Ein Skandal im italienischen Volleyball beschäftigt derzeit Politiker und Sportfunktionäre im ganzen Land. Lara Lugli, heute 41, ist Volleyballerin und spielt in der Saison 2018/19 beim italienischen Verein Volley Maniago Pordenone. Dann wird sie schwanger – und das Drama geht für die Italienerin los.
Sie ist damals Captain für ihren Verein und erzählt im März 2019 einem Angestellten von der Schwangerschaft, daraufhin wird Lugli freigestellt. Im Interview mit «The Guardian» erzählt sie nun, brüskiert von den Ereignissen, wie erschüttert sie war: «Es wurde dargestellt, als wäre das, was ich mache, illegal und böswillig.» Nur einen Monat später, erleidet sie eine Fehlgeburt und verliert das Baby. Bereit, wieder Volleyball zu spielen, meldet sie sich bei ihrem Verein und fordert nach eigener Aussage den Lohn ein, für den Monat, den sie für den Verein gespielt hat, bevor sie von der Schwangerschaft wusste – rund 2500 Euro. Doch stattdessen wird sie vom Verein verklagt, weil sie bei der Vertragsunterzeichnung nicht angegeben habe, dass sie Pläne hat, ein Kind zu kriegen.
«Ein Fall von Gewalt an Frauen»
Auf ihrer Facebook-Seite teilt sie ein Gerichtsdokument. Aus dem geht hervor, dass der Verein sie beschuldigt, dass sie «ihren Wunsch, eine Mutter zu werden, verheimlicht habe». Ausserdem argumentiert der Club, dass ihre «Wahl» das Team so stark beeinflusst habe, dass sie den Rest der Saison schlecht gespielt haben und so Sponsoren-Gelder verloren hätten. Lugli sei «unfassbar wütend» geworden, als sie das Dokument gelesen hat. «Ich spiele seit 25 Jahren Volleyball und habe immer alles gegeben, das wussten sie. Sie haben gesagt, dass eine Frau in meinem Alter wissen sollte, ob sie ein Baby möchte und das auch anzukündigen hat. Sie haben nicht nur meine Professionalität infrage gestellt, sie haben eine Schwangerschaft mit etwas Illegalem und Böswilligen verglichen – das ist eine ernste Sache.»
Mehrere Politiker haben auf den Fall reagiert. So schreibt Maria Elisabetta Alberti Casellati, die Sprecherin des Senats, von einem Fall von «Gewalt an Frauen». Aussenminister Luigi Di Maio bezieht auf Facebook Stellung: «Zu denken, dass eine Frau heutzutage gezwungen ist, zwischen Baby und Karriere zu entscheiden, ist nicht länger tolerierbar.» Auch Giovanni Malagò der Leiter des italienischen Olympischen Komitees, spricht Lara Lugli «seine Solidarität aus».
Verein ist sich keiner Schuld bewusst
Der Verein, Volley Maniago Pordenone, hat sich gegenüber der Presse nun ebenfalls geäussert. Leiter Franco Rossato erzählt, dass sich der Club «gegen die Gehalts-Forderung wehren musste». Seiner Aussage nach, habe der Verein den Vertrag mit Lugli aufgelöst, nachdem sie gesagt habe, dass sie schwanger sei. Man habe damals die Klauseln nicht aktiviert, die besagen, dass sich die Athletin bei Vertragsbruch strafbar machen würde. «Erst Monate später haben wir dann Post vom Anwalt von Lugli erhalten, in der er das Geld einforderte.» Dann habe man auch erst die Klauseln aktiviert. (rij)