«Wo ist die Linie, Spieler zu verbannen?»
Russe Medwedew spricht über seinen Wimbledon-Ausschluss

Daniil Medwedew, der seit Ende März nicht mehr auf der Tour war, gab in Genf sein Comeback. Auf einer Pressekonferenz äusserte sich der Russe zum ersten Mal zu seinem Ausschluss von Wimbledon.
Publiziert: 17.05.2022 um 11:36 Uhr
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Daniil Medwedew spielt in Genf. Im Hintergrund der Jet d'Eau.
Foto: AFP
Matthias Davet

Es sind die Geneva Open, die Daniil Medwedew (26, ATP 2) für seine Rückkehr auf den Tennisplatz gewählt hat. Der Russe, der seit seiner Niederlage im Viertelfinal in Miami Ende März nicht mehr auf der Tour gewesen ist, zieht daher die Aufmerksamkeit der Zuschauer in Eaux-Vives bei Genf auf sich. Dutzende Schaulustige säumen am Sonntagmittag die Zäune des Trainingsplatzes.

Daniil Medwedew muss diese Begeisterung geniessen. Ab nächster Woche ist er bei den French Open gesetzt. Danach folgt ein Zwangsurlaub bis Ende Juni. Wie alle russischen und belarussischen Spieler kann er am dritten Grand Slam der Saison – Wimbledon – nicht teilnehmen.

Grüner oder gelber Tennisball?

«Ich habe nicht wirklich eine Entscheidung zu treffen», erklärt der Weltranglistenzweite diesbezüglich. Bei einer Pressekonferenz in Genf sprach Daniil Medwedew ausführlich über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und seine Nichtteilnahme an Wimbledon.

«Da ich zuletzt nicht gespielt habe, konnte ich die Nachrichten verfolgen. Und viele Leute haben darüber gesprochen.» Tatsächlich haben sich viele Spieler zu dem Thema geäussert – Rafael Nadal oder Novak Djokovic haben sich unter anderem für die russischen Spieler eingesetzt. «Ich habe nicht direkt mit ihnen gesprochen, da ich nicht auf der Tour war», stellt Medwedew klar. «Aber ich versuche, andere Meinungen zu respektieren. Wenn mir jemand sagt, dass ein Tennisball grün ist, sage ich ‹Okay›, auch wenn ich denke, dass er gelb ist.»

Wie denkt Medwedew über den Ausschluss? Ist er ungerecht? Ist er sinnvoll? «Beides. Ich kann den Entscheid verstehen, aber wir reden hier über Sport. Es ist eine schwierige und beispiellose Situation.» Für den Russen wird das Problem möglicherweise auch an anderen Turnieren auftreten. «Wo ist die Linie, Spieler zu verbannen?», fragt er sich.

Vorbereitung auf Roland Garros

Medwedew relativiert die Situation in Bezug auf den Grand Slam auf Rasen: «Wenn ich kann, würde ich mich freuen, in Wimbledon zu spielen. Ich liebe dieses Turnier. Wenn es nicht geht, werde ich andere Turniere finden.»

Andere Turniere, wie jenes in Genf, an dem Daniil Medwedew diese Woche teilnimmt. Am Dienstag spielt er sein erstes Spiel gegen Richard Gasquet (35, ATP 75). Sein Ziel für diese Woche auf Sand? «Ein Spiel zu spielen – und hoffentlich mehr.»

Der Weltranglisten-Zweite gab an, dass er die Einladung der Organisatoren aus mehreren Gründen angenommen habe: Er habe nur Gutes gehört, er liebe die Stadt und der Belag sei dem von Roland Garros sehr ähnlich. All dies erklärte er in perfektem Französisch.

Medwedew, der bei den Australian Open in seinem Finale gegen Rafael Nadal (35, ATP 5) ausgebuht wurde, wird am Genfersee zweifellos die Gunst des Publikums geniessen. Angefangen bei den Dutzenden von Neugierigen, die am Sonntag bei seinem Training anwesend waren.

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