So verkündet Ashleigh Barty ihren Rücktritt
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Mit Tränen in den Augen:So verkündet Ashleigh Barty ihren Rücktritt

Martina Hingis über den Rücktritt von Ashleigh Barty
«Als Australierin ist es noch schwieriger»

Mit 25 Jahren tritt Ashleigh Barty als Weltnummer 1 per sofort zurück. Für Martina Hingis (41), die mit 22 Jahren diesen Schritt vollzogen hat, ist klar: «Ich kann sie sehr gut verstehen.»
Publiziert: 25.03.2022 um 00:21 Uhr
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Martina Hingis kann die Entscheidung von Ashleigh Barty gut nachvollziehen.
Foto: TOTO MARTI
Felix Bingesser

Blick: Martina Hingis, sind sie überrascht vom plötzlichen Rücktritt von Ashleigh Barty?
Martina Hingis: Nein. Ich kann diesen Schritt sehr gut nachvollziehen. Sie hat ihre Ziele erreicht, hat in Wimbledon, in Paris und zuhause in Melbourne gewonnen. Sie muss sich und allen anderen nichts mehr beweisen. Dass man dann entscheidet, nicht mehr jeden Tag 24 Stunden für das Tennis zu leben und andere Prioritäten zu setzen, kann man sehr gut verstehen. Vor allem, wenn man selber in dieser Situation war. Und ihr Fall ist sowieso speziell.

Inwiefern?
Sie ist Australierin. Ihre Familie und ihr Verlobter leben da am Ende der Welt. Da kann man zwischen den Turnieren nicht schnell nach Hause fliegen und ist so manchmal sechs Monate am Stück unterwegs. Ashleigh ist verlobt und hat mit dem Herzen entschieden. Denn welcher Partner macht so etwas mit in diesem Alter? Wer wartet monatelang auf seine Freundin?

Wie war es für sie damals?
Auch schwierig. Für mich war es damals auch der Grund, warum wir nach Florida gezogen sind. So konnte ich wenigstens immer wieder mal im eigenen Bett schlafen und hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ich war mit 22 Jahren auch an einem ähnlichen Punkt wie Ashleigh heute. Für so ein vermeintliches Glamourleben im Tenniszirkus zahlt man auch einen hohen Preis. Für mich war es halt ein Glück, dass ich meine Mutter an der Seite hatte.

Ist die ständige Reiserei für Frauen noch schwieriger als für Männer?
Tendenziell ist es immer noch so, dass Männer halt eher noch ihren eigenen Weg und ihre eigene Karriere verfolgen, als alles auf den Kopf zu stellen. Mirka Vavrinec hat ihre Karriere beispielsweise zurückgestellt, um mit Roger Federer unterwegs zu sein. Und viele Tennisspieler schnappen sich halt ein Model. Die sind es gewohnt, aus dem Koffer zu leben und auf der ganzen Welt daheim zu sein.

Kennen Sie Ashleigh Barty?
Ich habe einige Male gegen sie Doppel gespielt. Ihr Spiel und ihre Art gefallen mir. Sie spielt auch Golf und ist polysportiv. So, wie ich es damals war.

Kehrt Ashleigh Barty wie sie damals auch wieder zurück?
Das glaube ich eher nicht. Aber man weiss ja nie.

Wie gross ist die Lücke, die sie im Frauentennis hinterlässt?
Es ist eine spezielle Zeit im Frauentennis. Es gibt ja seit einigen Jahren keine klar zementierte Hierarchie mehr. Das beste Beispiel dafür ist Emma Raducanu. Sie gewann als Qualifikantin und Weltnummer 150 die US Open. Das wäre früher nicht möglich gewesen.

Wer könnte nun für Ashleigh Barty als Nummer 1 nachrücken?
Am ehesten Iga Swiatek, die ja jetzt die Nummer 1 erbt. Aber ob sie sich da einige Jahren behaupten kann, bezweifle ich. Das Feld ist sehr offen und ausgeglichen. Meiner Meinung nach wird es auch in den nächsten Jahren keine dominante und prägende Spielerin geben.

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