Das ist wahrer Sportsgeist und an Fairness kaum zu überbieten: Die Biathletin Michela Carrara verzichtet am Mittwoch an der Europameisterschaft in Lenzerheide auf den Sieg im Einzel – freiwillig!
Denn als alle Athletinnen im Ziel sind, liegt die Italienerin 47 Sekunden vor der Deutschen Lisa Maria Spark (22) und ist damit Europameisterin. Ihr Trainer Edoardo Mezzaro macht sie im Anschluss aber darauf aufmerksam, dass sie beim ersten Stehendschiessen zwei Scheiben verfehlte. Die Organisatoren haben die beiden Fehler allerdings nicht bemerkt. Skurriler könnte der Grund dafür kaum sein.
Die US-Amerikanerin Jaquelyn Garso (23) stand beim Schiessen neben Carrara, hat auf die falschen Scheiben geschossen und unter anderem die zwei Felder getroffen, die die Italienerin zuvor stehen gelassen hatte. Dadurch fiel niemandem der Fauxpas auf, und die 25-Jährige entging den eigentlich fälligen zwei Strafminuten.
«Fairplay hat gewonnen»
Die Verantwortlichen haben den Wettkampf bereits für beendet erklärt, da der Schiessvorgang nicht mehr überprüft werden kann. Der EM-Titel wäre also beschlossene Sache gewesen. Doch für Carrara ist sofort klar, dass sie die Goldmedaille nicht annehmen will.
Sie und ihr Trainer machen die Jury auf den Fehler aufmerksam, die zwei Minuten werden addiert, und sie fällt bis auf Platz 11 zurück.«Ich bin froh, dass am Ende die beste Athletin gewonnen hat. Das wäre für mich nie ein echter Sieg gewesen», sagt sie dem italienischen Portal «Fondo Italia». «Heute hat das Fairplay gewonnen.» (che)