Aus der Traum vom 11. Titel in Halle. Aber viel wichtiger: Lebt der Wimbledon-Traum noch? Roger Federers Körpersprache auf dem Centre Court von Halle gegen Félix Auger-Aliassime verhiess ab Mitte des zweiten Satzes nichts Gutes. Träge Bewegungen in den Ballwechseln, hängender Kopf in den Pausen. Der Blick düster unter den buschigen Brauen. Als sei ihm der Film – ein Horrorfilm – vor dem geistigen Auge bereits abgelaufen. Er könnte den Titel tragen: «Mein verzweifelter Lauf gegen die Zeit».
Scheide er früh aus, gehe er eben wieder trainieren, hatte Federer zuvor relativ entspannt gesagt. Jetzt ist er nach dem Ausscheiden mental angeschlagen. Über zwei Stunden dauert es, bis er in die Medienkonferenz kommt. Da will er es kürzer als sonst halten, gibt nur Auskunft auf Englisch – nicht wie sonst auch auf Deutsch und in Schweizer Landessprachen. Er habe sich selbst mit seiner negativen Einstellung auf dem Platz sehr enttäuscht und sei nicht stolz drauf, sagt er. Das habe er erst einmal verdauen müssen.
Die Schwierigkeiten seines Comebacks sind Federer eingefahren. Es läuft nicht, wie er will, dabei hat er so viel investiert. Zwei Operationen, viel Geduld, enormen Trainingsaufwand und das Opfer, die French Open mitten im Lauf freiwillig abzubrechen.
Der 39-Jährige tut gut daran, seine gewohnt positive Einstellung zurückzugewinnen. Denn hält dieser Zustand an, wird es richtig schwierig, wenn nicht gar unmöglich, an der Londoner Church Road zu brillieren. Und der Traum von einem letzten Wimbledon-Sieg zum Karriere-Abend platzt.