Michael Jordans berühmtes Zitat «Republikaner kaufen auch Sneakers» brachte jahrelang das Verhältnis von Sportlern zu politischen Statements auf den Punkt: lieber schweigen, als mit seiner Meinung anzuecken.
Natürlich gab es auch Ausnahmen: Muhammad Ali verweigerte den Wehrdienst, Alain Sutter zeigte den Atomtests von Jacques Chirac die Rote Karte und Quarterback Colin Kaepernick kniete aus Protest gegen Rassismus während der US-Hymne. Diese Versuche, den Sport zu politisieren, sollten aber alle im Keim erstickt werden. Ali wurde drei Jahre gesperrt, die Uefa führte ein Verbot für Kundgebungen ein und Kaepernick erhielt in der von konservativen Besitzern dominierten National Football League keinen Job mehr.
Der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der sich heute erstmals jährt, sorgte diesbezüglich zumindest teilweise für eine Kehrtwende. Uefa-Präsident Ceferin ermutigte die Fussballer plötzlich zu Protesten und NFL-Boss Goodell entschuldigte sich bei Kaepernick.
Auch anderswo wurde nach Floyds Tod der Sport als Bühne für politische Statements genutzt: Unter der Führung von Lewis Hamilton geht noch heute ein Teil der Formel-1-Piloten vor jedem GP in die Knie. An den US Open erinnerte Naomi Osaka mit ihren Masken an sieben Opfer von Polizeigewalt. Und in der NBA wurde nach einem Spielerprotest ein ganzer Playoff-Spieltag abgesagt. Selbst Michael Jordan machte mit einer 100-Millionen-Dollar-Spende klar, dass die Zeiten, in denen ihm der Verkauf von Turnschuhen wichtiger war, vorbei sind. (cmü)