Ons Jabeur gilt als eine der beliebtesten Spielerinnen auf der Tour, als Frohnatur und Spassvogel, als «Minister of Happiness», wie die Fans sie bezeichnen. Doch 2023 ist selbst ihr das Lachen teilweise vergangen. Und das, obwohl die 29-jährige Tunesierin zwei Titel gewann und bis in den Wimbledon-Final vorstiess.
Jabeur hat in der Dokumentation «This Is Me», in der ihre Karriere als erfolgreichste afrikanische und arabische Tenisspielerin behandelt wird, Einblick in ihr bewegtes Jahr gewährt. An den Australian Open war sie vor zwölf Monaten schon in der zweiten Runde gegen Marketa Vondrousova (24) ausgeschieden (1:6, 7:5, 1:6). Jabeur bekundete zunächst Schwierigkeiten beim Atmen, woraufhin sich ihr Zustand nach dem Spiel derart verschlechterte, dass sie sich umgehend in ärztliche Behandlung geben musste. Untersuchungen brachten zum Vorschein, dass die Sauerstoffzufuhr zu ihrer Lunge aufgrund eines vergrösserten Knötchens behindert war. Gemäss «The National News» aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte sich Jabeurs Haut nach der Partie gar bereits blau gefärbt. In der TV-Dokumentation offenbarte ihr Trainer Issam Jelali, dass er grosse Angst um sie gehabt hatte: «Ich dachte, sie würde sterben.»
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In der Folge liess sich Jabeur an der entsprechenden Stelle operieren, während der Rest des Tennis-Zirkus im Glauben gelassen wurde, sie würde sich einer Knie-OP unterziehen. Daraufhin legte sie ein starkes Comeback mit dem Turniersieg in Charleston hin, indem sie im Final Belinda Bencic (26) bezwang. Und im September sollte sie noch den Titel in Ningbo (China) folgen lassen.
«Es macht mir so viel Angst»
Doch dazwischen wurde Wimbledon für sie zum zweiten grossen Drama des Jahres. Sie verpasste nicht nur im bereits dritten Final-Anlauf ihren ersten Grand-Slam-Sieg und damit die Chance, als Pionierin für Afrika Geschichte zu schreiben. Die «schwerste Niederlage» ihrer Laufbahn war auch ein ganz intimer Rückschlag, wie Jabeur verrät – weil sie und ihr Mann Karim Kamoun (37) ein Stück weit die Familienplanung darauf ausgelegt hatten: «Die Idee, möglicherweise ein Baby zu bekommen, verschwand mit der Wimbledon-Trophäe.»
Ob sie die Familiengründung nur verschoben oder wirklich aufgegeben haben, ist nicht bekannt. Jabeur machte damit aber deutlich, dass es ihr lieber gewesen wäre, zuerst ihr allergrösstes Karriereziel zu erreichen, bevor sie sich in eine Baby-Pause verabschieden würde.
An den Australian Open hat sie nun die nächste Chance, ihren Endspiel-Fluch zu besiegen. Die aktuelle Weltnummer sechs gehört wieder zum Kreis der Favoritinnen. Sie sagt: «Es macht mir so viel Angst, wieder einen Final zu spielen, aber ich weiss, dass ich das tun muss. Ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, ist vielleicht meine Lebensaufgabe.»