Bei keinem anderen Turnier wird so auf Traditionen geachtet wie in Wimbledon. Doch gegen ein sich häufendes Phänomen der Moderne ist man auch in London machtlos: manipulierte Spiele.
Obwohl den Wimbledon-Siegern im Einzel ein Preisgeld von über zwei Millionen Franken winkt und man selbst mit einer Erstrunden-Niederlage über 60'000 Franken erhält, gibts für die Spieler einen einfacheren, dafür kriminellen Weg, abzukassieren: Matchfixing. Dabei handelt es sich um das gezielte Manipulieren von Matches, das Wetten auf gekaufte Siege, Niederlagen oder gar einzelne Punkte. Ein Problem, mit dem das Welttennis seit Jahren kämpft.
Zwei Partien unter Verdacht
Nun ist es in Wimbledon zu verdächtigen Partien gekommen. Wie die «Welt» berichtet, sollen ein Männerdoppel sowie ein Einzel mit deutscher Beteiligung unter Manipulationsverdacht stehen. Wegen auffälliger Wetteinsätze haben gleich mehrere Anbieter Alarm geschlagen. Die «International Tennis Integrity Agency» (ITIA), die gegen Matchfixing vorgehen soll, ist informiert. Auf Anfrage von «Welt» will sie aber keine Angaben machen.
Beim betroffenen Doppel soll es während dem Spiel zu auffällig hohen Live-Wetten auf eine Niederlage der Favoriten gekommen sein – nachdem diese den 1. Satz gewonnen hatten. Beim Einzel wurde gegen Ende des 2. Satzes bei mehreren Anbietern ein insgesamt fünfstelliger Betrag auf das exakte Ergebnis des 3. Satzes gesetzt, ebenso wurde auf die exakte Anzahl Service-Games in der gesamten Partie gewettet. Diese Wetten waren am Ende alle von Erfolg gekrönt.
Nachweis schwierig
Der drohende Wettskandal in Wimbledon ist kein Einzelfall. Allein zwischen Januar und Juni diesen Jahres gingen bei der ITIA 34 Meldungen zu verdächtigen Partien ein. Sie geht rigoros dagegen vor, spricht immer wieder Sperren und Bussen gegen Profis aus, denen die Manipulationen nachgewiesen werden konnten. In den Griff zu bekommen ist das Problem trotzdem nicht. Denn es ist alles andere als einfach, Manipulationen nachzuweisen. Deshalb müssen sich Beteiligte, die regelmässig in den Fokus der Ermittlungen geraten, auch selten vor Konsequenzen fürchten. (red)