Nicola Spirigs härtester Triathlon
Sohn Yannis fieberte vor dem TV voll mit

So erlebte Reto Hug, der Partner von Nicola Spirig, mit Familie und einem halben Dutzend Freunde den Triathlon von Tokio.
Publiziert: 27.07.2021 um 20:13 Uhr
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Nicola Spirig und Sohn Yannis. Hier ein Archivbild aus Lausanne 2019.
Foto: Keystone
Sebastian Rieder aus Tokio

Alles war angerichtet für die grosse Sause im Hause Hug. «Wir haben bei uns alle daheim vor dem Fernseher versammelt – eine kleine Gruppe, die eigentlich geplant hatte, Nicola nach Tokio zu begleiten», erzählt Reto am Telefon. Weil aber die Restriktionen aufgrund Corona-Pandemie eine Einreise nach Japan verunmöglichen, beschliesst der Mann von Spirig kurzerhand das halbe Dutzend Freunde, in der eigenen Stube willkommen zu heissen.

Bis spät nach Mitternacht fiebert also das kleine, aber feine Fanlager um den möglichen Gewinn der dritten Olympia-Medaille mit. Ganz vorne vor dem TV verfolgt der kleine Yannis (8) mit grossen Augen den fast zweistündigen Wettkampf seiner Mutter – während seine zwei kleinen Geschwister Malea (4) und Alexis (2) schlafen. «Yannis wollte das Rennen unbedingt mitverfolgen», erklärt Reto, «und weil wir gerade Sommerferien haben, durfte er natürlich bis zum Schluss schauen.»

Erstmals ohne Freunde an Olympia

2016 war er schon live dabei, als Mama Nicola in Rio zu Silber spurte, sändelte der damals 3-Jährige an der Copacapana. Und auch damals standen die Freunde der Familie am Streckenrand. Wie schon 2012 in London, als Spirig sensationell Olympiasiegerin wurde.

Mit diesen Eindrücken im Kopf hoffte die treue Truppe auch in Tokio auf ein einmaliges Erlebnis. Genauso wie Nicola selber, die kurz nach ihrer Ankunft in der japanischen Hauptstadt ihr Bedauern ausdrückte, dass sie erstmals ohne die engsten Freunde und ihren Mann an der Seite, das Kunststück vollbringen sollte, als dreifache Mutter mit 39 Jahren an ihren fünften Olympischen Spiele noch einmal Edelmetall zu gewinnen.

Die letzten Spiele für Spirig

Dass es für den Schweizer Triathlon-Star in Tokio die letzten Sommerspiele überhaupt sein werden, macht das Fernbleiben ihres engsten Umfelds umso schmerzhafter. Einsam fühlt sich Spirig aber auch im Vergleich mit der Konkurrenz.

Als sie im Land der aufgehenden Sonne um sieben Uhr morgens nach dem hart umkämpften Wettstreit im Wasser auf der 40-km-Velostrecke die Führungsarbeit der Verfolgergruppe ganz alleine bewältigen muss, leidet die Gemeinschaft vor der Glotze gleich doppelt mit.

Gut aus der Affäre gezogen

«Sie hat versucht, die Lücke zu schliessen, aber keiner hat ihr geholfen», sagt Hug und versteht nicht, warum niemand den Mut hatte, wie seine Partnerin auf Sieg zu fahren. Auf der Laufstrecke ist der Abstand dann zu gross, um die Spitzengruppen noch einzuholen. Hier gehts zum Rennbericht.

«Schade, dass es nicht geklappt. Sie hat alles versucht und sich sehr gut aus der Affäre gezogen», sagt Hug. Und der Sohnemann? «Yannis war immer gut drauf. Er fand es vor allem lustig, dass er so lange aufbleiben durfte.» Am Ende war aber auch er stolz auf den 6. Platz und freute sich über das Olympische Diplom: «Gut gemacht, Mami!»

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