Nach Trennung vom Erfolgscoach und mysteriösen Gesundheitsproblemen
Daniela Ryf stellt ihr Leben auf den Kopf

Alles neu bei Daniela Ryf. Ausgelöst durch die Corona-Pandemie stellte sie ihr Leben auf den Kopf. Mittlerweile sitzt alles wieder gut. So gut, dass am Samstag der WM-Titel her soll.
Publiziert: 17.09.2021 um 16:36 Uhr
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Ausgelöst durch Corona fiel Daniela Ryf in eine Sinnkrise. Die Erkenntnis: Ohne Sport ist da nicht viel im Leben.
Foto: keystone-sda.ch
Stefan Meier

«Manchmal ist es Zeit, sich zu verändern und etwas Neues zu wagen und nicht immer am Alten festzuhalten.» Diese Erkenntnis traf Ironman-Seriensiegerin Daniela Ryf im Jahr 2020 wie ein Schlag. Corona wirbelte ihr Leben durcheinander. Als plötzlich alle Wettkämpfe wegfallen, trainiert sie weiter. Und sie merkt, dass da sonst herzlich wenig ist in ihrem Leben.

«Ich habe immer vorwärts geschaut und das war wie ein Stopp», erklärt die 34-Jährige gegenüber Blick. «Früher fehlte mir der Mut, inne zu halten und zu beurteilen, womit ich zufrieden bin und womit nicht.»

Doch nun fand sie die Courage und krempelte ihr Leben um. Sie baut ein (Single)-Haus in ihrer Heimatregion Günsberg (SO). Sie nimmt ihr Studium in Lebensmitteltechnologie wieder auf, schliesst es ab – und startet per Fernstudium den EMBA in Wirtschaftspsychologie.

Trennung von Erfolgscoach

Und: Ryf trennt sich von ihrem Erfolgscoach Brett Sutton. In acht Jahren führte sie dieser an die Weltspitze. Und auch wenn Ryf betont, dass sie noch freundschaftlich verbunden sind, ist die Trennung schwierig.

«Das war sicher nicht einfach. Doch in der Zeit, in der ich allein trainiert habe, habe ich viel gelernt», sagt Ryf. Ihr Vertrauen in Sutton sei sehr gross gewesen. Der Wechsel war aber unausweichlich, weil Zeit für etwas Neues war und sie diesen Sport noch einige Jahre betreiben wolle.

Monatelange Gesundheitsprobleme

Bedroht wurde dieser Wunsch durch ein mysteriöses Gesundheitsproblem, das sie monatelang verfolgt. «Ich hatte Mühe mit dem Immunsystem und Schwindelanfälle, oft einen sehr hohen Puls», sagt Ryf. Sie trainiert zwar konstant, fühlt sich aber müde, ohne Energie. Erst Ende August findet sie heraus, was los ist. «Ich hatte eine Pilzinfektion im Magen. Es war eine schwierige Zeit, wenn man nicht weiss, was läuft.»

Das Problem ist behoben. Und das neue Leben sitzt mittlerweile gut. Sie siegt, wo immer sie antritt – Dubai, St. George, Tulsa, Rapperswil, Thun. Am Samstag greift Ryf in St. George, Utah an. In der 70,3-WM (halbe Ironman-Distanz) peilt sie die Titelverteidigung an.

Neuer Trainer an der Seite

Mittlerweile mit einem neuen Trainer an ihrer Seite. Michael Harvey hilft ihr bei Planung und ab und zu in Trainings. Oft zieht sie es aber alleine durch. «Es hat Zeit gebraucht, Vertrauen in jemand Neues zu gewinnen. Aber ich erhalte Feedback, wenn ich es brauche und kann es doch selbstständig gestalten. Das passt eigentlich recht gut für mich.»

Bleibt nur ein Wermutstropfen. Der Hawaii-Ironman findet wie im Vorjahr nicht statt. «Das war schon grad wieder ein rechter Schlag für mich», verrät die 4-fache Siegerin. Den Fehler aus dem Vorjahr, wo sie stur weiter trainierte, will sie nicht wiederholen. Am Samstag heisst es nochmal Vollgas, dann beendet sie ihre Saison und macht Pause. «Wenn Hawaii im Februar stattfinden sollte, ist gut. Ich hoffe es schon. Und dafür werde ich dann nach meiner Pause wieder einen kurzen Aufbau machen.» Die verrückten letzten anderthalb Jahre zeigen: Ryf wird einen Weg finden.

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