Mit einer Minute Vorsprung kommt Maëlle Veyre (21) am Engadin Skimarathon ins Ziel, doch kurz nach den ersten Siegerinnenbildern im garstigen Schneetreiben vergeht der Französin das Lachen. Am Testgerät, das die Ski von Veyre auf das seit diesem Winter im Skisport verbotene Fluor im Wachs untersucht, geht die rote Lampe an.
Disqualifikation. Die vermeintliche Dominatorin ist wenige Minuten nach der Zieldurchfahrt den grössten Triumph ihrer noch jungen Karriere wieder los. Veyre holte vor einem Monat an der U23-WM Bronze über 20 km, im Weltcup ist sie bisher erst zweimal gestartet. Dass sie nun ausgerechnet als Siegerin aus der Wertung fliegt, sorgt für Wirbel. OK-Boss Adriano Iseppi zu Blick: «Das ist sehr enttäuschend. Der Fluorwert war über der Grenze.»
Zwölf Teilnehmende fliegen aus der Wertung
Veyre äusserte sich bisher nicht öffentlich zur Disqualifikation. Wie hat sie den Ausschluss aufgenommen? «Sie war überrascht, weil sie ihre Skis nicht selber vorbereitet hatte. Aber sie wusste aus dem Weltcup, dass es am Verdikt nichts zu rütteln gibt», schildet Iseppi.
Platz 1 erbt Vorjahressiegerin Giuliana Werro (24). Und die Zernezerin braucht die nächsten beiden Jahre die Konkurrenz der Französin nicht zu fürchten: Veyre kassiert zwei Jahre Startverbot am Engadiner. Dieselbe Strafe erhalten die weiteren elf Teilnehmenden, deren Fluorwert zu hoch war. Dass eine Fluor-Disqualifikation zwei Jahre Engadiner-Sperre bedeutet, wurde vom OK im Vorfeld festgelegt, damit es vor allem auch die Amateure abschreckt, für die eine Teilnahme ein jährliches Highlight ist.
Schon beim Frauenlauf vom 3. März wurden zwei der sechs Bestklassierten disqualifiziert, weil auch bei ihnen Fluorwachs nachgewiesen werden konnten. Das OK verurteilte damals diese «unsportlichen und der Natur schadenden» Versuche und kündigte an, die Kontrollen auf den Skimarathon vom Sonntag hin noch einmal zu intensivieren.
Verdächtig schnelle Ski wurden gemeldet
Nun wurden 50 Ski untersucht. Bei den Spitzenfeldern lückenlos, Veyre blieb aber als Einzige aus den Top Ten der Frauen und Männer in der Kontrolle hängen. Bei den restlichen rund 11'000 Startenden gab es Stichproben, denn das Verbot galt auch für die grosse Masse der Amateurläuferinnen und -läufer.
Iseppi schildert, dass entlang der Strecke Beobachter die Aufgabe hatten, verdächtig schnelle Skis zu melden und für die Kontrolle vorzumerken. «So konnten wir gezielte Stichproben machen, was erklärt, dass fast ein Viertel aller Tests positiv war.»
Denn die garstigen Bedingungen waren eigentlich wie gemacht für den Einsatz von fluorhaltigem Wachs – die Chemikalie hilft mit, dass das Wasser besser abperlt und der Ski damit besser gleitet. Nicht gerade unwahrscheinlich, dass Veyre so einen kleinen Vorteil auf ihrer vermeintlichen Siegesfahrt hatte. Doch nun kehrt sie frühestens 2027 zum Langlaufklassiker ins Engadin zurück.