Er brauche keinen kitschigen Abschied, hat Roger Federer immer gesagt. Nun, ganz verabschiedet hat er sich noch nicht. Aber ob der bald 40-jährige achtfache Wimbledon-Champ noch einmal als Spieler nach Wimbledon zurückkehrt, ist in seinem Alter mehr als fraglich.
0:6 – das soll die letzte Erinnerung für Federer an sein Turnier der Turniere sein? Eigentlich seiner nicht würdig. Ein letzter Sieg, ein Abschied auf dem letzten Höhepunkt – das nähme wohl jeder mit Handkuss. Aber okay, das wäre kitschig. Doch davon hat wohl nicht einmal der Rasenkönig nach seiner 18 Monate dauernden Vorgeschichte mit zwei Knie-Operationen, langer Pause und fehlender Matchpraxis zu träumen gewagt.
Federer drückt sich vor einer klaren Aussage
Aber von einer hart umkämpften, von Emotionen geprägten, knappen Niederlage schon. Davon wollte hingegen ein 24-jähriger Pole namens Hubert Hurkacz nichts wissen. Die grosse Frage steht danach im Raum: Wie tief sitzt der Frust, wars das endgültig für Roger Federer? Mitten in der grössten Enttäuschung vorschnelle Entscheidungen zu treffen, passt nicht zum bedachten Schweizer.
Deshalb drückt er sich vor einer klaren Aussage, sagt weder Ja noch Nein zur wichtigen Rücktrittsfrage. Er brauche jetzt erst einmal Zeit, wolle sich mit seiner Frau Mirka und dem Team austauschen und die Ist-Situation analysieren. Auch was die Olympischen Spiele in Tokio betrifft.
Olympia ist nicht mehr weit – lange wird uns Roger also nicht mehr auf die Folter spannen. Und so bleibt auch uns in der Schweiz und allen Fans weltweit noch etwas Zeit. Aber wir sollten uns auf alles gefasst machen.
