Der Achtelfinal-Match gegen Matteo Berrettini (23) ist für Roger Federer Kurzarbeit. In nur 73 Minuten fegt er seinen Rivalen vom Centre Court. Der kürzeste Achtelfinal der Geschichte.
Während des dritten Satzes rauscht sogar die La-Ola-Welle durchs Publikum. Eine Seltenheit in Wimbledon, aber auch ein Spass für die Federer-Zwillinge Leo und Lenny! Die bald Fünfjährigen warten gespannt bis die Welle heranbraust und reissen dann die Hände hoch.
Roger witzelt mit Reporter
Federer selbst ist später an seiner Pressekonferenz glänzend aufgelegt und zeigt gute Laune. Roger nimmt den italienischen Kult-Reporter Ubaldo Scanagatta, der an den Australian Open 2019 von Nadal schlafend geweckt wurde und von Djokovic imitiert wurde, in einem witzigen Hin und Her hoch.
Scanagatta beginnt seine Frage so: «Ich habe gesehen, wie Berrettini ein Turnier gewann und in Halle die Halbfinals erreicht.» Federer lässt ihn nicht ausreden und wirft mit einem Lächeln ein: «Ich habe dich in Halle nicht gesehen.»
Er habe die Matches gesehen, meint Scanagatta. Diese Antwort lässt Federer keine Ruhe. Er erwidert lächelnd: « Du hast den einfachen Weg genommen und den TV in deinem Schlafzimmer gewählt. Ganz relaxed.»
Der Schlagabtausch geht in die nächste Runde. Scanagatta gibt Federer recht und sagt: «Vor dem Spiel habe ich geschrieben, dass ich nicht glaube, dass Berrettini Federer schlagen kann, aber er auch nicht 1:6, 2:6, 2:6 verlieren würde. Das ist aber genau das Resultat geworden.»
Wieder kommt Roger einer konkreten Frage Scanagattas zuvor. «Ob du deinen Beruf wechseln sollst, ist das die Frage? Denk darüber nach!» Grosse Erheiterung herrscht im Pressesaal und auch Federer muss lachen.
Berrettini-Coach bedankte sich
Er zeigt sich auch überrascht vom Trainer Berrettinis. Roger: «Sein Coach gratulierte mir und bedankte sich fast. Ich dachte, warum? Es sei gut für ihn, eine Lektion zu bekommen. Ihr seid hart, aber ich kann es verstehen. Ich mag die Italiener.»
Einen Tipp hat Federer für Berrettini auch parat, wie er die Kanterniederlage verarbeiten muss. «Wichtig ist, dass er nicht zu enttäuscht ist, weil er einen tollen Lauf hatte. Es ist wichtig für ihn, nach vorne zu schauen. Es kommen noch viele grossartige Momente in seiner Karriere.»
Federer gibt auch ein Beispiel einer Klatsche aus den Anfängen seiner Karriere. Von 2001. «Auch ich habe manchmal auf die harte Tour verloren. Ich erinnere mich an die US Open gegen Agassi. Ich glaube, es war auch 6:1, 6:2, 6:4. Ich dachte: Oh, vielleicht werfe ich Andre raus. Nein. Du wirst selbst zerschlagen und verstehst nicht, was passiert. Du realisierst, ich muss nur härter arbeiten. So einfach ist das.»
Das nächste Mal arbeiten muss Federer am Mittwoch im Wimbledon-Viertelfinal gegen Kei Nishikori.