Auch nach zahlreichen Verletzungsausfällen, schwierigen Comebacks und vielen sportlichen Dämpfern in den letzten Jahren hat Andy Murray (35) seine grosse Strahlkraft nicht verloren. Und schon gar nicht seinen Schalk, der ihn bei den Fans so beliebt macht. Jüngstes Beispiel: Als kürzlich Tennis-Wunderkind Mirra Andreeva (16) öffentlich von Murrays Schönheit «im echten Leben» schwärmte, hatte der Schotte wieder eine typisch-trockene Antwort parat: «Stellt euch mal vor, wie gut sie sein wird, wenn sie noch ihre Augen machen lässt!»
Murray vermittelte nicht nur in Madrid den Eindruck, dass er versucht, jede Sekunde auf der Tour maximal zu geniessen. Wenn man einen Blick auf seine bewegten letzten Jahre zurückwirft, die eine fette Verletzungsakte hervorbrachten, aber nur wenig Erfolge, ist das verständlich.
Murray scheint endlich wieder an einem Punkt angekommen, an dem sein Körper mitzumachen scheint. Die aktuelle Weltnummer 42 hat schlicht wieder Spass am Tennis. Selbst auf Challenger-Ebene, wo er zuletzt im französischen Aix-en-Provence an den Start ging – und das Turnier direkt gewann. Der Triumph war sein erster seit 2019 (Antwerpen, im Final gegen Stan Wawrinka). Und ebenfalls sein erster auf Challenger-Stufe seit 17 Jahren und acht Monaten, womit er einen neuen Rekord für den grössten Abstand zwischen zwei Titeln auf zweithöchstem Niveau aufstellte.
Wimbledon als Traum
«Ich bin sehr, sehr glücklich über den Sieg – und wir werden nächste Woche direkt weitermachen», meinte Murray in Aix-en-Provence sichtlich erleichtert. Und er deutete gleichzeitig zum wiederholten Mal an, riesige Lust auf die ganz grosse Bühne zu verspüren.
Murray will wieder angreifen. Erst in Rom (am Donnerstag zum Auftakt gegen Fabio Fognini/ATP 46), dann an den French Open, später bei seinem Lieblingsturnier in Wimbledon, wo er zwei seiner drei Grand-Slam-Titel holte.
Um einen Start in London nicht zu gefährden, würde er womöglich gar auf Paris verzichten. Doch das sei nach wie vor offen, sagt er. «Wir warten ab. Eigentlich würde ich sehr gerne in Roland Garros dabei sein. Wer weiss, ob es das letzte Mal sein könnte. Doch ich habe eben auch die Ambition, in Wimbledon um den Titel zu kämpfen.»
Das möge für manche «wenig realistisch» klingen, gibt er zu. Dennoch ist alleine die Tatsache, dass sich Murray einen derartigen Lauf zutraut, eine gute Nachricht für die Tennis-Welt, die sich nach wie vor nach mehr Murray-Momenten sehnt.