Der Wimbledon-Viertelfinal entpuppt sich zumindest zu Beginn als erster echter Härtetest in diesem Turnier für Roger Federer (ATP 3). Sein japanischer Uniqlo-Markenkollege Kei Nishikori (ATP 7) legt in den ersten Minuten bärenstark los.
Er schockt Federer gleich mit einem Break. Ein absoluter Fehlstart des Schweizers, der ungewohnt viele Fehler begeht und auch beim Aufschlag schwächelt. Federer fängt sich zwar, und kommt bei 2:3 sogar zu einem Breakball, den er aber nicht verwerten kann. Nishikori bringt den ersten Satz mit 6:4 ins Trockene.
«Kei war im ersten Satz ein bisschen besser. Für mich war es natürlich wichtig, dass ich im Zweiten stark anfange», meint Federer, «Das habe ich geschafft. Danach sah er immer weniger Chancen bei meinem Aufschlag. Und das ganze begann sich zu drehen».
Federer gibt den Tarif durch
Zweifel bei Federer? Im Gegenteil. Er zaubert seinen bisher besten Satz des Turniers auf den Centre Court. Er breakt Nishikori gleich doppelt zum 2:0 und 5:1. Plötzlich sitzt auch der erste Service wieder eins A. Die Erfolgs-Quote von 100 Prozent bei zehn Aufschlägen spricht Bände. Auch am Netz hinterlässt Federer mit sechs Volltreffern keinen Makel. Der Satzausgleich mit 6:1 ist Tatsache.
Im dritten Satz schnuppert Federer mehrfach am Break (4 Mal). Die fünfte schnappt er sich mit einem Vorhandwinner zum 4:3! Das verflixte siebte Game bringt Roger das verdiente Glück.
Ganz einfach macht es ihm Nishikori aber nicht. Als Federer bei 5:4 zum Satz aufschlägt, muss er zuerst einen Breakball abwehren. Den ersten des Japaners im dritten Satz. Federer lässt sich die Butter aber nicht mehr vom Brot nehmen und geht mit 2:1-Sätzen in Front.
Im vierten Satz beginnt sich langsam der Schatten über den Centre Court zu legen. Auf Federers Spielweise trifft dies aber nicht zu. Er zieht sein Match durch und schnappt sich zum besten Zeitpunkt das entscheidende Break! Souverän serviert er den Satz und das Spiel mit 6:4 heim. Bezeichnend: Mit einem Ass nach aussen schliesst er die Partie ab.
Was im Moment am besten klappt wird Federer gefragt: «Ich weiss es nicht. Ich fühle mich gut auf dem Platz. Auch wenn ich einen Satz hinten liege. Ich bleibe ruhig. Insgesamt bin ich einfach sehr froh, wie ich den Ball schlage.
Ich fühle mich auch von der Grundlinie gut, was vielleicht für das nächste Spiel wichtig ist.»
Besser als Connors auf Rasen
Nach Startschwierigkeiten ein starker Auftritt! Der 100. Sieg in Wimbledon ist Belohnung. So viele hat noch nie ein Spieler an einem Major geschafft. «Ein Fan hat mich daran erinnert beim Autogramme schreiben auf dem Platz. Es ist etwas Besonderes. Ich habe nicht daran gedacht, als ich heute gespielt habe. Wenn ich auf die 100 zurückschaue, waren einige unglaublich cool. 100 Siege hier in Wimbledon, wer hätte das gedacht? Ich sicher nicht», schmunzelt der «Maestro».
Ein Rekord sind auch seine 186 Erfolge auf Rasen, womit er sich von Jimmy Connors absetzt und alleiniger Rekordhalter ist.
Im Halbfinal wartet Nadal
Im Halbfinal am Freitag kommts nun zur Wiederholung des Roland-Garros-Halbfinals vor einem Monat gegen Rafael Nadal. Der Spanier setzt sich gegen den US-Amerikaner Sam Querrey in drei Sätzen durch.
Am Freitag schaut die ganze Welt nach Wimbledon. Dann stehen sich die beiden Tennis-Legenden Roger Federer und Rafael Nadal zum 40. Mal in einem Ernstkampf gegenüber.
24 Mal gewann bisher der Spanier, 15 Mal der Schweizer. Dagegen liegt Sand-König Nadal bei den Anzahl Wimbledon-Siegen klar zurück: 2:8 Titel. Beide Seiten haben ihre Argumente – Spannung vorprogrammiert!
«Er hat sich im Laufe der Jahre auf diesem Belag stark verbessert. Er spielt und serviert ganz anders als früher. Beeindruckend zu sehen, wie gesund er auch geblieben ist. Viele sagten schon 2008 'das ist das Ende'. Ähnlich wie bei mir 2009. Wir sind immer noch hier. Es ist schön, wieder gegeneinander zu spielen», sagt Federer über seinen Halbfinal-Gegner.
Erinnerungen an 2008
Nadal gegen Federer in Wimbledon. Da gehen die Erinnerungen automatisch an den epischen Final 2008 zurück, der zudem das letzte Direktduell der beiden Tennis-Giganten beim britischen Grand-Slam-Turnier ist. Nach 4 Stunden und 48 Minuten bodigt Nadal damals Federer 6:4, 6:4, 6:7, 6:7, 9:7. Nadal revanchiert sich für die beiden Niederlagen gegen Federer in den beiden Jahren zuvor.
Zusätzlich Zunder liefert der Setzlisten-Zoff im Vorfeld der diesjährigen Austragung. Nadal ist trotz seiner Position als Weltnummer 2 in Wimbledon nur als Dritter gesetzt. Profiteur ist Federer, der als Nummer zwei gesetzt ist. Das stinkt dem Spanier. Färbt das aufs Direktduell ab?