«Unpünktlich und respektlos»
Ex-Coach attackiert Zverev!

Nach Dominic Thiem (Ö) muss nun Alexander Zverev dran glauben. Ex-Coach Juan Carlos Ferrero packt über die unglückliche Zusammenarbeit aus.
Publiziert: 21.04.2020 um 19:07 Uhr
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Alexander Zverev wird von seinem Ex-Coach Juan Carlos Ferrero hart kritisiert.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach

Wie schade ist es, dass gemeinsame Erfolgszeiten im Nachhinein oft durch den Mist gezogen werden! So geschehen bei der österreichischen Weltnummer 3, Dominic Thiem. Dessen Beziehung zum langjährigen Trainer Günther Bresnik ist besudelt, obwohl dieser seit Domis Kindheit einen grossen Einfluss auf die Entwicklung nahm. Letztes Jahr kam es zur Trennung – und weil sich Bresnik zu wenig wertgeschätzt fühlt, fliesst zwischen den beiden öffentlich böses Blut.

Jetzt ist der Deutsche Alexander Zverev dran. Wird von Juan Carlos Ferrero attackiert, der acht Monate von Juli 2017 bis März 2018 sein Coach war. Der Spanier – selbst sieben Wochen die Weltnummer 1 und French-Open-Sieger 2003 – wirft «Sascha» Defizite in der Berufseinstellung, mangelnde Disziplin und mentale Schwächen vor.

«Um Federer, Nadal, Djokovic und den Rest zu überflügeln, müssen sich Zverev und die anderen, die danach kommen, abseits des Platzes, von der Ernährung bis zur Fitness, verbessern», sagt Ferrero in einem Podcast mit 3iGuales. «Wir gerieten damals wegen Respektlosigkeit und Unpünktlichkeit aneinander. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass es nicht richtig ist, wenn er 20 oder 30 Minuten zu spät zum Training kommt.» Zverev habe schon aber anderthalb Stunden lang kein qualitativ hochwertiges Training durchführen können. «Es gab Proteste. Stopps. Wut. Ablenkungen.» Viel Geld zu verdienen, wenn man jung ist, könne einen eben schwindelig machen.

Harte Worte – nicht gerade, was man sich als Geburtstagsgeschenk wünscht. Denn just gestern wurde die aktuelle Nummer 7 der Welt 23 Jahre alt. Und apropos Alter: Die Vorwürfe Ferreros beziehen sich auf einen damals 20-Jährigen. Es ist bekannt, dass Sascha früher etwas flapsig war, auch ungeschickt in seiner Haltung gegenüber den Medien, wodurch er in der Öffentlichkeit nicht gerade ein Vorzeige-Image pflegte.

Zverev hat sich weiterentwickelt

Aber in den letzten zwei Jahren hat sich der knapp zwei Meter grosse Schlaks weiterentwickelt. Nicht zuletzt auch durch seine enge Beziehung zu Roger Federer, von dem er sich eine positivere und professionellere Einstellung abgeguckt habe, wie er selbst schon zugab. Charakterlich lässt er sich aber nicht zurecht biegen. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wehrte sich Zverev auch schon: «Ferrero wollte aus mir einen ruhigen, balancierten Kerl machen – der ich nie war und nie sein werde.»

Nicht viel dagegegen halten kann der Hamburger auf den Vorwurf, bislang zu grosse, mentale Schwankungen für einen Grand Slam-Sieg zu haben. Bis zu den diesjährigen Australian Open, wo er in den Halbfinals stand, hatte er es an Majors nie über die Viertelfinals geschafft. Immerhin aber hatte er in den Jahren 2017 und 18 drei Masters-1000-Turniere gewonnen, was ihn zur Bestmarke auf Ranking-Platz 3 brachte. Und auf dem Weg zum Weltmeistertitel an den ATP-Finals 2018 hatte er reihenweise Spitzenspieler, u.a. Federer, gebodigt.

Ferrero geht also eher hart mit ihm ins Gericht. Auch weil dem heute 40-Jährigen offensichtlich etwas der Sinn für die Neuzeit entgeht. «Ich sah zu, wie sie auf Instagram herumtollten und nicht an Tennis dachten», stänkert er. Doch fürs persönliche Marketing gehört dies heute einfach dazu. Wie viele andere feiert auch Zverev seine noch relativ neue Beziehung mit Model Brenda Patea auf Instagram ab. Er ist eben immer noch recht jung – auch für seine Entwicklung auf dem Tennisplatz. Und da, so ist auch sein Kumpel Federer überzeugt, kann Sascha durchaus eines Tages ganz gross auftrumpfen.

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