Bei keinem ATP-Turnier der Welt gibt die Setzliste im Vorfeld zu reden. Alle orientieren sich an der aktuellen Weltrangliste – nur Wimbledon macht dort eine Ausnahme. Die traditionsreichen Briten nehmen sich die Freiheit heraus, ein spezielles Verfahren anzuwenden.
Seit 2002 gibt es eine Formel, bei der die eroberten Punkte der Rasenturnier-Resultate der letzten zwei Jahre zusätzlich berücksichtigt werden. Das hat teilweise Verschiebungen von mehreren Positionen zur Folge. Dieses Jahr erwischt es wieder einmal Sand-König Rafael Nadal (ATP 2).
Der Mallorquiner bestreitet im Gegensatz zu Roger Federer (Sieger in Halle) seit Jahren kein Vorbereitungsturnier auf Rasen vor Wimbledon. Und büsst dadurch mit dem Rückfall auf Platz drei hinter Federer in der Setzliste.
«Überall gelten sonst die gleichen Regeln»
Je nach Auslosung droht ihm so schon ein Halbfinal-Duell mit Roger. Nadal findet das einzigartige Wimbledon-Verfahren unfair, wie er in einem Interview beim TV-Sender «Movistar+» betont.
«Ich finde es nicht richtig, dass Wimbledon als einziges Turnier eigene Kriterien anwendet. Überall gelten sonst die gleichen Regeln. Es betrifft nicht nur mich, sondern auch andere Spieler. Man spielt das ganze Jahr auf vielen Belägen stark und erarbeitet sich so seinen Status», meint Nadal.
Fast im gleichen Atemzug relativiert er aber wieder. «Ob Nummer 2 oder 3, ich muss mein bestes Niveau erreichen, um meine Rivalen zu schlagen.»
Die Setzliste wird am Mittwoch offiziell bekannt gegeben. Ein Profiteur ist auch der letztjährige Wimbledon-Finalist Kevin Anderson (ATP 8). Der Südafrikaner stösst auf Rang vier vor, verdrängt Thiem und trifft so frühestens im Halbfinal auf einen aus dem Kracher-Trio Djokovic, Federer und Nadal. (rib)