Wie hart die Schlussetappe der Tour de Ski mit teilweise 28 Prozent Steigung ist, zeigen die Bilder nach der Zielankunft der Frauen. Eine nach der anderen bleibt unmittelbar hinter der Schlusslinie liegen – und versperrt nachkommenden Läuferinnen damit beinahe die Zieleinfahrt. Auch Frida Karlsson, die sich als 15. in der letzten Tour-Etappe den Gesamtsieg sichert, kann sich nicht freuen. Die Schwedin scheint völlig ausgepumpt, braucht medizinische Hilfe. Es sind bange Minuten, auch die Siegeszeremonie geht ohne sie über die Bühne. Später gibts aus dem schwedischen Lager Entwarnung: «Sie ist wach und spricht mit einem Arzt.»
Nadine Fähndrich liegt im engen Zielbereich kurzzeitig neben Karlsson. Sie beendet das Rennen als 31. – und berichtet hinterher bei SRF: «Ich wusste, dass es brutal werden würde. Auch, weil ich schon davor müde war.» Auf die Frage nach den blauen Beinen meint sie schmunzelnd: «Sie sind eher dunkelblau, wahrscheinlich schwarz.»
Fähndrich lacht. Ein Ziel hat sie erreicht: Sie läuft die Tour als einzige Schweizerin zu Ende. Mit dem zweiten Ziel klappt es allerdings nicht. Weil ihr in der siebten und letzten Etappe, beim Anstieg zur Alpe Cermis, die Kraft fehlt, büsst sie in der Tour-Gesamtwertung nochmals einige Plätze ein. Der anvisierte Top-10-Platz gerät ausser Reichweite. Am Ende ist es Schlussrang 22.
Regeneration und Formaufbau für WM
Fähndrich ist «enttäuscht», im Total-Kontext der Saison kann sie aber gut mit dem Resultat leben: «Der Hauptfokus liegt in diesem Winter nicht auf der Tour de Ski.» Nein, der liegt auf der WM Ende Februar in Planica (Slo). Dann soll die Form unbedingt wieder stimmen. Bis dahin wird alles der optimalen Vorbereitung auf den Grossevent untergeordnet: «Es geht jetzt darum, zu analysieren, was wir machen können, damit ich wieder auf jenes Niveau komme, das ich in Beitostölen oder Davos hatte.» Dort hatte sie ihre ersten beiden Saisonsiege im Sprint eingeheimst, ehe sie im Val Müstair – zu Beginn der Tour de Ski – den dritten in Serie folgen liess.
Kläbo souverän
Den Sieg in der Schlussetappe holt sich die Französin Delphine Claudel, die im Anstieg allen davonzieht. Tour-Dominatorin Karlsson muss im steilen Stück abreissen lassen – ihren Vorsprung von über einer Minute kann sie aber ins Ziel bringen. Gesamtzweite wird die Finnin Kerttu Niskanen, Dritte die Norwegerin Tiril Weng.
Bei den Männern geht der Tour-Sieg an den überragenden Norweger Johannes Hösflot Kläbo. Sein sechster Rang zum Abschluss reicht, um im prestigträchtigen Etappen-Bewerb zum dritten Mal zu triumphieren. Nur noch ein Erfolg fehlt ihm auf Dario Cologna.