfalls Organisatorin des Openair Frauenfelds, anstrebt. Es ist die Marke, welche für schwarze Zahlen sorgen würde. Denn trotz des mächtigen Geschützes an Entertainment und Spektakel ist der Event in Chur GR ein zartes Pflänzchen.

Im ersten Jahr wurde es als erster Grossevent nach der Coronapandemie fast überrannt. Im zweiten Jahr jedoch blieben die Veranstalter auf Tickets sitzen. Es resultierte ein Defizit von einer halben Million Franken. «2022 waren die Leute Ende Sommer vor lauter aufgeschobener und nachgeholten Veranstaltungen Festival-müde», erklärt René Götz, CEO der First Event AG, den Taucher in die roten Zahlen. Auch die gestiegenen Infrastruktur-Energiekosten trugen ihren Teil dazu bei. Allzu viel Gewicht will Götz diesem Defizit nicht geben. Dieses Risiko gehöre in der Eventbranche dazu, wenn man einen neuen Event aufbaue.

Instabile Vorgänger

Doch schaut man sich die Vorgänger des Churer Grossevents an, kommt nicht gerade rosige Stimmung auf. In Metropolen wie Berlin, Paris oder London fanden in der Vergangenheit bereits ähnliche Veranstaltungen statt. Keine blieb langfristig bestehen. Ein wiederkehrender Knackpunkt: die Finanzierung.

Die ist in Chur zu einem gewissen Teil gesichert - dank Stadt und Kanton. «Die Stadt steht zu 100 Prozent hinter dem Event», sagt René Götz. Das Stimmvolk stimmte gar einer Unterstützung von 2,4 Millionen Franken für die Ausgaben von 2022 bis 2026 zu. Was danach passiert, weiss der CEO noch nicht. «Wir glauben fest, dass dieses hybride Konzept aus Sport und Musik Zukunft hat. Aber natürlich müssen auch die Finanzen stimmen.»

Sport alleine rentiert nicht

Der sportliche Teil alleine wäre ein Minusgeschäft. «Es ist in der Eventbranche allen bewusst, dass man mit dem Sport alleine auf keinen grünen Zweig kommt», sagt Donald Nader, Head of Sports am Big Air Chur. Man sei abhängig vom restlichen Entertainment. «Um einen grossen musikalischen Headliner und nebenbei noch Weltklasse-Freestyle zu sehen, sind die Leute bereit, etwas auszugeben.» Umfragen unter den Zuschauenden hätten ergeben, dass 60 Prozent wegen der Kombination aus Musik und Sport vor Ort sind.

«Obwohl das Publikum in Chur schon mehr zur Musik hingezogen ist. Aber es dauert jeweils nicht lange, bis sie sich vom Sport mitreissen lassen», so Nader. Auch für die Athleten sei es etwas Besonderes, zwischen Licht- und Feuershows auf der über 40 Meter hohen Rampe zu stehen und beim Sprung von 15’000 Leuten angefeuert zu werden.

Die Stadt und die Organisatoren hoffen, Chur auch über 2026 hinaus als Start in den Weltcup zu etablieren. Das würde auch aus logistischen und ökologischen Gründen Sinn machen. Jeden Oktober trifft sich die internationale Elite der Freestyler für ein mehrwöchiges Trainingscamp auf dem Gletscher in Saas-Fee VS. Im Vergleich zu anderen Weltcup-Destinationen also nur einen Katzensprung entfernt.

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