An der EM in Basel im April holte Giulia Steingruber in ihrer Paradedisziplin Sprung die Goldmedaille. Die anderen Disziplinen wie Boden und Mehrkampf sagte sie aber ab. Grund dafür waren Oberschenkelprobleme. Konkret: ein Muskelfaserriss am Bein, wo sie schon Probleme mit einem Bündelriss am selben Muskel sowie mit dem Kreuzband hatte.
Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio hatte sie fortan viel vor: fit werden und dann mit Vollgas den geplanten neuen Sprung üben, der mit höheren Schwierigkeitsgraden mehr Punkte im internationalen Wettkampf geben soll. Doch dazu kommt es nun nicht. «Für den neuen Sprung wurde die Zeit zu knapp», sagt Steingruber vor ihrem Abflug nach Tokio zu Blick. «Die Verletzung ist noch nicht hundertprozentig verheilt.»
Physio und Laufschulung
Erst vor ein paar Wochen habe sie überhaupt wieder mit vollem Sprungtraining begonnen. «Das Bein ist meine Schwachstelle, die ich unter Kontrolle halten muss», so Giulia, die seit Monaten täglich Physiotherapie macht und eine Laufschulung erhält. «Damit ich im Sprint anders ansetzen kann. Denn der 25-m-Anlauf vor dem Sprung ist mein Problem. Wir müssen eine gute Balance finden, um die Belastung auf den Muskel tief zu halten.» Steingruber: «Insofern war die Vorbereitung sicher nicht optimal.»
Am Boden zerstört ist Giulia deswegen aber nicht. «Ich bin trotzdem sehr motiviert und sehr optimistisch für Tokio», sagt sie. Die tägliche Arbeit mit den Trainern habe insgesamt gut funktioniert. Und wie schon bei der erfolgreichen EM setzt sie auch für Olympia auf Altbewährtes: «Ich weiss, dass ein Finalplatz drin liegt, wenn ich meine gewohnten Sprünge gut stehe.»
Der Medaillen-Traum lebt
Hat die Bronze-Gewinnerin von Rio eine erneute Medaille abgeschrieben? «Nein», antwortet sie entschlossen, «die bleibt ein Traum! Einmal im Final, kann immer alles passieren.» Zudem habe sie ihre Bodenübung etwas aufgestockt. «Da ist eine schwierigere Übung in guter Qualität realistischer.»
Dank solcher Ziele und Träume kann Steingruber trotz wiederkehrender Rückschläge ihre Motivation aufrechterhalten. «Sich ständig zurückzukämpfen, wird jedes Mal strenger», gibt sie zu. Auch ihr hohes Turnalter helfe dabei nicht. «Aber ich mache diesen Sport nach wie vor gerne und bin ein sehr positiver und optimistischer Mensch – das hilft mir, meine Ziele zu erreichen.»