Das Schweizer Fernsehen stellt nach 36 Jahren Tennis-Experte Heinz Günthardt vor die Tür. Man verliert ein weiteres Aushängeschild, man verliert Erfahrung und Kompetenz. Das gibt zu reden, auch in der Tennis-Szene.
Auch Martina Hingis hat diesen Entscheid mit einer gewissen Verwunderung zur Kenntnis genommen. Sie kennt Günthardt seit vielen Jahren. Auch aus der Zusammenarbeit beim Schweizer Fedcup-Team. «Ich kenne die Hintergründe der Trennung nicht und weiss nicht, was da genau vorgefallen ist», sagt Hingis. Und ergänzt: «Darum ist es schwierig, diesen Personalentscheid fair zu kommentieren.»
Was ihr aber Sorgen macht, ist die folgende Passage in der Medienmitteilung von SRF: «Mittelfristig müssen wir davon ausgehen, dass Live-Spiele mit Schweizer Beteiligung einen kleineren Platz im Programm einnehmen werden.»
«Gibt ein Leben nach Federer»
Ein Formulierung, die Hingis aufschreckt. «Es ist eine bedauerliche Entwicklung, dass man nun auch noch die Tennis-Berichterstattung runterfahren will. Man hat ja sonst schon einige tolle Live-Rechte verloren.» Dass das Karriereende von Roger Federer naht, ist für Hingis kein Argument für eine eingeschränkte Tennis-Berichterstattung. «Es gibt ein Leben nach Roger Federer. Es gibt einen Stan Wawrinka und es gibt Talente wie Dominic Stricker. Und bei den Frauen haben wir Belinda Bencic, Jil Teichmann oder Viktorija Golubic.»
Unabhängig der Gründe für die Trennung von Günthardt: Für Martina Hingis ist es ein bedauerliches Zeichen, dass der Stellenwert des Tennis beim Schweizer Fernsehen sinken soll. Ganz allgemein dürfe man ganz sicher nicht beim Sport sparen. «Man spürt wieder deutlich, wie weit das Schweizer Fernsehen vom Publikum entfernt ist. Bei der Fussball-EM schauten bis zu 1,8 Millionen Menschen zu. Das ist dreimal mehr als bei der Tagesschau, wenn ich das so salopp sagen darf. Jede Schwächung des Sports scheint mir verlegerischer Selbstmord.» (fbi)